Bitte (nicht) naschen – so produzieren Roboter leckere Pralinen
Ein Schokoladenhersteller aus Österreich setzt erstmals Roboter in der Pralinenproduktion ein. Hier gilt es die Schokolade präzise und mit der richtigen Temperatur aufzutragen. Auch für Besucher haben die Roboter ein Schmankerl übrig.

Foto: KUKA Group
Josef Zotter hat vieles gelernt, nur nicht Chocolatier. In seiner Schokoladenmanufaktur in Österreich bringt der Koch, Kellner und Landwirt nun den nach eigenen Angaben ersten Roboter für die Pralinenproduktion zum Einsatz. „Das ist vielleicht bezeichnend und hat ein bisserl was mit Innovation zu tun, dass man Dinge querdenken muss, um dann zu wirklichen Innovationen zu kommen“, berichtet der Chef von 200 Mitarbeitenden. Zotter geht es dabei aber darum, die Möglichkeiten seines Unternehmens durch die Roboter zu erweitern. Denn auch künftig will er auf traditionelle Handarbeit setzen und hat auch nach der Investition in die Technik weitere Mitarbeiter eingestellt.
Fasziniert von der Präzision
Gleichzeitig fasziniert den Unternehmer die Präzision, mit der seine drei Roboter arbeiten. Zum Einsatz kommen Knickarmroboter des Modells KR Agilus von Kuka aus Augsburg, die sich auf hundertstel Millimeter genau bewegen können. „Damit ist auch für die hunderttausendste produzierte Praline die gleichbleibend hohe Qualität garantiert“, hebt Zotter hervor. Das sei händisch nicht zu schaffen.
Über 500 verschiedene Schokoladensorten produziert die Zotter Schokolade GmbH in Riegensburg sowie in seinen Werken in den USA und Schanghai. Rund 300 davon können im Stammhaus verkostet werden. Darunter sind Varianten mit Pistazien oder Safran. Über die Homepage können sich Privatpersonen und Unternehmen aber auch eigene Variationen zusammenstellen. Dazu stehen unterschiedliche Schokoladensorten und -füllungen sowie Toppings wie Vanillesterne, gerösteter Hanf, Duftrose, Kornblume oder Schokoladenminze zur Auswahl.
Drei Roboter für den Schokogenuss
Neben den Mitarbeitern sind zwei Roboter in der Riegensburger Produktion beschäftigt. Der Dritte versorgt Gäste im Besuchergang mit den Schokoladenerzeugnissen. Die Aufgaben sind klar verteilt. Der erste Roboter ist für die Gussformen zuständig. Er führt die gewünschten Formen für die Schokoladentafeln sowie die Pralinen in die Gießanlage und schwenkt sie gefühlvoll, sobald sie mit flüssiger Schokolade gefüllt sind. Das passiert mit mehreren Düsen parallel. Mit der gleichmäßig verteilten Schokolade legt er die Formen dann in den Kühlschrank ab. Die vollständig abgekühlte Ware wird dann vom zweiten Roboter abgeholt und auf dem Ausgabeband abgelegt. Dort übernimmt der Dritte die Ausgabe der süßen Erzeugnisse. Die Gäste können über einen berührungsempfindlichen Bildschirm ihre Lieblingsvariante auswählen. Der Roboter greift sie dann vorsichtig mit einem Saugnapf und legt sie dann nach einer einprogrammierten Choreographie in das Ausgabefach. Dabei ist er durch eine Scheibe von den Menschen getrennt. „Die Besucher nehmen das als technische Innovation wahr“, freut sich Zotter. Über 270 000 Personen besuchten die Erlebniswelt des Schokoladenherstellers bis Anfang 2020 jährlich.
Unter unseren Mitarbeitern war die Einführung der Roboter dagegen „anfangs ein schwieriges Thema“, räumt der Firmenchef ein. Medienberichte über Arbeitsplatzverluste schürten Ängste. Trotzdem habe es ihn gereizt, das auszuprobieren und zu belegen, dass es nicht so ist. Ihm sei es dabei nicht darum gegangen, Prozesse zu beschleunigen und zu vereinfachen bzw. den Mitarbeitern einfache Tätigkeiten abzunehmen. „Wir haben die Kuka-Roboter eingesetzt, weil wir uns als innovativen Betrieb sehen und uns vor der Zukunft nicht verschließen“, verdeutlicht er seine Herangehensweise. Er geht davon aus, dass Prozesse damit technisch verbessert werden können. Denn bei der Pralinenproduktion gehe es stets um Präzision, hinsichtlich der Positionierung, aber auch der richtigen Verarbeitungstemperaturen.