Deutschland hat vergleichsweise wenig Erfinderinnen
Frauen machen nur 13,2 % der in europäischen Patentanmeldungen genannten ErfinderInnen aus. In Deutschland liegt der Anteil gar nur bei 10 %. Zum Vergleich: In China beträgt die Quote 26,8 %.

Foto: PantherMedia/Valeriy Kachaev
13,2 % der in europäischen Patentanmeldungen genannten ErfinderInnen sind Frauen. Diese Zahl (für das Jahr 2019) geht aus einer aktuellen Studie hervor, die das Europäische Patentamt (EPA) veröffentlicht hat. Das Papier untersucht den Prozentsatz der Erfinderinnen, die in den gesammelten Patentanmeldungen der Jahre 1978 bis 2019 genannt worden sind. Demnach ist die Quote der Erfinderinnen in den vergangenen Jahrzehnten zwar gestiegen (ausgehend von nur 2 % Ende der 1970er-Jahre), jedoch bleibt ein starkes geschlechterspezifisches Gefälle bestehen. Der Anteil der Erfinderinnen liegt auch weit unter jenem der Forscherinnen und Absolventinnen der Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Ziel der EPA-Studie ist es, politischen Entscheidungsträgern und der breiten Öffentlichkeit Einblicke und Erkenntnisse über den Anteil von Frauen an Patentanmeldungen in Europa zu geben. Die Analyse zeigt, in welchen Ländern, Zeiträumen und technischen Gebieten Frauen als Erfinderinnen tätig waren. Die Studie ist die erste ihrer Art, die das EPA durchgeführt hat.
BMBF legt Förderprogramm für Frauen vor
Besonders auffällig: Deutschland weist nach Liechtenstein und Österreich den niedrigsten Wert europaweit auf. Nur in etwa jeder zehnten europäischen Patentanmeldung aus der Bundesrepublik wird eine Erfinderin genannt.
Südkorea liegt weltweit an der Spitze
Wie die Studie zeigt, ist der Anteil von Erfinderinnen in Europa (13,2 % im Jahr 2019) zwar höher als in Japan (9,5 %), aber niedriger als in den USA (15 %), China (26,8 %) und Südkorea (28,3 %).
Unter den EPA-Mitgliedsstaaten für den Zeitraum 2010 – 2019 haben Lettland (30,6 %), Portugal (26,8 %), Kroatien (25,8 %), Spanien (23,2 %) und Litauen (21,4 %) den höchsten Anteil von Erfinderinnen.
EPA-Präsident António Campinos sagt: „Die Studie wirft ein neues Licht auf den Beitrag von Frauen zu technologischen Innovationen und auf die Lücken, die geschlossen werden müssen, um das volle Potenzial von Erfinderinnen in Europa auszuschöpfen. Wenngleich in den letzten Jahrzehnten einige Fortschritte erzielt worden sind, muss noch mehr getan werden, um die Teilhabe von Frauen im Patentbereich zu stärken.”
Innerhalb Deutschlands ist Baden-Württemberg das Schlusslicht
Wie die EPA-Studie zeigt, ist der Anteil von Erfinderinnen im innerdeutschen Vergleich in Baden-Württemberg mit 7,5 % am geringsten, auch Bayern (8 %) und Niedersachsen (8,4 %) verzeichnen niedrige Werte. Mecklenburg-Vorpommern (16,5 %), Hamburg (16,4 %), Berlin (13,2 %) und Sachsen-Anhalt (13,1 %) zeigen die höchsten Werte.
Frauen sind vergleichsweise stark in der Chemie
Insgesamt weist die Chemie als Technologiesektor den höchsten Anteil an Erfinderinnen in Europa auf (22,4 % im Zeitraum 2010-19), während dieser beim Maschinenbau (5,2 %) am geringsten ausfällt. Innerhalb der Chemiebranche erreichen die Erfinderinnen bei Patentanmeldungen in den Bereichen Biotechnologie und Arzneimittel Quoten von jeweils mehr als 30 %. Dies spiegelt sich auch in den Daten für Deutschland wider, allerdings bleibt der Anteil der Erfinderinnen in allen Technologiesektoren niedriger als im europäischen Durchschnitt. Zum Vergleich: In der Chemie konnten in Deutschland 18,3 % Erfinderinnen, im Maschinenbau 4,2 % festgestellt werden (Zeitraum 2010-19).
Deutschland ist Europameister – beim Patentanmelden
Unterdurchschnittlich schneidet Deutschland auch bei der Unterscheidung nach Anmelderkategorie ab: Zwar macht der Bericht deutlich, dass bei Patentanmeldungen von Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen in Europa ein deutlich größerer Anteil von Erfinderinnen vorliegt (19,4 % im Zeitraum 2010-19) als bei Anmeldungen von Privatunternehmen (10 %). In Deutschland liegen die Vergleichswerte mit 13,7 % bei Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen und 8,4 % bei Unternehmen der Privatwirtschaft hinter diesen Durchschnittswerten zurück. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass Frauen eher in Erfinderteams tätig sind als Einzelerfinderinnen. Zugleich haben sie in diesen Teams tendenziell weniger Führungspositionen als Männer inne.