Pop-up-Radwege für mehr Sicherheit
Reaktionen der Städte auf verändertes Mobilitätsverhalten durch die Corona-Pandemie

Foto: Berlin, Bezirksamt Mitte
Die Covid-19-Pandemie hat das Mobilitätsverhalten beeinflusst. Während der ÖPNV mit einem starken Rückgang der Fahrgäste zu kämpfen hat, gewinnen individuelle Mobilitätsformen – wie der Fußverkehr, Radverkehr und Autoverkehr – an Bedeutung. Um den Infektionsschutz und das Einhalten der Abstandsregeln zu gewährleisten, entsteht in Berlin – wie auch in Paris, Brüssel und Bogota – eine sogenannte Pop-up-Radinfrastruktur. Das sind provisorische und zeitlich begrenzte Radwege, die mit einfachen Mitteln sicheres Radfahren und den nötigen Sicherheitsabstand ermöglichen. Dazu werden meist rechte Fahrstreifen oder ein bisheriger Parkstreifen zum Radfahrstreifen umgewidmet.
Berliner Reaktionen
Das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) hat in einer Studie erste Reaktionen der Berliner Bevölkerung auf die neuen Pop-up-Radwege eingefangen. Sie zeigen, dass die Befürworter der neuen Radwege eine höhere Sicherheit und mehr Platz als große Vorteile sehen. Allerdings gibt es auch Ablehnung. So wird die Einschränkung der motorisierten Verkehrsteilnehmer durch die Flächenumwidmung zugunsten des Fahrrads bemängelt. Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung, dass sich unter den Befürwortern viele Radfahrer finden, während sich unter den Ablehnern viele Autofahrer sind. Doch auch Menschen, die sich selbst als Fußgänger oder ÖPNV-Nutzer beschreiben, sehen die neuen Pop-up-Radwege überwiegend positiv.
Wichtige Entscheidungsgrundlage
Die Macher der Studie geben unumwunden zu, dass es noch nicht möglich war, eine Stichprobe zu rekrutieren, die repräsentativ für die gesamte Berliner Bevölkerung sei, daher könne man von den vorliegenden Ergebnissen keine direkten Schlussfolgerungen auf die Einstellungen der gesamten Berliner Bevölkerung ziehen. Die Ergebnisse sollen im Rahmen umfangreicherer und bevölkerungsrepräsentativer Befragungen kritisch getestet und überprüft werden. Jedoch seien die bisherigen Studienergebnisse eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die zukünftige Ausgestaltung einer pandemieresilienten und klimafreundlichen Mobilität.
Pro Kilometer Kosten in Höhe von 9500 €
Stand Ende Mai wurden in Berlin bereits zehn Pop-up-Radfahrstreifen mit einer Gesamtlänge von zehn km eingerichtet, 25 weitere Pop-up-Wege sollen noch entstehen. Allerdings: Die Kosten für einen Kilometer Pop-up-Radweg werden auf etwa 9500 € beziffert. Sollte jeder der 35 vorhandenen bzw. geplanten Wege eine Länge von einem Kilometer haben, entstehen Gesamtkosten von mehr als 300 000 €.