Der Geruch von Facebook
Ein Dokumentarfilm erzählt die aberwitzige Geschichte von der Rettung der letzten Polaroid-Fabrik – und ist ganz nebenbei eine warmherzige Hommage an das Analoge.

Foto: Weltkino Filmverleih
Haben Sie eine Idee, wie Facebook riecht? Florian Kaps glaubt: gar nicht. So wie alles Digitale. Denn was einmal zu Bits und Bytes geronnen ist, kann später nur mehr visuell oder akustisch wiedergegeben werden. Der Nostalgiker Kaps vermisst aber den Geruch etwa von Buchbinderleim oder die Haptik von Zeitungspapier. 2008, als die Menschen in aller Welt Schlange standen, um Apples iPhone zu ergattern, hat er einen anderen Traum: Kaps will nicht weniger, als das Analoge retten, hinüberretten in das digitale Zeitalter. Denn 2008 ist Analog vom Aussterben bedroht. Die letzte Fabrik der Firma Polaroid im niederländischen Enschede soll abgewickelt werden. Nie mehr Sofortbilder, nie mehr das ungeduldige Wedeln der weiß gerahmten Bilder, das ungeduldige Warten auf die eben geknipste Szene, die wie von Geisterhand auf dem Papier Gestalt annimmt – für Kaps ein unerträglicher Gedanke. Also reist er in die Niederlande und ringt dem Polaroid-Management einen Deal ab: Wenn Kaps binnen einer Woche 180 000 Euro für den Kauf der Fabrik aufbringt, kann er sie haben. Der Österreicher hat weder das Geld noch den blassesten Schimmer, wie man ein Unternehmen führt. Aber er hat Freunde. Und die sind bereit, in seine spinnerte Idee zu investieren.

Doch so einfach wie der promovierte Biologe und Fachmann für Spinnenaugenmuskulatur sich das Unternehmen vorgestellt hat, ist es nicht. Kaps, von allen „Doc“ genannt, kann zwar einen Teil der Belegschaft zum Bleiben bewegen, muss aber feststellen, dass die Chemikalien, die für die Herstellung der Bilder benötigt werden, nicht mehr produziert werden. Schlimmer noch: Die Polaroid-Rezeptur ist und bleibt verloren. Auf „Docs“ Anfragen, ob er die Ware unter dem Namen „Polaroid“ verkaufen dürfe, erhält er nur die Antwort: „That’s impossible“ – unmöglich.
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