Forschungskommission: „Keine Sonderförderung mehr für den Osten“
Das Expertengutachten zu Forschung und Innovation, das am Mittwoch der Bundesregierung übergeben wurde, warnt vor Cybergefahren und mahnt mehr Beweglichkeit in Politik und Wirtschaft an. Eine Sonderförderung für den Osten Deutschlands hält der Kommissionsvorsitzende Uwe Cantner nicht mehr für nötig, wie er im Interview mit den VDI nachrichten erläutert.

Foto: David Ausserhofer
Uwe Cantner, Vorsitzender der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), sieht die Innovationstätigkeit von Unternehmen in Ost- und Westdeutschland gleichauf. Deshalb sei es vollkommen richtig, „dass es keine Sonderförderung mehr für den Osten“ gebe, so Cantner im Interview mit den VDI nachrichten. Vielmehr sollten künftig allgemein strukturschwache Regionen gefördert werden – ob im Ruhrgebiet, in der Pfalz oder in der Lausitz. Cantner räumt allerdings ein, dass der Osten einige strukturschwache Regionen mehr habe als der Westen.
Staat und Wirtschaft nicht agil genug
Cantner fordert, die Forschungs- und Innovationspolitik an Exzellenzkriterien auszurichten: „Schwache Akteure aufzupäppeln lohnt nicht. Es muss immer ein Exzellenzgrad vorhanden sein.“ Insgesamt stehe Deutschland in technologischer Sicht zwar gut da. Dass das Land in einigen Technologiefeldern Gefahr laufe, hinterherzuhinken, liege „manchmal an mangelnder Kompetenz der einzelnen Akteure oder am fehlenden Fördervolumen, oftmals aber auch an der geringen Agilität des Staates sowie der Wirtschaft“.
Schwerpunkte Cybergefahr und Ausverkauf von Technologien
Der Ökonom Cantner, der seine Professur selbst an einer ostdeutschen Hochschule innehat, nämlich der Friedrich-Schiller-Universität Jena, übergab das „Jahresgutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands 2020“ heute an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Expertenempfehlungen für die deutsche Innovationspolitik beleuchten in diesem Jahr besonders die Abhängigkeit Deutschlands bei der Entwicklung von Maßnahmen gegen Cyberbedrohungen sowie die Gefahr eines erzwungenen Technologietransfers durch chinesische Investoren.
Das komplette Interview finden Sie im aktuellen E-Paper der VDI nachrichten.