Airbus will menschliches Gewebe im Weltall züchten
Airbus und die Uni Zürich erproben die Produktion menschlichen Gewebes in der Schwerelosigkeit. Genutzt werden soll das Material auf der Erde.

Foto: Airbus 2021
Airbus und die Universität Zürich wollen menschliches Gewebe in der Schwerelosigkeit des Weltalls züchten. Mit dem nächsten Versorgungsflug werde ein Experiment zur Internationalen Raumstation (ISS) gebracht, mit dem die Serienproduktion von Mini-Geweben erprobt werden kann, teilte Airbus mit.
Einfluss der Schwerkraft auf Zellen
Die Forschungsteams nutzen ein Verfahren der Universität Zürich: In der Mikrogravitation auf der ISS werden aus menschlichen adulten Stammzellen dreidimensionale, organähnliche Gewebe – sogenannte Organoide – gezüchtet. „Auf der Erde lassen sich wegen der Schwerkraft ohne Stützskelette keine dreidimensionalen Organoide produzieren“, sagt die Züricher Biologin Cora Thiel.
Erste vorbereitende Tests sind Airbus zufolge vor 18 Monaten auf der ISS erfolgreich verlaufen. Im März 2020 hatten annähernd 250 Teströhrchen mit menschlichen Stammzellen einen Monat im All verbracht. Wie beabsichtigt hätten sich in dieser Zeit differenzierte organähnliche Leber-, Knochen- und Knorpel-Strukturen entwickelt. Die auf der Erde angelegten Kulturen, die als Kontrollen unter normalen Schwerkraftbedingungen gezüchtet wurden, hätten dagegen keine oder nur minimale Zelldifferenzierungen gezeigt.
Gewebe für die irdische Medizinforschung
Das Material ist laut Airbus vor allem für die Pharmaunternehmen interessant. Toxikologische Studien könnten ohne Umweg über Tierversuche direkt an menschlichen Geweben durchgeführt werden.
In Zukunft könnten die Organoide als Bausteine für Gewebeersatz in der Therapie geschädigter Organe verwendet werden. Weltweit deckt die Zahl der gespendeten Organe den Bedarf nicht annähernd.
Anfang Oktober soll das Probenmaterial zur Erde zurückgebracht werden. Erste Ergebnisse sind laut Airbus im November zu erwarten.