Druck durch Corona-Krise nimmt zu – Zulieferer planen Stellenabbau
Wie sehr sich die Situation aktuell bei den Zulieferern der Automobilindustrie in Deutschland zuspitzt, zeigt eine aktuelle Befragung des Branchenverbands VDA. Unternehmen planten demnach einen zusätzlichen Stellenabbau und Produktionsverlagerungen.

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Die Zahlen der aktuellen Mitgliederbefragung des Verbands der Autoindustrie (VDA) sind deutlich. Verschärft durch die Corona-Pandemie wächst der Druck auf die Automobilzulieferer. Bei gut zwei Drittel der befragten Unternehmen seien die Produktionskapazitäten derzeit nur zu 50 % bis 75 % ausgelastet. Trotzdem arbeiteten nur bei etwa einem Viertel der Zulieferer mehr als die Hälfte der Belegschaft kurz.
Zunehmend wird damit Personalabbau als Maßnahme zur Liquiditätssicherung gesehen. Laut Umfrage planten etwa 60 % der Unternehmen durch die Corona-Krise einen zusätzlichen Personalabbau. Konkret wollen demnach rund die Hälfte dieser Unternehmen 5 % bis 10 % der Stellen abbauen. Rund ein Drittel aller befragten Unternehmen habe sogar Pläne, mehr als 10 % des Personals abzubauen.
Produktionsverlagerung bekommt Tempo
Zwar hätten annähernd 40 % der Unternehmen bereits vor Beginn der Corona-Krise im Zuge des Transformationsprozesses geplant, Produktion ins Ausland zu verlagern. Über zwei Drittel davon wollen diese Planungen aufgrund der Corona-Krise jedoch nun beschleunigen.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller mahnte vor dem Hintergrund: „Die Maßnahmen der Politik zur Stützung der Unternehmen zeigen zwar Wirkung. Dennoch stellen wir uns auf eine längere schwierige Phase ein. Die meisten Zulieferer erwarten das Erreichen des Vorkrisenniveaus frühestens ab 2022.“ Der VDA unterstütze Überlegungen der Politik, relevante Maßnahmen zu verlängern, wie zum Beispiel das Kurzarbeitergeld. Dennoch bleibe der Anpassungsdruck hoch. „Politik, Unternehmen und Gewerkschaften müssen jetzt gemeinsam alles tun, um eine Verlagerung der Produktion aus Deutschland und weiteren Stellenabbau infolge von Corona zu verhindern“, sagte Müller.
Hilfe bei der Finanzierung
Weitgehend positiv sieht es bei den Automobilzulieferern indes beim Thema Finanzierung aus. Laut VDA gaben über 80 % der Unternehmen an, dass ihnen zurzeit ausreichend Finanzierungsquellen offenstehen und sie sich auch von ihren Hausbanken ausreichend unterstützt fühlen. Gut 20 % der Zulieferer hätten Hilfen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds und 10 % Überbrückungshilfen für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) in Anspruch genommen oder planten dies. Allerdings: Etwa jedes fünfte Unternehmen gibt an, dass unter den gegenwärtigen Bedingungen die Liquidität ohne größere Anpassungen nur noch für maximal zwei bis drei Monate gesichert ist.
Ein großer Teil der vom VDA befragten Zulieferer, die bereits vor der Corona-Pandemie Beschäftigung reduziert hatten, haben das laut VDA-Präsidentin Müller auch aufgrund der hohen Kostenbelastung und der Transformation getan. Sie fordert deshalb: „Die Corona-Krise sollte für Politik und Gesellschaft ein Ansporn für Reformen sein, die die Unternehmen entlasten und damit den Standort stärken. Wir brauchen in Deutschland und in Europa eine offensive, dem Klimaschutz verpflichtete Industriepolitik.“