Industrieproduktion in Deutschland wächst langsamer
Auf der Hannover Messe stellten die großen Industrieverbände diese Woche ihre angepassten Wachstumsprognosen vor. Lediglich die Elektro- und Digitalbranche hält noch an ihrer Prognose vom Jahresbeginn fest.

ZVEI-Präsident Gunther Kegel zeigte sich für die Elektro- und Digitalindustrie zuversichtlich.
Foto: M. Ciupek
Die Freude über die persönlichen Begegnungen auf der Hannover Messe war den Vertretern der großen deutschen Industrieverbände in dieser Woche deutlich anzumerken. Unterschiedlich fielen jedoch die Prognosen für das laufende Jahr aus. Für den Deutschen Maschinen- und Anlagenbau korrigierte der VDMA seine Wachstumsprognose von Anfang 2022 nach unten. Vor dem Hintergrund weiterhin angespannter Lieferketten und des Ukraine-Kriegs sagte am Montag VDMA-Präsident Karl Haeusgen: „Wir rechnen für 2022 weiterhin mit einem realen Produktionswachstum, müssen unsere Prognose aber von bisher plus 4 % auf plus 1 % reduzieren.“ Beim Umsatz rechnen die VDMA-Volkswirte dagegen mit einem nominalen Zuwachs von 8 %, unter anderem aufgrund der generell gestiegenen Preise. Dies würde einen Höchststand von 239 Mrd. € bedeuten.
BDI reduziert Prognose für 2022
Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet für das laufende Jahr nur noch mit einem leichten Wachstum von Exporten und Industrieproduktion. BDI-Präsident Siegfried Russwurm bezeichnete die Situation als „extrem herausfordernd“. Deshalb erwartet der Industrieverband für das produzierende Gewerbe im laufenden Jahr nur noch ein Produktionswachstum von 2 %. Damit falle die Zunahme geringer aus, als die Industrie sich das vor der russischen Invasion vorgestellt hatte. Das wird auch bei den Ausfuhren deutlich. Russwurm: „Für die deutschen Exporte erwarten wir für 2022 in realer Rechnung einen Anstieg um rund zweieinhalb Prozent.“ Im Januar war der BDI noch von etwa 4 % ausgegangen.
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ZVEI hält an bisheriger Prognose fest
Der ZVEI – Verband der Elektro- und Digitalindustrie hält dagegen weiter an seiner bisherigen Prognose fest, obwohl der Druck auf die Lieferketten durch den Angriffskrieg Russlands und die Schließung des Hafens in Schanghai auch in dieser Branche nochmals zugenommen hat. Für 2022 erwartet der ZVEI weiterhin ein Produktionsplus von 4 %. „Sowohl die hohe Kapazitätsauslastung als auch die sehr gute Auftragsreichweite von fast sechs Monaten und vor allem die fundamentalen Notwendigkeiten der zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung stimmen uns zuversichtlich, dass die Branche auch in diesem schwierigen Jahr weiter zulegen wird“, begründete ZVEI-Präsident Gunther Kegel.