„Es gibt Alternativen zum Shutdown“
Der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, warnt im Interview mit VDI nachrichten, Deutschland könne ein Herunterfahren der Wirtschaft nur begrenzte Zeit verkraften.

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Um die Wirtschaft nicht nachhaltig zu beschädigen, müsse man überlegen, wie man möglichst schnell zu einer anderen medizinischen Strategie bei der Bekämpfung des Coronavirus kommen könnte, mahnt Lars Feld im Interview mit VDI nachrichten. Der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung verweist auf alternative Herangehensweisen. „Südkorea hat die Bewegungsfreiheit seiner Bürger kaum eingeschränkt: Man hat flächendeckend getestet, hat Infizierte und Menschen, die angesteckt sein könnten, gezielt in Quarantäne geschickt und hat versucht, herauszufinden, mit wem sie Kontakt hatten.“ Es gebe also „durchaus Alternativen zu einem völligen Shutdown, wie von China vollzogen und wie wir ihn derzeit in Italien sehen“.
Internationalität als Stärke
Das Beratergremium der sogenannten Wirtschaftsweisen, an dessen Spitze Feld seit Kurzem steht, rechnet für 2020 mit einem Wachstumsrückgang von 5,4 % – im schlimmsten Fall. Das ist ein vergleichsweise optimistischer Ausblick. Das Ifo-Institut etwa hält einen Einbruch bis zu 20 % für möglich. Die starke globale Vernetzung der deutschen Wirtschaft hält Feld für eine Stärke der deutschen Wirtschaft. „Letztlich ist die Globalisierung vor allem eine Möglichkeit, sich gegenüber asymmetrischen Schocks abzusichern: Dadurch, dass in China die Produktion bereits angesprungen ist, können Produkte wieder nach Deutschland geliefert werden. Genauso wird es uns möglich sein, wieder in die Produktion einzusteigen, wenn die USA von der Corona-Attacke noch stark betroffen sein werden.“
Sorge um Italien
Eine erneute Bankenkrise droht nach Einschätzung Felds nicht. Anders sieht das bei einzelnen Ländern des Euroraums aus. „Wenn man einerseits die enorme Intensität, mit der das Coronavirus in Italien wütet, und andererseits die hohe Verschuldung des Landes sieht, dann besorgt uns Italien von allen Euroländern am meisten“, so Feld. Gemeinsamen Anleihen der Europäer, sogenannten Eurobonds, erteilt Feld jedoch eine klare Absage: „Eines darf keinesfalls passieren: Die heutige Corona-Situation darf nicht genutzt werden, um eine gesamtschuldnerische Haftung für die Verschuldung in Europa zu erreichen. Das ist nicht realisierbar – schon gar nicht in der heutigen Situation, wo die Schuldenquoten aller Mitgliedstaaten nach oben schnellen.“ Hierbei gehe es nicht um Solidarität, „sondern um Vernunft“.
Das vollständige Interview finden Sie in der Ausgabe 14/15 von VDI nachrichten sowie im E-Paper.