Fischsterben in der Oder – So läuft die Spurensuche
Mehrere Faktoren haben das Fischsterben in der Oder verursacht, sind sich Politik und Wissenschaftler einig. Neben einer toxischen Algenblüte setzten auch Niedrigwasser und Oder-Ausbau den Tieren zu.

Foto: IMAGO/ZUMA Wire/Dominika Zarzycka
Bis zum Wochenende barg allein die polnische Feuerwehr 158 t toter Fische aus der Oder und der Ner, einem kleineren Fluss ohne Verbindung zur Oder. In Brandenburg wurden aus der Oder mindestens 36 t geborgen. Die ausschlaggebende Ursache für das massenhafte Fischsterben in der Oder ist immer noch nicht geklärt. Das Brandenburger Umweltministerium geht davon aus, dass mehrere Faktoren zum Fischsterben beigetragen haben.
Spurensuche im Labor erstreckt sich auf hunderte Stoffe
Derzeit werden Hunderte verschiedene Stoffe in den Fischen untersucht. Am Wochenende teilte das Landeslabor Berlin-Brandenburg mit, überhöhte Pestizidwerte festgestellt zu haben. So konnte es hohe Konzentrationen eines Pestizids mit dem Wirkstoff 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure in Proben feststellen, die an der Messstelle Frankfurt/Oder in der Zeit vom 7. bis 9. August entnommen wurden. Die Dosis sei jedoch für die Fische nicht unmittelbar tödlich gewesen.
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Wasserexperten gehen aktuell davon aus, dass eine giftige Algenart den letzten Anstoß für das Fischsterben gegeben hat. So konnten Wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) die Mikroalge Prymnesium Parvum in der Oder nachweisen. Sie ist dafür bekannt, starke Toxine zu bilden und abzugeben. Die Gifte greifen die Schleimhäute und feinen Blutgefäße von Fischen, Muscheln und Amphibien an.
In der Oder gefundene Algenart benötigt hohe Salzgehalte
„Die Algenart kommt eigentlich ausschließlich im Brackwasser vor und benötigt erhöhte Salzgehalte, die es auf der betroffenen Oderstrecke natürlicherweise überhaupt nicht gibt“, erklärt IGB-Algenexperte Jan Köhler. Am offiziellen Messpegel des Landesamts für Umwelt in Frankfurt an der Oder konnten in den ersten zwei Augustwochen massiv erhöhte, unnatürliche Salzfrachten gemessen werden. Köhler: „Das Massenwachstum der Algen bewirkte auch deutlich erhöhte Messwerte bei Sauerstoff, pH und Chlorophyll.“
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