Landwirtschaftliche Produkte fast 40 % teurer als 2021
Milch, Kartoffeln, Raps – die Erzeugerpreise in der Landwirtschaft steigen so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1961. Diese Waren haben sich besonders verteuert.

Foto: panthermedia.net/ Christoph Jungbluth
Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte lagen im April 39,9 % über dem Vorjahreswert. Damit wurde die Rekordteuerung aus dem März, als der Preisanstieg bereits bei 34,7 % gelegen hatte, noch einmal übertroffen. Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat einen so abrupten Anstieg der Preise in diesem Segment noch nie gemessen. Und das, obwohl die Zahlenreihe der Erhebung bis ins Jahr 1961 zurückreicht. Sowohl tierische Erzeugnisse wurden massiv teurer (+35,8 %) als auch pflanzliche (+45,7 %).
Ukrainekrieg verknappt Getreideangebot
Haupttreiber sind die Getreidepreise, die bereits seit dem Juli 2020 anziehen. Sie lagen um 77,6 % über dem Wert aus dem April 2020. Ursache für die neuerliche Beschleunigung des Preisanstiegs ist die Verknappung des Angebots als Folge des Krieges in der Ukraine.
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Beim Gemüse (+1,1 %) legten insbesondere die Preise für Gurken (+53,6 %) und Spargel (+32,6 %) zu. Während sich beim Spargel die hohen Produktionskosten durchschlagen, verteuern die gestiegenen Energiekosten für Beheizung und Belichtung der Gewächshäuser die Gurkenpreise.
Kartoffeln mehr als doppelt so teuer wie 2021
Auch bei Speisekartoffeln hielt der Preisanstieg der vergangenen Monate weiter an: Sie verteuerten sich im April 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 106,2 %. Im März 2022 hatte die Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat bereits +91,7 % betragen. Der enorme Preisanstieg ist allerdings auch auf ein relativ niedriges Preisniveau im April 2021 zurückzuführen. Die fehlende Nachfrage aus der Gastronomie hatte im Coronajahr einen Preisrückgang im Vorjahresvergleich von 54,5 % bewirkt.
Die Rapspreise legten um 77,1 % zu, was mit der hohen Nachfrage nach Biogas und Biodiesel zu tun hat.
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Tierische Erzeugnisse verteuerten sich im April um 35,8 %. Der Milchpreis lag dabei etwa im Mittel bei 37,0 %. Für Eier fielen 18,0 % höhere Erzeugerpreise an. Hier spielte neben den gestiegenen Energie-, Transport- und Verpackungskosten auch die Geflügelpest eine Rolle, wegen derer sich die Zahl an Junghennen verringert hat. Teures Futtermittel trug dazu bei, dass die Preise für Tiere insgesamt um 36,3 % anzogen. Rinder lagen mit 48,5 % an der Spitze, Schlachtschweine mit 32,8 % folgen. Geflügel war 27,0 % teurer als im April 2021.
Obst sogar billiger
Gesunken sind hingegen die Preise für Obst. Sie waren 14,9 % niedriger als vor einem Jahr. Hier wirkt sich der frühe Saisonstart bei der Erdbeerernte aus. Die Feldfrüchte sind 24 % günstiger als 2021. Auch der Ernteertrag und damit das Angebot bei Erdbeeren ist gut – die Nachfragen hingegen ungewöhnlich niedrig.