Wirtschaftsprognose der OECD 02. Dez 2020 Von Peter Steinmüller

Coronakrise verschärft die gesellschaftliche Spaltung

Die OECD prognostiziert für 2021 ein leichtes Wachstum der Weltwirtschaft, zeigt sich aber pessimistisch für die langfristigen sozialen Folgen der Coronakrise.

Junge Menschen werden die Folgen der Pandemie noch jahrelang durch hohe Arbeitslosigkeit zu spüren bekommen, warnt die OECD.
Foto: panthermedia.net/Monkeybusiness Images

Die Aussicht auf mehrere allgemein verfügbare Covid-19-Impfstoffe im kommenden Jahr lässt auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung hoffen. Dennoch müssen die Regierungen gesundheitspolitische Maßnahmen und fiskalische Impulse beibehalten und weiter entschlossen handeln, um den Aufschwung zu stützen. So der aktuelle OECD-Wirtschaftsausblick, der in Paris veröffentlicht wurde. DIE OECD ist ein Zusammenschluss von 37 hoch entwickelten Ländern (wie Frankreich, Kanada und Deutschland), die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen.

Im ihrem Wirtschaftsausblick vom Juni hatte die OECD gewarnt, dass die anfängliche Erholung durch eine zweite Infektionswelle am Jahresende ins Straucheln geraten könnte. Vor allem Europa und Nordamerika leiden aktuell unter der wieder aufflammenden Pandemie, die den Konjunkturaufschwung gestoppt hat. Das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte im vierten Quartal 2020 um 3 % niedriger ausfallen als im vierten Quartal des Vorjahres. Im Euroraum dürfte die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal um 7,3 % unter dem Vorjahresquartal liegen, in den Vereinigten Staaten um 3,2 %.

Wirtschaftliche Erholung nach der Impfung

Die Wirtschaftstätigkeit wird nach Einschätzung der OECD eingeschränkt bleiben, da Abstandsregeln und Reisebeschränkungen in der ersten Jahreshälfte 2021 voraussichtlich weiter gelten werden. Die Weltwirtschaft dürfte sich nur allmählich beleben, wenn im Jahresverlauf 2021 weite Teile der Bevölkerung im OECD-Raum geimpft werden. Nach einem drastischen Einbruch um 4,2 % in diesem Jahr wird das globale BIP den Projektionen zufolge 2021 um 4,2 % wachsen. Dieses Wachstum dürfte zu mehr als einem Drittel auf China entfallen.

Die Erholung wird in den einzelnen Ländern und Sektoren unterschiedlich verlaufen und könnte dauerhafte Veränderungen in der Weltwirtschaft mit sich bringen. Länder, die über effektive Test-, Kontaktnachverfolgungs- und Isolierungsstrategien verfügen und in denen wirksame Impfprogramme rasch umgesetzt werden können, dürften vergleichsweise gut abschneiden. Es herrscht aber nach wie vor erhebliche Unsicherheit.

Nachfragestau könnte sich lösen

Der Wirtschaftsausblick geht auch auf mögliche Aufwärts- und Abwärtsrisiken für die Projektionen ein. Wenn Impfstoffe schneller und auf breiterer Basis verfügbar sind, könnten der Nachfragestau aufgelöst und umfangreiche Ersparnisse freigesetzt werden. Dies könnte die Erholung verstärken und das Weltwirtschaftswachstum 2021 auf rund 5 % steigern. Wenn aber bei den Impfstoffen Verteilungsprobleme oder Nebenwirkungen auftreten und wenn die Lehren aus der ersten Pandemiewelle nicht umgesetzt werden, könnte das Vertrauen beschädigt werden. In diesem Fall würde das Wachstum der Weltwirtschaft 2021 um 2,75 Prozentpunkte niedriger ausfallen.

OECD-Chefvolkswirtin Laurence Boone warnte: „Durch die Aussichten auf eine Impfung und einen erfolgreicheren Umgang mit dem Virus besteht wieder Hoffnung für die Weltwirtschaft. Die Lage ist aber immer noch äußerst bedenklich, vor allem für Geringqualifizierte und für schwer betroffene Kleinunternehmen.“ Die Unternehmensschulden haben laut OECDE ein Niveau erreicht, das zuletzt vor zehn Jahren während der weltweiten Finanzkrise zu beobachten war. Das damit verbundene Risiko steigender Insolvenzen und rückläufiger Unternehmensinvestitionen bedrohe die wirtschaftliche Erholung insgesamt.

Schwächste Gruppen am stärksten betroffen

Die Studie zeigt der OECD zufolge , dass die Krise die gesellschaftliche Spaltung verschärft hat, weil die schwächsten Gruppen am stärksten betroffen sind. Die hohe Arbeitslosigkeit könne noch Jahre andauern, insbesondere unter gering qualifizierten und jungen Menschen. Viele Kinder, insbesondere diejenigen aus benachteiligten Verhältnissen, wurden während der Lockdowns in ihrem Lernprozess weit zurückgeworfen, was ihre Zukunftschancen verschlechtert. Millionen kleiner und mittlerer Unternehmen – auf die die meisten Arbeitsplätze entfallen – sehen demnach ihre Existenz durch steigende Schulden und die andauernde Unsicherheit bedroht. Der Ausblick weist darauf hin, dass der Gewinnrückgang die Schuldendienstfähigkeit und die Investitionen der Unternehmen beeinträchtigen wird. Junge, kleine sowie weniger produktive Unternehmen dürften besonders stark betroffen sein. Das Gleiche gilt für das Beherbergungs- und Gastgewerbe, den Verkehrssektor sowie die Kultur- und Freizeitbranche, die besonders hart von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie getroffen sind.

Ohne die massiven staatlichen Finanzhilfen, die den Schock für die Menschen und Unternehmen abfedern, wäre der wirtschaftliche Schaden noch größer. Da das sehr niedrige Zinsniveau voraussichtlich noch länger andauern wird, können und sollten die außergewöhnlichen Ausgaben fortgesetzt werden, bis die Erholung an Dynamik gewinnt, so die OECD. Die Politikmaßnahmen sollten gezielter dort ansetzen, wo sie am dringendsten nötig sind und die Erholung stärken.

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