Vermittler zwischen Technik und Politik
Volker Kefer ist seit 1. Januar Präsident des VDI. Der ehemalige Bahnvorstand berät heute Start-ups.

Foto: obs/VDI Verein Deutscher Ingenieure/DB AG/Max Lautenschläger
Technik begleitet Volker Kefer seit seiner frühen Kindheit. Der 62-jährige ehemalige Bahnvorstand amtiert seit dem 1. Januar 2019 als Präsident des VDI, nachdem ihn die Vorstandsversammlung am 13. Dezember mit großer Mehrheit wählte. Fragt man ihn, wie er zur Technik kam, lautet die Antwort: „Den Grundstein legte mein Vater.“ Während des sonntäglichen Kirchgangs beantwortete dieser ausführlich Volkers Fragen, wie dieses oder jenes technische Gerät funktioniere. „Er konnte gut erklären und es hat ihm Spaß gemacht“, erinnert sich Kefer.
- ist seit 1. Januar VDI-Präsident.
- ist seit 2017 Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Kefer Consulting und Kefer Invest GmbH.
- war von 2006 bis 2016 bei der Deutschen Bahn AG, zuletzt als Konzernvorstand für Infrastruktur, Dienstleistungen und Technik sowie als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DB AG.
- war von 1983 bis 2006 bei der Siemens AG in verschiedenen Geschäftsleitungspositionen tätig.
- studierte Maschinenbau an der TU München.
- wurde am 19. Januar 1956 in Koblenz geboren.
Folglich habe er sich nie die Frage gestellt, ob er etwa Arzt oder Kaufmann werden wolle. „Mir war immer klar, dass ich einen technischen Beruf ergreifen werde.“ Vom Studium der Elektrotechnik in Erlangen wechselte Kefer dann bald zum Maschinenbaustudium an die TU München. „Ich tue mich leichter, wenn ich die Dinge haptisch nachvollziehen kann“, begründet er in der Rückschau diesen Schritt.
Die Diplomarbeit schrieb Kefer dann bereits als Angestellter im Kraftwerkssektor bei Siemens in Erlangen. „Die experimentelle Arbeit im Labor hat mir sehr gefallen.“ Als dann ein größeres Forschungsprojekt „vorbeikam“, griff der junge Ingenieur zu und schloss die berufsbegleitende Promotion an. An diese Jahre in der Forschung erinnert er sich als eine spannende Zeit. „Man konnte viel improvisieren und ich lernte interessante Menschen kennen. Am Ende stand die gemeinsame Freude im Team, wenn etwas gelungen war, was zunächst schwierig erschien.“
Nach einigen Jahren erfolgte der Wechsel aus der Forschung ins operative Geschäft. Für Kefer ein entscheidender Schritt im Berufsleben eines jungen Ingenieurs: „Große Firmen haben einen hohen Bedarf an Managern.“ Also versuchen sie früh herauszufinden, wer das Potenzial für solche Aufgaben hat. „Da ist das solide technische Studium mathematisch gesprochen zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung.“ Wissen um kaufmännische Zusammenhänge und Führungsfragen, aber auch psychologische Kenntnisse müssten hinzukommen. „Bei mir war Siemens da ein hervorragender Lehrmeister“, erinnert sich Kefer.
Mit diesem Rüstzeug erfolgte dann 2006 der Wechsel zur Deutschen Bahn. Hier bekleidete Kefer verschiedene Vorstandspositionen und war zuletzt Technikvorstand, Infrastrukturvorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Obwohl er gerne bei der Bahn arbeitete, stand er Ende 2016 für eine Vertragsverlängerung nicht mehr zur Verfügung. „Ich war zu der Überzeugung gekommen, dass es mir nicht gelingen würde, die Deutsche Bahn unter den damaligen Bedingungen zu reformieren – und habe daraus die Konsequenzen gezogen.“
Danach stand die Erkenntnis: „Mit Anfang 60 ist man noch arbeitsfähig.“ Und er ergänzt augenzwinkernd: „Auch wenn ein gewisser ‚Knackigkeitsfaktor‘ fehlt.“ Nach etlichen Jahren der berufsbedingten Wochenendehe wollte er auch nicht, wie Loriots „Pappa ante portas“, den heimischen Haushalt in Erlangen aufmischen. Also stieg der Ingenieur – inspiriert durch Interesse und Anfragen aus der Branche – ins Beratungsgeschäft ein. Es dauerte dann gut ein Jahr, bis er genau wusste, auf was er sich konzentrieren will: „Jungen Leuten beim Unternehmertum helfen.“ Auch Investoren empfänden es meist als gute Idee, wenn junge Firmengründer „alte Hasen“ zur Seite haben.
Heute ist er an Start-ups beteiligt und arbeitet eng mit deren Gründern zusammen, „um denen, wo ich es kann, etwas beizubringen, aber auch, um von denen zu lernen“. Das geht weit über eine reine Beratung hinaus, aber: „Wenn man wie ich mehrere Jahrzehnte operativ tätig war, kann man die Füße einfach nicht still halten.“
Und jetzt, seit Anfang Januar, die Position des VDI-Präsidenten. Da geht es nicht nur um die Technik, es geht auch um die Rolle der Ingenieure und Ingenieurinnen in der Gesellschaft, um die Diskussion mit der Politik. Wie sieht sich der ehemalige Bahnvorstand für diese Aufgabe gerüstet? Die Antwort ist die eines Ingenieurs: „Politik und Industrie arbeiten in unterschiedlichen Systemen. Für die einen zählen öffentliche Akzeptanz und Wählerstimmen, für die andere Seite technischer Fortschritt und wirtschaftlicher Erfolg. Beide Seiten zu verstehen, ist wichtig!“
Kefer hat die Erfahrung gemacht, dass sich Menschen in ihrem jeweiligen Regelsystem durchaus rational verhalten. „Interessant wird es, wenn solche Systeme aneinandergeraten, und da war die Bahn ein guter Lehrmeister.“ Die unterschiedlichen Sichtweisen miteinander zu verheiraten, empfindet er als herausfordernd und interessant. „Ich freue mich darauf!“