Wie Kontaktpflege trotz ausgefallener Messen gelingen kann
Mit Messen wie der Hannover Messe, der SPS in Nürnberg und vielen kleineren Veranstaltungen sind für Hersteller von Automatisierungstechnik wichtige Termine zur Kontaktpflege weggefallen. Wie kreative Unternehmen trotz Abstandsregeln einen interaktiven Dialog hinbekommen, zeigen zwei Beispiele, die sich VDI nachrichten genauer ansehen durfte.

Foto: Igus
Reine Produktpräsentationen auf Onlinemessen oder rein Digitale Messestände haben einen Nachteil – intuitiver und interaktiver Gedankenaustausch ist kaum möglich. Für den Kunststoffspezialisten Igus aus Köln galt es daher ebenso wie für die Siemens-Division Digital Industries Lösungen zu finden, wie sich echte Dialoge mit dem Charakter einer Messe auch online realisieren lassen.
Führung per Kamera
In Köln hat Igus dazu in einer freien Halle auf dem Werksgelände extra einen Messestand mit 400 m² Fläche aufgebaut. Seit Mai begleiten Mitarbeiter des Herstellers von Gleitlagern, Energieketten und Automatisierungskomponenten Besucher hier per Videokonferenz persönlich durch die Ausstellung. Dafür nutzen sie entweder ein Smartphone oder ein Tablet. Das hat gleich mehrere Vorteile: Auf Rückfragen kann beispielsweise direkt reagiert werden und bei Bedarf wird einfach noch ein Produktexperte von Igus in der Videokonferenz hinzugezogen. Weder die Besucher noch die Fachleute müssen sich dafür auf Reise begeben. Allerdings trifft Igus hier ausschließlich Stammkunden. So etwas wie eine Laufkundschaft, wie man sie von Messen kennt, bleibt aus.
Treffen im virtuellen Raum
Bei Siemens hatte man bereits 2017 begonnen, Teile des Elektronikwerks in Amberg als digitale Innenansicht zu erstellen. Bis zur Corona-Pandemie hatte man dort und auch im Gerätewerk in Erlangen aber Besuchern noch weitgehend vor Ort gezeigt, wie die Automatisierungslösungen von Siemens in der Praxis eingesetzt werden und wie sich das Unternehmen Industrie 4.0 vorstellt. Seitdem hat das Unternehmen die Digitalisierung nicht nur in Sachen Onlinemeetings vorangetrieben, sondern auch das Besucherlebnis in digitale Räume übertragen. Jüngstes Beispiel dafür ist das Additive Manufacturing Experience Center (AMEC) in Erlangen. Dort zeigt das Unternehmen die Automatisierung rund um den industriellen 3-D-Druck. Statt sich gemeinsam über einen Tisch zu beugen und Bauteile anzusehen, werden die Produkte nun als holografisch in den digital nachgebildeten Raum eingeblendet. Auch die Maschinen, die vor Ort sonst in Aktion zu sehen sind, wurden als digitale Zwillinge nachgebildet.
Ergänzt wird das digitale AMEC zudem seit kurzem durch eine komplett virtuelle Produktionsanlage, auf der Funktionen von der Materialbefüllung über den 3-D-Druck bis hin zum Transport zwischen den Maschinen nachgebildet und durchsimuliert werden können.
Die Bilder geben einen Eindruck davon, was hier visuell bereits möglich ist. Eine ausführliche Beschreibung der beiden Beispiele gibt es in unserem E-Paper von Ausgabe 49/50.