Die Verjüngung des Mondes
Neuen Untersuchungen zufolge ist der Mond 85 Mio. Jahre später entstanden als gedacht.

Foto: Ron Miller
Der Mond ist doch nicht so alt wie immer angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt ein DLR-Team in einer Studie, die sie im Wissenschaftsmagazin Science Advances veröffentlicht haben. Bisher war man davon ausgegangen, dass der Mond vor 4,51 Mrd. Jahren entstanden ist. Das wahre Alter liegt der Studie zufolge bei 4,425 Mrd. Jahren.
Der Mond ist nach gängiger Ansicht entstanden, als ein marsgroßer Protoplanet die junge Erde rammte: Theia. Dabei wurde von der Erde Materie fortgeschleudert, die sich im Verlauf weniger Jahrtausende im Erdorbit zum Mond zusammengeballt hat.
Neues Computermodell
Dieser Prozess – in der Planetologie „Akkretion“ genannt – erwärmte den Mond im Innern, sodass er fast vollständig aufschmolz. Am Übergang zum Weltall bildete sich schnell eine Kruste aus aufschwimmenden leichten Kristallen, im Innern des Mondes hingegen erstarrte der Mond nur langsam. Wie lange der Mond unter seiner isolierenden Kruste flüssig blieb, war bislang unbekannt.
In der aktuellen Studie hat das DLR-Team ein neues Computermodell genutzt, dass erstmals umfassend die Kristallisationsvorgänge im Magmaozean berücksichtigt. „Die Ergebnisse des Modells zeigen, dass der Magmaozean des Mondes langlebig war und dass es fast 200 Mio. Jahre gedauert hat, bis er vollständig zu Mantelgestein auskristallisierte“, sagt der Wissenschaftler Maxime Maurice. Ältere Modelle gingen bislang von nur 35 Mio. Jahren aus – eine erste neue Erkenntnis.
Unsicherheit von 25 Mio. Jahren
Um das tatsächliche Alter des Mondes zu bestimmen, hat das DLR-Team untersucht, wie sich die Zusammensetzung der magnesium- und eisenreichen Mineralien im Magmaozean mit der Zeit veränderte. „Durch den Vergleich der gemessenen Zusammensetzung der Mondgesteine mit der vorhergesagten Zusammensetzung des Magmaozeans aus unserem Modell konnten wir die Entwicklung des Ozeans bis zu seinem Ausgangspunkt, dem Entstehungsalter des Mondes, zurückverfolgen“, sagt die DLR-Planetenforscherin Sabrina Schwinger.
Ganz exakt ist die Untersuchung nicht: Das DLR gibt eine Unsicherheit von 25 Mio. Jahren an.