Junge Menschen spüren Corona am Geldbeutel
Entgegen dem allgemeinen Trend beklagen immer mehr junge Menschen, dass sie durch die Corona-Pandemie weniger verdienen, so eine aktuelle Postbank-Umfrage. Knapp 7 % der 16- bis 29-Jährigen stehen sogar am Rande des finanziellen Ruins.

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Zunächst die gute Nachricht: Im Vergleich zum Mai büßen aktuell weniger Menschen Einkommen durch die Corona-Krise ein. Während damals noch 21 % der Deutschen Verluste erlitten, sind es im November 18 %. Dies ergibt eine Kantar-Vergleichsumfrage im Auftrag der Postbank. Der Anteil der Befragten mit leichten Einkommenskürzungen nahm um drei Prozentpunkte ab, von 14 % im Mai auf 11 % im November. Die Zahl der Deutschen mit existenzbedrohenden Kürzungen sank leicht um einen halben Prozentpunkt von 2,6 auf 2,1 %. Unverändert sind heute 4 % der Deutschen von erheblichen Einbußen betroffen. „Die Einkommenssituation der Menschen hat sich verbessert, da sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt während des dritten und Anfang des vierten Quartals deutlich entspannt hat“, erläutert Marco Bargel von der Postbank. „Die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind nicht mit so umfassenden Schließungen verbunden wie während des Lockdowns im Frühjahr. Zudem unterstützt der Staat Betroffene wieder mit umfangreichen Hilfsprogrammen.“
Die Generation U30 arbeitet häufig in Krisenbranchen
Die Umfrage offenbart jedoch gleichzeitig eine bedenkliche Entwicklung: Immer mehr junge Menschen erleiden finanzielle Verluste durch die Krise. Der Anteil der 16- bis 29-Jährigen, die Einkommen einbüßen, stieg laut Studie von knapp 20 % im Mai auf 27 % im November. Heute geben 7 % der unter 30-Jährigen an, dass ihre Einkommenskürzungen existenzbedrohend sind – im Vergleich zu lediglich 0,8 % im Frühjahr. „In den von den Schließungen betroffenen Betrieben – Freizeiteinrichtungen, Kulturbetrieben und der Gastronomie – arbeiten überdurchschnittlich häufig unter 30-Jährige“, erklärt Postbank-Experte Bargel. „Angestellte der Gastronomie müssen derzeit neben Teilen ihres Lohns auch auf Trinkgelder verzichten, die in der Regel 5 % bis 10 % des Gehalts ausmachen. Bei der Berechnung des Kurzarbeitergeldes wird dieser Posten nicht berücksichtigt.“ Entsprechend zeigen sich die Jungen nicht mehr ganz so optimistisch wie im vergangenen Jahr: Während 2019 noch 87 % davon ausgingen, dass sich ihre finanzielle Situation positiv entwickeln wird, sind heute nur noch 69 % der Befragten davon überzeugt – eine Abnahme um 18 Prozentpunkte. „Es ist verständlich, dass viele junge Menschen verunsichert sind, ob ihr Job noch sicher ist oder ob sie nach der Ausbildung oder dem Studium den Sprung in die Arbeitswelt schaffen“, sagt Bargel. „Sie haben allerdings deutlich bessere Chancen, nach einem Karriereknick wieder neu einzusteigen, als ältere Arbeitnehmer.“