Business Angels fliegen auf Software
Business Angels: Trotz durchwachsener Exitbilanz investieren die informellen Wagniskapitalgeber eifrig – am liebsten in Programmierer und Umwelttechniker

Foto: panthermedia.net/ kadet26
Business Angels stehen Jungunternehmern verschiedenster Branchen mit Rat, Tat und Geld zur Seite. Derzeit nehmen sie am liebsten Softwareentwickler unter ihre Fittiche. Das zeigt das Business Angels Panel: Schon das dritte Quartal in Folge stehen gründungswillige Programmierer in der Hitparade der befragten Investoren ganz oben. Auf den weiteren Plätzen folgen Umwelttechniker, Webserviceanbieter und Industrieautomatisierer.

Die Gründer ihrerseits suchen händeringend Business Angels. Das jedenfalls offenbart der aktuelle Deutsche Startup Monitor, herausgegeben vom Bundesverband Deutsche Startups und dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PWC. Demnach wünschen sich nämlich 39 % aller Jungunternehmer eine Kooperation mit den himmlischen Geldgebern. Tatsächlich schließen aber nur 23 % einen solchen Bund fürs Business.
Warum matcht es nicht öfter? Ute Günther, Co-Vorstand des Business Angels Netzwerks Deutschland (BAND), vermutet zwei Gründe: „Viele Geschäftsmodelle eignen sich nicht für eine Wagnisfinanzierung.“ Ihnen fehle das nötige Wachstumspotenzial. „Außerdem mangelt es an einer ausreichend großen Zahl informeller Investoren.“
Letzteres ist fast verwunderlich. Denn die wenigen, die ihr privates Kapital in die Hände von Nachwuchsunternehmern geben, sind mit ihrem Engagement ziemlich zufrieden. Sie bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit 5,5 Punkten. Die Skala reicht von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut). Und der Wert für die Geschäftsaussichten ist kaum kleiner.

Dieses seit Jahren anhaltende Hochgefühl basiert nicht allein auf der Befriedigung philanthropischer Motive. Es geht den Engeln vor allem auch ums Geld. Irgendwann wollen sie ihr investiertes Kapital zurück – bestenfalls mit angemessener Rendite. Zuletzt funktionierte das nur leidlich: Die 22 Panelteilnehmer meldeten sechs Exits. In der Hälfte der Fälle fand die Trennung vom Gründerteam auf dem Unternehmerfriedhof statt – die Beteiligung musste also abgeschrieben werden. Zweimal wurden die Anteile an einen anderen Finanzierer veräußert, einmal an ein Unternehmen.
Ausbremsen lassen sich die Befragten davon nicht. Fast jeder zweite (45 %) investierte im dritten Quartal frisches Kapital, teils mehrfach. Pro Deal wechselten dabei knapp 60 000 € den Besitzer. Jeder einzelne Engel nahm rechnerisch 45 000 € in die Hand. Dementsprechend wachsen die Portfolios: Inzwischen betreut jeder Panelteilnehmer rund sechs Start-ups.

Einzige Schattenseite des eifrigen Investierens: Das Budget für künftige Engagements schrumpft: Schon 73 % ihrer für Wagnisfinanzierungen vorgesehenen Mittel haben die Befragten ausgegeben. In der fast 18-jährigen Geschichte des Panels war der Wert nur dreimal höher.
Dabei sind die Engel nicht gierig. Bei knapp drei Viertel aller Beteiligungen halten sie weniger als 10 % der Unternehmensanteile. Mehrheitsbeteiligungen wurden keine gemeldet.
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- Das Panel ist eine Initiative von VDI nachrichten, Business Angels Netzwerk Deutschland, Uni Duisburg-Essen und RWTH Aachen.
- Wagnisfinanzierer aus dem deutschsprachigen Raum berichten quartalsweise über ihr Engagement.
- Teilnehmer sind mehrere Business Angels des Jahres: Eckhardt Wohlgehagen, Frank Siegmund und Michael Friebe. Ebenfalls dabei sind Berater Alexander Pilar von Pilchau, Anwalt Christoph von Einem und Unternehmer Karl Klamann. sta