Zahlungsausfälle im deutschen Maschinenbau trotz Pandemie rückläufig
Das Pandemiejahr 2020 hat nicht wie befürchtet zu Zahlungsausfällen im Maschinenbau geführt. Ganz im Gegenteil: Der Kreditversicherer Atradius meldet, dass die Zahl der „Nichtzahlungsmeldungen“ bei Geschäften mit deutschen Maschinenbauern im Jahr 2020 sogar um 13 % gegenüber 2019 zurückging.

Foto: PantherMedia / Randolf Berold
Die deutsche Maschinenbaubranche erwies sich während der Corona-Pandemie als sehr robust. Die Zahl der Nichtzahlungsmeldungen, die dem Kreditversicherer Atradius von seinen Kunden gemeldet wurden, lag bei Geschäften mit deutschen Maschinenbauern 2020 sogar 13 % unter dem Vorjahreswert. Damit schlägt sich der deutsche Maschinenbau auch besser als die internationale Konkurrenz. Während die Nichtzahlungsmeldungen in Asien 2020 verglichen mit 2019 in etwa gleich blieben, nahmen sie in Nordamerika um 17 % zu.
Dennoch mahnen die Experten zur Vorsicht: „Zwar befindet sich die Maschinenbaubranche aktuell in einer Stabilisierungsphase, dennoch gibt es auch hier nach wie vor Risikosegmente, die Lieferanten vor besondere Herausforderungen stellen. Dazu zählt vor allem der Bereich Automotive“, erklärt Frank Liebold, Country Director Deutschland der Atradius Kreditversicherung.
Technologische Transformation als Herausforderung
Für Maschinenhersteller, die die Automobilindustrie beliefern, stelle die Transformation ihrer Kunden zur Elektromobilität oftmals eine erhebliche Herausforderung dar. Während einige Maschinenbauer den technologischen Wandel verpasst hätten und dadurch große Umsatzeinbußen erlitten, müssten andere hohe Investitionskosten für den Umbau ihrer Produktion stemmen. Dies könne in einzelnen Fällen zu Liquiditätsengpässen und damit zu Zahlungsverzögerungen oder gar -ausfällen führen. Auch von Maschinenbauern, die Komponenten für die weiterhin fragile Textilbranche herstellen, gehe eine gewisse Unsicherheit aus.
„Daneben gibt es zahlreiche branchenunabhängige Risiken, von denen mehr oder weniger alle Maschinenbauunternehmen gleichermaßen betroffen sind. Dazu zählen zunächst die mit der Corona-Pandemie verbundenen Reise- und Transportbeschränkungen“, sagt Frank Liebold. Diese erschwerten die Auftragsbearbeitung und das Neugeschäft, da Ingenieurinnen und Ingenieure, Techniker und Technikerinnen sowie Vertriebsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter nicht mehr zu Kunden und Produktionsstätten reisen könnten. Zudem besteht laut Einschätzung der Atradius-Experten das Risiko, dass sich durch die oftmals drastischen Quarantänevorschriften der Fachkräftemangel weiter verschärft, da die damit verbundenen Einschränkungen für viele Mitarbeitende mit Reisetätigkeit eine erhebliche Belastung darstellen.
Rohstoff- und Lieferrisiken nehmen zu
Zusätzliches Ungemach drohe der Branche durch die jüngsten Preissprünge auf den internationalen Rohstoffmärkten. Davon seien insbesondere Metalle wie Stahl und Kupfer sowie elektronische Komponenten wie Computerchips betroffen. Bei Letzteren kämen – wie auch in anderen Zulieferbereichen – noch Lieferkettenprobleme aufgrund von globalen Produktionsausfällen hinzu. „Doch auch volle Auftragsbücher schützen nicht vor Problemen. Denn steigende Volumina führen in der Regel zu einem hohen Vorfinanzierungsbedarf, der insbesondere bei finanziell schwächer aufgestellten Unternehmen bereits zu Engpässen bei der Liquidität führen kann“, warnt Frank Liebold.
Last but not least dürfte das Auslaufen der staatlichen Corona-Hilfsmaßnahmen etliche Firmen in die Bredouille bringen. Das betreffe beispielsweise Unternehmen, die von der aktuellen Kurzarbeiterregelung profitieren oder die die Sonderkreditprogramme der KfW genutzt haben. „Beide Aspekte dürften die Zahlungsfähigkeit von bereits geschwächten Unternehmen weiter verschlechtern. Und auch das Ende der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht kann durchaus einige nachgeholte Insolvenzen zur Folge haben“, so Liebold.