Schifffahrt auf der Suche nach klimaneutralen Antrieben
Die globale Schifffahrtsbranche braucht für ihre Energiewende zügig Planungssicherheit bezüglich der Antriebsart. Eine neue Studie zeigt, wie es gehen kann.

Foto: panthermedia.net/sengnsp
Die Vorgaben der IMO, der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation, sind klar: Bis 2050 soll der CO2-Ausstoß der Ozeanschiffe halbiert werden – Bezugsjahr ist 2008. Und das, obwohl die jüngste IMO-Studie zu Treibhausgasemissionen vom August 2020 einen Anstieg der Klimagase zwischen 2018 und 2050 um die Hälfte prognostiziert. Ein ambitioniertes Ziel also, aber man hat ja noch 30 Jahre Zeit – könnte man meinen.
„Für unsere Industrie ist 2050 morgen“, mahnt Uwe Lauber. Es geht dem CEO beim Augsburger Schiffsmotorenbauer MAN Energy Solutions darum, dass politisch, gesellschaftlich und von Seiten der IMO ein verbindlicher Fahrplan festgezurrt wird, auf welche klimaneutralen Kraftstoffe in Zukunft gesetzt werden soll.
Maritimes Großprojekt
Für eine weltweite Umstellung der gesamten Antriebseinheiten der Schiffe und der Infrastrukturen sind Investitionen in Billionen-Euro-Höhe nötig, weiß Gunnar Stiesch, der die Motorenentwicklung in Augsburg leitet. „Wer investiert schon ins Blaue hinein?“ Die Betreiber der Infrastruktur investierten nicht, wenn es die Motoren und Schiffe noch nicht gebe. Und die Motor- und Schiffbauer investierten nicht, solange es die Hafeninfrastruktur noch nicht gebe.
Ein Henne-Ei-Problem, daher fordert Lauber von der IMO einen klaren Plan: „Den brauchen wir eigentlich schon heute.“ Denn ein dieser Tage gebautes Schiff werde 25 bis 30 Jahre betrieben und befinde sich eventuell 2050 noch auf See – dann womöglich mit dem falschen Antrieb.
Vier Szenarien für die Zukunft
Um schnell in die Umsetzung zu kommen, hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung jetzt im Auftrag von MAN Energy Solutions die Studie „Ahoy2050“ vorgelegt. Vier Szenarien beschreiben, wie sich welche Priorität auswirkt. Ein Fazit: Klimaschutz bei der Schifffahrt läuft über dekarbonisierten Brennstoff, und damit über eine Wasserstoffwirtschaft auf Basis von grünem Wasserstoff.
Lauber sieht daher Eile geboten bei der Umsetzung der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland. „Wir müssen beim Wasserstoff die PS auf die Straße bekommen, denn das Zeitfenster, erfolgreich Klimaschutz zu betreiben, wird kleiner und kleiner“, appelliert er.
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