Bitkom regt Debatte über digitalen Euro an
Europa droht, bei der Diskussion über digitale Währungen abgehängt zu werden. Deswegen hat der Branchenverband Bitkom heute ein Informationspapier veröffentlicht, das Grundlage für eine breite öffentliche Debatte sein soll.

Foto: panthermedia.net/Kay Hofmeister
Während weltweit Länder bereits mit digitalem Zentralbankgeld experimentieren, fehle es in Deutschland und Europa oft noch am Grundverständnis. Das beklagt der Branchenverband Bitkom und veröffentlichte deswegen heute das Informationspapier „Digitaler Euro auf der Blockchain“. Es soll grundlegende Begriffe erläutern, Chancen und Risiken benennen und so die Grundlage für eine breite öffentliche Debatte schaffen.
„Aktuell ist China in der Entwicklung einer digitalen Währung führend“, sagt der Bitkom-Finanzexperte Julian Grigo. „Daneben gibt es eine Reihe von privaten Initiativen, die bereits am digitalen Geld arbeiten. Auch mit Blick auf die Diskussion über digitale Souveränität muss es uns gelingen, dass Europa eine weltweite Führungsrolle übernimmt.“ Digitale Währungen könnten in einer digitalen und globalisierten Welt zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden. Grigo weiter: „Bei Blockchain-Anwendungen in der Finanzindustrie liegt ein Riesenpotenzial für Europa – diese Chancen müssen wir nutzen.“
Die Blockchain ist auch die Technologie hinter der wohl bekanntesten digitalen Währung, dem Bitcoin. Generell handelt es sich dabei um eine dezentrale, verkettete Datenbank, der Experten eine hohe Sicherheit vor Manipulationen zuschreiben. Da alle Transaktionen auf allen beteiligten Rechnern verschlüsselt abgespeichert werden, gilt eine nachträgliche Veränderung einzelner Transaktionen als praktisch ausgeschlossen. Kritik an der Blockchain betrifft u. a. den Energieverbrauch, der je nach verwendeter Technologie extrem hoch sein kann.
Von der Definition zur Ausgestaltung
Das Bitkom-Infopapier definiert zunächst grundlegende Begriffe. Dazu gehört die Abgrenzung von Geld und Währung oder die Definition von digitalem Zentralbankgeld (CBDC, Central Bank Digital Currency). Danach werden denkbare Ausgestaltungen eines digitalen Euros erläutert sowie mögliche Risiken und Herausforderungen dargestellt.
Ein gesondertes Kapitel widmet sich den besonderen Chancen, die die Blockchain-Technologie nach Ansicht des Bitkom für digitale Währungen bietet. Dabei geht es insbesondere um schnellere und günstigere Zahlungsabwicklungen. Das betrifft u. a. länderübergreifende Transaktionen, Mikro-Payments oder die Abwicklung von Wertpapiergeschäften und andere Finanzinstrumente.
„Die Blockchain-Technologie als Grundlage eines digitalen Euro bietet eine Vielzahl von Vorteilen“, erklärt Bitkom-Blockchain-Experte Patrick Hansen. „So könnte ein solches programmierbares Geld den Grundstein für eine echte Digitalisierung der Industrie mit Machine-to-Machine-Zahlungen legen.“ Für viele Blockchain-Anwendungen im industriellen Kontext sei der Euro auf der Blockchain das fehlende Puzzlestück. Hansen: „Europa kann hier weltweit Vorreiter sein, muss angesichts der dynamischen Entwicklungen allerdings das Tempo deutlich erhöhen.“
Das Infopapier „Digitaler Euro auf der Blockchain“ steht auf der Bitkom-Homepage zum Download bereit.