Barcelona und viele Premieren rund um 5G
Zwar waren die Hallen der weltgrößten Mobilfunkshow in diesem Jahr leerer als 2019, doch die fünfte Mobilfunkgeneration, 5G, zeigte auch virtuell ihr Können.

Foto: ddp images/Zhang Cheng/Xinhua/eyevine
Experten des britischen Analysten- und Marktforschungsteams von Light Reading haben genau hingeschaut. Maximal bis zu 10 000 Besucher und Besucherinnen, so lautet nach Videobetrachtungen das Urteil von News-Redakteur Iain Morris. Ein Urteil aus der Ferne, so wie das vieler Stammgäste der weltgrößten Mobilfunkshow, zu der sonst mehr als 100 000 Menschen pilgern. Der Ausrichter, die GSMA (weltweiter Verbund von Mobilfunkbetreibern, Herstellern und Netzausrüstern), hatte bis Redaktionsschluss Anfang dieser Woche keine Zahlen veröffentlicht.
Platz für chinesische Anbieter
War der Mobile World Congress (MWC) also diesmal eine Nullnummer – dank Covid-19? Mitnichten. Zwar blieben Nokia, Ericsson, Samsung, Google, Sony, Deutsche Telekom und viele andere dem MWC fern, dafür hatten die Chinesen Platz, um aufzutrumpfen: Huawei mit neuem Betriebssystem auch für Smartwatches, ZTE mit einem dicken Portfolio an 5G-Antennen und -Geräten und jede Menge Smartphone-Hersteller – von Xaomi über TCL bis hin zu Lenovo, die neue Android-Tablets wie das Yoga 13 vorstellten.

Aus der Ferne wurde der Stargast Elon Musk zugeschaltet, kündigte Samsung seine mit Google gemeinsam entwickelte Plattform „Unified“ für Smartwatches an, erklärten die Koreaner und die Deutsche Telekom, dass ab 2022 ein umweltfreundliches Handy – endlich wieder mit austauschbarem Akku – auf den Markt kommen soll.
5G allerorten Dauerbrenner
Ein Thema blieb Dauerbrenner: 5G – egal ob live oder virtuell. Allein die Zahlen sind beeindruckend. Gab es beim letzten MWC im Februar 2019 weltweit nur drei 5G-Netzwerke – alle in Südkorea –, sind es mittlerweile weltweit 165 Netzwerke in 65 Ländern, das berichtet die GSMA zu Beginn der Messe.
Die Mobilfunkbranche wird in den kommenden Jahren massiv Geld in den schnellen 5G-Datenfunk stecken. Von den bis 2025 weltweit veranschlagten Investitionen von 900 Mrd. $ (753 Mrd. €) in Mobilfunk sollen rund 80 % in den 5G-Netzausbau fließen, erklärte Mats Granryd, Generaldirektor der Branchenvereinigung GSMA. Die Corona-Pandemie habe den Aufbau der 5G-Netze nicht aufgehalten, betonte er zum Auftakt des MWC.
In Barcelona waren es 2021 Chinesen wie die Hongkonger uCloudlink, die für 5G-Premieren sorgten. Dort stellte das Unternehmen das nach eigenen Angaben weltweit erste 5G-WLAN-Gerät vor. Es soll u. a. künstliche Intelligenz nutzen, um automatisch das effektivste Netzwerk anzuzapfen und die beste Verbindung, basierend auf ihrem Standort, der Internetnutzung und der Leistung aller verfügbaren Breitbandnetzwerke, bereitzustellen.
Entfernte Weltpremiere für wichtiges 5G-Feature
Rund 1400 km entfernt vom MWC, in Bonn, lief eine ganz andere Weltpremiere in Sachen 5G. Dort zeigten die Deutsche Telekom, Ericsson und Samsung am Montag letzter Woche die erfolgreiche Umsetzung von „5G End-to-End (E2E) Network Slicing“. Das war die weltweit erste Implementierung, die herstellerübergreifend mit einem im Handel erhältlichen 5G-Gerät (Galaxy S21) erfolgt ist. Network Slicing ist eine wichtige Funktion in der 5G-Netzarchitektur. Dabei wird die Bandbreite bildlich in „Scheiben“ geschnitten. So lassen sich mehrere virtuelle Netze auf einer einzigen physikalischen Infrastruktur betreiben.
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„Das Beispiel zeigt die Vorteile für eine Spieleanwendung in Virtual Reality, die auf Cloud-Streaming basiert. Für das beste Spielerlebnis kann ein speziell optimierter Slice für sehr kurze Reaktionszeiten bereitgestellt werden. Gleichzeitig kann parallel ein Geschäftskunde eine sicherheitskritische Anwendung auf einem separaten Slice nutzen“, beschreibt es die Telekom, deren Techniker im Bonner Labor die Demonstration umsetzten. Beide Kunden bekämen dabei in dem Test auf der Ericsson-Infrastruktur eine garantierte Dienstqualität.
Uraufführung auf europäischen Bildschirmen

Europa-Premiere auf den Bildschirmen von Hunderttausenden TV-Zuschauern: Am Freitag letzter Woche wurden erstmals im deutschen Fernsehen Live-Interviews in Echtzeit über das komplett eigenständige 5G-Netz von Vodafone in die Sendezentrale von RTL übertragen, dort verarbeitet und schließlich über die klassische Sendeabwicklung zu den Zuschauern transportiert.

„5G Stand-alone überträgt Daten in Echtzeit – zum Beispiel Livebilder fürs Fernsehen. Reporter werden so noch flexibler.“ Hannes Ametsreiter, CEO Vodafone Deutschland
Testobjekt für die sogenannte 5G-Stand-alone-Technik, bei der Zugangs- und Kernnetz auf die fünfte Mobilfunkgeneration umgerüstet sind, war der zur RTL-Gruppe gehörende Sender n-tv. Dafür wurden TV-Kameras mit 5G-fähiger Technik ausgestattet. Reporter sollen so künftig flexibel – ohne Verkabelung – Livebilder aus neuen Perspektiven einfangen können.