Konjunktur im Maschinenbau 19. Nov 2020 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Tunnelmaschinen festigen Konjunktur für Bergbausektor

Der Fachverband Mining im VDMA, der die deutschen Hersteller von Bergbaumaschinen vertritt, rechnet coronabedingt mit einem Rückgang des Umsatzes für 2020 von bis zu 15 % gegenüber 2019. Michael Schulte Strathaus, Vorsitzender VDMA Mining, warnte explizit vor möglichen Folgen der Expansionsstrategie Chinas im Maschinenbau für die deutsche Branche.


Foto: PantherMedia / Iurii

Die fast 150 im VDMA organisierten deutschen Hersteller von Bergbaumaschinen rechnen coronabedingt mit einem Rückgang des Umsatzes in diesem Jahr von zwischen 10 % und 15 % auf geschätzte 4,23 Mrd. € – zwischen 4 Mrd. € und 4,5 Mrd. €, je nachdem, wie der Rest des Jahres weiter verläuft (s. Kasten). Das teilte heute Michael Schulte Strathaus, Vorsitzender VDMA Mining, anlässlich des heutigen Branchentreffs Mining mit. Der Industriezweig blicke dennoch optimistisch in die Zukunft. Er sieht die deutschen Anbieter mit ihrem speziellen Fokus auf Digitalisierung und Automatisierung gut aufgestellt.

Dabei fingen die Sorgen der Branche noch vor Jahresbeginn an, denn schon zum Ende des letzten Jahres sei das Neugeschäft und damit der Auftragseingang zum Jahresende 2019 stark zurückgegangen, so Schulte Strathaus. Handelskonflikte, die Krise im Nahen Osten und der Brexit hätten die konjunkturellen Sorgen jedoch zum Jahresende 2019 noch überstrahlt.

Bergbaumaschinenhersteller von Corona stark unterschiedlich beeinflusst

Im Laufe dieses Jahres „gelang es den Unternehmen, die unterbrochenen Lieferketten wieder zu schließen und eine Covid-19-gerechte Produktion zu organisieren“, stellte Schulte Strathaus deutlich zufrieden fest. Die Kommunikation mit Kunden im Ausland habe man weitgehend auf webbasierte Verfahren umgestellt. Allerdings, so stellte der Fachbereichsvorsitzende fest, der mit seinem Unternehmen im Bereich der Fördertechnik unterwegs ist, müsse man irgendwann mit den Ingenieuren auch wieder ins Feld. Dauerhaft, so machte er deutlich, brauche es bei den komplexen Prozessen im Mining-Umfeld den direkten menschlichen Kontakt sowie Anschauung der Prozesse und Gegebenheiten vor Ort.

Ende des Sommers zog der Fachverband eine Corona-Zwischenbilanz und hatte damals sehr unterschiedliche Signale seiner Mitgliedsunternehmen erhalten: von nahezu unveränderten Umsatzplänen und -erwartungen bis hin zu einem Umsatzrückgang von 30 % oder mehr.

Europa für Maschinenbauer sichere Bank dank Infrastrukturprojekten

Rund ein Drittel der Exporte dürften in diesem Jahr in die EU-27 und nach Großbritannien gehen. Und Exporte sind für diese Branche, die einen Exportanteil von 97 % beim Umsatz hat, das Maß der Dinge. Einen erheblichen Anteil der Exporte in diese Länder betreffen laut Schulte Strathaus Vortriebs- und Tunnelbohrmaschinen sowie Zerkleinerungs- und Trenntechnik.

Vor allem Infrastrukturprojekte in Europa scheinen zu diesem Erfolg beizutragen – beispielsweise 2019 im Vereinigten Königreich und Frankreich. Dieses Jahr kaufte Polen, der größte Kunde in Europa, für 31 Mio. € Vortriebs-, Abbau- und Tunnelbohrmaschinen. Ähnlich sind die Verhältnisse in Frankreich.

„Solange in Europa die Investitionen in Infrastruktur mit Tunneln aller Art anhalten, dürfte das große Gewicht dieser Absatzregion bestehen bleiben“, hofft der Fachbereichsvorsitzende. Wie die im Sommer von der EU-Kommission verkündete Absicht, Europas Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu sichern, den Absatz deutscher Bergbautechnik fördern wird, bleibe abzuwarten.

China verliert für Bergbaumaschinenhersteller im Corona-Jahr an Bedeutung

Zu den größten Exportmärkten gehören laut VDMA zudem weiterhin die USA, Russland und China. Australien überraschte in diesem Jahr und schaffte es auf Platz zwei unter den Einzelmärkten, noch vor China und Russland. Die Ausfuhren nach China würden stark von 75,6 Mio. € auf 41,8 Mio. € zurückgehen, China, lange Zeit der wichtigste Einzelmarkt für die Branche, damit nur noch auf dem sechsten Rang liegen.

Schulte Strathaus betonte, dass diese Änderung „nur in geringem Umfang coronabedingt“ sei. Er verwies auf die nationalistischen Töne und das Ziel der chinesischen KP, das Land zur technisch führenden Nation zu entwickeln. „Das wirkt sich sich zunehmend auf das Geschäft aus.“ Zwar schätzten chinesische Bergwerke deutsche Bergbautechnik nach wie vor. Aber die Chinesen würden mehr und mehr nationale Bergbautechnik entwickeln und einsetzen.

Bertelsmann Stiftung warnt vor Made-in-China-Strategie

„Für den deutschen Maschinenbau insgesamt prognostiziert eine noch unveröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung, dass bis Mitte der 20er-Jahre der Export deutscher Maschinen nach China unbeeinträchtigt bliebe“, sagte Schulte Strathaus. Das Wachstum im chinesischen Maschinenbau müsste schon auf über 3,5 % steigen – erst dann könnte die deutsche Branche profitieren. Andernfalls seien signifikante Einbrüche zu erwarten, so die Studie, die, so der Fachbereichsvorsitzende, darauf hinweise, „dass nur eine europäische, besser noch eine transatlantische Kooperation geeignet sei, dem chinesischen Vormachtstreben wirksam entgegenzutreten.“

Der obere Bergbaumaschinenrepräsentant vermisst vor allem im Auslandsmarkt Afrika die Unterstützung durch die deutsche Politik: „Deutschland überlässt China das Feld, die chinesische Offensive in Afrika läuft bereits seit 15 Jahren.“ Hier gehe es darum, dem deutschen Maschinenbau Projekte auf Augenhöhe mit afrikanischen Partnern zu ermöglichen. Dazu brauche es für die afrikanische Seite Finanzierungsmöglichkeiten. Er sieht aber auch die eigene Branche in der Pflicht. Man müsse dazu kommen, als Branche unternehmensübergreifend für solche Projekte Angebote abgeben zu können.

Hersteller von Bergbaumaschinen besetzen Zukunftsthemen

Sorgen um die Zukunft machte sich Schulte Strathaus angesichts des Corona-Dämpfers explizit wenig: „Die Bergbaumaschinen werden immer umweltfreundlicher und leisten ihren Beitrag zur Klimawende, zum Beispiel durch alternative Antriebe und geringeren Energieverbrauch in den Bergwerken“, bekräftigte er. Neben aller Technik rücke für die Hersteller von Bergbaumaschinen der gesellschaftliche Nutzen immer mehr in den Fokus. „Ohne sie gibt es keine Energiewende!“, bekräftigte Schulte Strathaus.

Nur die fortschreitende Digitalisierung könne den Rohstoffhunger von prognostizierten rund 9 Mrd. Menschen im Jahr 2050 stillen. Die Bergbauindustrie investiere in diese Prozesse, die Qualität der Daten und ihrer Analyse über Big-Data-Technologien seien entscheidend. Ein Mehrwert und neue Geschäftsmodelle entstehen erst durch das Auswerten der gesammelten Daten.

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