Niedrigerer Krankenstand trotz Corona
Die Techniker Krankenkasse (TK) hat ausgewertet, dass trotz Corona die krankheitsbedingten Fehlzeiten Erwerbstätiger im Vergleich zu den Vorjahren gesunken sind. Allerdings sei ein erneuter Anstieg bei den psychischen Erkrankungen zu verzeichnen.
Bei den Beschäftigten in Deutschland sind trotz Corona die krankheitsbedingten Fehlzeiten im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. So betrug der Krankenstand für das Jahr 2020 der bei der Techniker Krankenkasse (TK) versicherten Erwerbspersonen 4,13 %. 2019 lag er noch bei 4,22 % und 2018 bei 4,25 %. Dementsprechend war eine TK-versicherte Erwerbsperson im vergangenen Jahr durchschnittlich 15,1 Tage krankgeschrieben. Im Jahr 2019 waren es 15,4 Tage bzw. 15,5 Tage im Jahr 2018. Das zeigt eine Vorabauswertung des TK-Gesundheitsreports 2021. Besonders Erkältungskrankheiten sind im letzten Jahr stark zurückgegangen. So fielen 2018 durchschnittlich 2,55 Fehltage pro Erwerbsperson auf das Konto von Grippe und Co., im Jahr 2019 waren es 2,37 und im letzten Jahr ging der Wert noch mal runter auf 2,29 Fehltage. Das entspricht laut TK gegenüber 2018 einem Rückgang von rund 10 %. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: „Sowohl der generelle Rückgang der Krankmeldungen als auch die Abnahme von Erkältungskrankheiten lassen darauf schließen, dass die Abstands- und Hygieneregeln auch dafür sorgen, dass sich andere Infektionserreger nicht so schnell verbreiten wie vor der Pandemie.“
Depressionen und Angststörungen häufiger diagnostiziert
Eine erneute Zunahme verzeichnen hingegen auch 2020 die Krankschreibungen aufgrund psychischer Diagnosen wie Depressionen und Angststörungen. So war jeder TK-versicherte Erwerbstätige statistisch gesehen im letzten Jahr aufgrund einer psychischen Diagnose durchschnittlich 2,98 Tage krankgeschrieben. Das ist ein erneuter Anstieg gegenüber den Vorjahren (2019: 2,89; 2018: 2,77; 2017: 2,71 Tage). „Während bei fast allen Diagnosen ein Rückgang festzustellen ist, haben die Krankschreibungen aufgrund psychischer Probleme auch 2020 wieder leicht zugenommen. Diesen Trend beobachten wir seit mehreren Jahren, nicht erst seit Corona. Mit einem Anteil von rund 20 % machen die psychischen Diagnosen damit das dritte Jahr in Folge den höchsten Anteil der krankheitsbedingten Fehlzeiten aus – noch vor Rückenbeschwerden und Erkältungskrankheiten“, so Baas. Die Krankschreibungen aufgrund der Diagnose Covid-19 spielen laut Analyse eine eher untergeordnete Rolle im Vergleich zu den anderen Erkrankungen. Insgesamt verzeichnete die TK im letzten Jahr rund 5,3 Mio. Krankschreibungen, davon 26 833 aufgrund von Covid-19. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK). Im Corona-Jahr 2020 fehlten laut ihrem Bericht Beschäftigte vermehrt wegen Rückenschmerzen im Job. Die Ausfalltage mit dieser Diagnose seien im Vergleich zum Vorjahr um 7 % gestiegen. Um 8 % nahmen laut DAK die Fehlzeiten aufgrund von Anpassungsstörungen zu, einer Diagnose aus dem Feld der psychischen Erkrankungen. Für die Analyse hat das Berliner IGES Institut die Daten von mehr als 2,4 Mio. erwerbstätig Versicherten bei der DAK ausgewertet.
Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) kam im letzten Fehlzeiten-Report 2020 auch zu dem Ergebnis, dass 11,9 % aller Fehlzeiten im Jahr 2019 auf psychische Erkrankungen zurückgingen, und folgerte: „Die psychischen Erkrankungen sind damit in diesem Jahr zum ersten Mal an die zweite Stelle gerutscht, noch vor die Atemwegserkrankungen.“ Laut AOK nahmen die Krankheitstage aus diesem Grund seit 2008 um 67,5 % zu. Im Durchschnitt dauert die offizielle Krankheitszeit bei einer psychischen Erkrankung laut AOK-Report 27 Tage – mehr als doppelt so lang wie der Krankheitsdurchschnitt mit insgesamt zwölf Tagen.
Mittlere Altersgruppe am meisten betroffen
Unterschiede gibt es laut AOK zwischen den Branchen. Bei Banken und Versicherungen sowie bei Beschäftigten an Schulen und Kitas nehmen psychische Erkrankungen neben den Atemwegserkrankungen mit jeweils 16 % sogar einen größeren bzw. gleichen Anteil ein im Vergleich zu Muskel- und Skeletterkrankungen. Die meisten Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen gibt es demnach bei den 35- bis 39-Jährigen (14,1 % der Ausfalltage) und bei den 30- bis 34-Jährigen (14 % ) – die wenigsten bei den 15- bis 19-Jährigen (7,9 %).