Deutsche wollen keine Einwegprodukte
Mit 82 % ist eine überwältigende Mehrheit der Deutschen für eine Abkehr von Wegwerfplastik. Dieses eindeutige Votum für ein Verbot von Einwegprodukten ermittelte eine Forsa-Umfrage für den Umweltmonitor Circular Economy (CE) im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Foto: Deutsche Bundesstiftung Umwelt DBU
„Das Forsa-Ergebnis ist aus unserer Sicht höchst bemerkenswert“, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Daraus lässt sich gewiss über die Ende Mai im Bundesrat beschlossene Novelle des Verpackungsgesetzes hinaus ein zusätzlicher Handlungsauftrag an die bundespolitische Gesetzgebung ablesen. Die Menschen in unserem Land sind längst so weit, in Kreisläufen leben, denken und handeln zu wollen.“ Bonde sagte, die Forsa-Befragung bestätige zugleich „die langjährigen Aktivitäten der DBU auf dem Feld der Circular Economy“.
Rund 1000 Deutsche waren zwischen Februar und März in einer repräsentativen Forsa-Erhebung befragt worden. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung Deutschlands ergibt sich aus den Umfrageergebnissen, dass 82 % der Befragten ein Verbot von Einwegprodukten für „richtig und sinnvoll“ halten, wenn sich damit Plastikmüll reduzieren lässt. Mit 16 % setzt nur etwa jeder Sechste hier statt Verbot mehr auf Freiwilligkeit.
Große Unterschiede in den verschiedenen politischen Lagern
Ein besonderes Ergebnis ist, dass Frauen und unter 30-Jährige Verbote überdurchschnittlich häufig befürworten. Und: Nahezu geschlossen sind die Anhänger der Partei Die Grünen für ein solches Verbot. Im Gegensatz dazu spricht sich unter den AfD-Anhängern eine Mehrheit gegen ein derartiges Verbot aus.
Der Plastikatlas, den die Heinrich-Böll-Stiftung zusammen mit der Umweltorganisation BUND herausbringt, zeigt, verdeutlicht die Problematik: Zwischen 1950 und 2015 wurden weltweit rund 8,3 Mrd. t Kunststoff produziert. Aber weniger als ein Zehntel davon wird überhaupt wiederverwertet. Der Großteil steckt in Einwegprodukten und Verpackungen und landet oft einfach in der Umwelt.
Circular Economy braucht Circular Society
Umso wichtiger wird Circular Economy, die mehr ist als nur Mülltrennung und Recycling. Sie ist vielmehr umfassende Kreislaufwirtschaft. „Es gilt, die einzelnen Prozessschritte im Lebenszyklus von Waren, Gütern und Konsumprodukten unter die Lupe zu nehmen – angefangen vom nachhaltigen Produktdesign über Müllvermeidung bis hin zu Facetten wie Wiederverwertung und Wiederverwendung, Reparieren und Recyceln sowie Teilen und Teilhaben“, sagt DBU-Generalsekretär Bonde.
„Die Circular Economy geht Hand in Hand mit einer Circular Society – einer in zirkulären Dimensionen denkenden und handelnden Gesellschaft.“ Dass eine solche Transformation bereits im Gang sei, belege auch die Forsa-Umfrage im Auftrag der DBU. „Die Menschen wollen eine naturverträgliche Gestaltung von Wirtschaftssystemen.“
Kreislaufführung von Rohstoffen
Im Zuge der langjährigen DBU-Fördertätigkeit für Circular Economy nennt Bonde ein seitens der Stiftung gefördertes Projekt: das 2018 entstandene Start-up circular.fashion, eine nachhaltige Innovationsagentur für die Textilherstellung und zugleich Plattform, die kreislauffähiges Produktdesign voranbringen soll und Infrastrukturen für ein Recycling schafft.
Die Notwendigkeit einer konsequenten Kreislaufführung von Rohstoffen wird im Bereich Textilindustrie besonders deutlich: Laut Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung der Hochschule Niederrhein landen von den jährlich erzeugten rund 110 Mio. t Textilfasern etwa 75 % im Müll – oft nach lediglich ein- oder zweimaligem Gebrauch.