30 Jahre Wiedervereinigung 01. Okt 2020 Von Wolfgang Schmitz Lesezeit: ca. 8 Minuten

Der lange Weg zur Einheit

Langsam, aber stetig holt der Innovationsstandort Ostdeutschland gegenüber dem Westen auf. Eine große Hürde bleibt der Fachkräftemangel.

Foto [M]: PantherMedia/Istanbul2009 (YAYMicro)/PantherMedia/artbutenkov/VDIn/gs

Im Laufe der Wendejahre wurden rund 110 000 Ingenieurinnen und Ingenieure im Osten Deutschlands arbeitslos, vor allem in Forschung und Entwicklung. „Sie waren meist Opfer von flächendeckenden Betriebsschließungen“, weiß der Dresdner Technikhistoriker Thomas Hänseroth. Firmen, die überlebten, seien oft zu Werkbänken westdeutscher Unternehmen geworden. „Deren Forschungsabteilungen und damit auch viele Ingenieure saßen im Westen. So gingen vom Zentrum Mikroelektronik Dresden mit etwa 3000 Ingenieuren in Forschung und Entwicklung viele in den Westen. Das Innovations­potenzial im Osten blutete aus.“

Auch nach 30 Jahren deutscher Einheit kann im Osten nur vereinzelt von blühenden Landschaften die Rede sein, wie sie einst Bundeskanzler Helmut Kohl versprach. Die Produktivität im Osten, gemessen am Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, lag im Jahr 2017 bei 82 % des westdeutschen Durchschnitts. Angefangen hatte der Aufholprozess 1990 bei 45 %. Das geht aus dem Einheitsreport 2019 des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle hervor. Demnach haben nur 36 der 500 größten deutschen Unternehmen ihren Sitz in Ostdeutschland. Die Folge: Dort fließen deutlich weniger Investitionsmittel in Forschung und Entwicklung als im Westen. Darunter leidet zwangsläufig die Innovationskraft.

In Braunkohleregionen wird viel investiert

Statt die Forschung im Osten von Beginn an intensiver zu fördern, auch, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden, habe sich „der Eigennutz der westdeutschen Wirtschaft“ durchgesetzt, so Hänseroth. „Aktuell könnte sich aber einiges ändern. In die Regionen, in denen der Braunkohleausstieg bevorsteht, wird viel Geld investiert. Hier sollen Forschungsinstitute entstehen – eine gute Nachricht.“

Ein solides Forschungsfundament ist gelegt. Was die Reputation betrifft, können es einige Institute locker mit westdeutschen Wissenschaftseinrichtungen aufnehmen. Da ist etwa das 5G Lab Germany in Dresden, das es innerhalb von nur fünf Jahren zu internationalem Renommee in der Mobilfunkforschung brachte. Auch die Magdeburger Elb­fabrik des Fraunhofer IFF, die an Robotern und Logistiklösungen forscht, kann sich weltweit sehen lassen. Zentraler Schwerpunkt: die Digitalisierung industrieller Prozesse.

Ostdeutschland ist aber nicht gleich Ostdeutschland. Während sich etwa Leipzig zur Metropole entwickelt, leiden vor allem ländliche Regionen unter dem Fachkräftemangel. Mit Rückkehrinitiativen wollen Länder und Kommunen vor allem junge Fachleute zurück in die Heimat locken.

Hier finden Sie eine Auswahl ostdeutscher Forschungsperlen.

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