Start-ups 31. Mrz 2023 Von André Weikard

„Was Investoren in der Vergangenheit als KI verkauft wurde, war nicht immer intelligent“

Carsten Rudolph, Geschäftsführer von Deutschlands größtem Finanzierungsnetzwerk BayStartup, spricht im Interview über zurückhaltende Geldgeber, fehlende Anreize der Politik und darüber, warum naive Gründerteams für die Szene so wichtig sind.

Der promovierte Elektrotechniker Carsten Rudolph leitet das Gründernetzwerk BayStartup bereits seit 2009. Zuvor arbeitete er u. a. für Microsoft, Siemens und McKinsey.
Foto: BayStartUP / Andreas Gebert

VDI nachrichten: Herr Rudolph, als wir vor einem Jahr zuletzt gesprochen haben, gab es noch keinen Krieg in Europa, keine Zinswende, keinen Tech-Crash und keine Bankenkrise. Wie hat sich die Gründerszene verändert?

Carsten Rudolph: In gewisser Weise hat eine Korrektur am Markt stattgefunden im Vergleich zum Hype vor zwei oder drei Jahren. Während die Coronakrise den Start-ups wenig anhaben konnte, merken wir jetzt schon deutliche Bremsspuren. Die Zinswende sollte Gründer eigentlich nicht so stark betreffen, sie finanzieren sich kaum über klassische Kredite und stärker über Risikokapital. Aber auch dort ist die Stimmung nicht mehr die beste. Die Investoren sind selektiver geworden. Es geht nicht mehr nur um visionäre Konzepte, sondern die Geldgeber wollen wissen, ob nach ein bis zwei Jahren schon Kunden gewonnen werden konnten und tatsächlich Umsätze erzielt wurden.

Gilt das nur für die großen Venturecapital-Fonds oder auch für Business Angels?

Auch bei den Business Angels gibt es eine gewisse Zurückhaltung. Viele von ihnen warten jetzt erst einmal ab, wie sich die allgemeine wirtschaftliche Lage auf die Erfolgschancen der Start-ups auswirkt. Dazu kommt: Im Vergleich zu institutionellen Anlegern sind Business Angels nicht an den Investitionszeitraum der Fonds gebunden. Sie investieren meist langfristiger als VCs und lassen sich daher von niedrigeren Bewertungen kaum zu einem Einstieg verleiten. Sie steigen dann in ein Start-up ein, wenn sie von einer Idee überzeugt sind.

Business Angels machten gute Deals

„Die-Höhle-der-Löwen-Show“ ist ein Werbemittel und kein realistisches Abbild von Investoren-Pitches

Welche Branchen sind immer noch attraktiv für Anleger?

Alles rund um Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ist weiter gefragt. Beim Thema KI sind viele Investoren kritischer geworden. Was ihnen da in der Vergangenheit als KI verkauft wurde, war nicht immer wirklich intelligent. Das wird heute besser verstanden und hinterfragt. Da muss beispielsweise schon jemand im Gründerteam sein, der glaubhaft vertritt, dass er ein Experte für das Thema ist.

Viele stellen sich einen Start-up-Pitch so vor wie er im TV bei der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ gezeigt wird. Wie nah ist das an der Wirklichkeit?

Die Sendung in allen Ehren. Sie hat das Thema Start-up in die breite Öffentlichkeit gebracht. Aber Start-ups machen schon thematisch viel mehr als consumernahe Produkte und Lösungen, die dort einem Millionenpublikum vorgestellt werden. Da platzt dann am Tag nach der Sendung die Website aus allen Nähten und der Auftritt hat für Gründerteams und Investoren seinen Zweck als Werbemittel erfüllt. Lösungen zur Energieeffizienz oder ganz generell aus dem B2B-Umfeld spielen vor so einem breiten Publikum keine Rolle. Solche Ideen sind viel erklärungsbedürftiger. Der Investitionsprozess im B2B- oder Technologieumfeld dauert auch viel länger, weil die Investoren so oft nachbohren, bis sie das Geschäft wirklich verstanden haben.

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