Frauenanteil in der Bauindustrie steigt sehr langsam
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie spricht von einem positiven Trend hinsichtlich der Beschäftigung von Frauen in der Branche. Allerdings gibt es einen Gehalts-Gap.

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Die Frauen in der Bauwirtschaft sind überwiegend in der Bauplanung und in Architektur- und Vermessungsberufen sowie in der Kalkulation und Abrechnung tätig. Hier ist das Anforderungsniveau deutlich höher als in den gewerblichen Berufen: Die Beschäftigten sind überwiegend Spezialisten und studierte Experten, heißt es in der neuen vorläufigen Studie. Sie verdienen allerdings deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen (86 %). 14 % der Beschäftigten im Wirtschaftszweig Baugewerbe sind weiblich. Im Wirtschaftszweig Bauhauptgewerbe liegt der Anteil mit 11 % sogar noch darunter. „Wir können überall von einem positiven Trend berichten“, sagt dennoch Konrad Köthke-Toussaint, Leiter des Frauennetzwerk-Bau beim Hauptverband.
Frauenanteil liegt unter dem Schnitt anderer Branchen
Natürlich sei es so, dass der Frauenanteil in den klassischen bauhauptgewerblichen Berufen hinter vielen anderen Branchen liege. Generell gehe es aber in kleinen Schritten nach oben. Es müsse berücksichtigt werden, dass die Branche Nachholbedarf habe, weil erst 1994 Frauen überhaupt in bauhauptgewerblichen Berufen zugelassen wurden. „Wir bewegen uns auf einem unteren Level, es geht aber nach oben.“ Frauen würden dringend in der Branche gebraucht. Deshalb habe sich auch das Netzwerk gebildet, in dem 750 Unternehmen und Personen tätig sind, um auch mit Role Models auf die Möglichkeiten in der Bauindustrie aufmerksam zu machen.
Gewerblich Beschäftigte sind überwiegend männlich
Dass der Anteil der weiblichen Beschäftigten im Wirtschaftszweig Bau so niedrig ausfällt, sei auch auf den sehr hohen Anteil der gewerblichen Arbeitnehmer zurückzuführen. Dieser liegt im Branchendurchschnitt (inkl. gewerbliche Auszubildende) bei über 70 %. Die gewerblich Beschäftigten sind überwiegend männlich. Nur wenige weibliche Schulabgänger entscheiden sich laut Studie für eine Ausbildung in einem gewerblichen Bauberuf. Im Durchschnitt liegt die Frauenquote in bauhauptgewerblichen Ausbildungsberufen bei 4,4 % und damit zumindest über der Quote in den bauhauptgewerblichen Berufen mit 2,2 %.
Beruf der Bauingenieurin steigt in der Beliebtheit
Während zu Beginn des Jahrtausends laut Bauhauptverband nur jeder fünfte Studierende des Fachs Bauingenieurwesen weiblich war, lag der Anteil im WS 2023/24 bei 30 %. Demgegenüber sind nur 13 % der Maschinenbaustudenten weiblich. Der Anteil der weiblichen Studienanfänger ist (nach einem Rückgang in den Vorjahren) im WS 2022/23 wieder gestiegen. Der Anteil der nicht bestandenen Prüfungen liegt bei Frauen mit 6,6 % unter dem Anteil bei Männern mit 8,5 %. Der Beruf des Bauingenieurs ist bei Frauen deutlich beliebter als die gewerblichen Bauberufe und hat noch an Attraktivität gewonnen. Dabei fällt der Anteil je nach Schwerpunkt unterschiedlich hoch aus: Beim Rohrleitungsbau sind nur 11 % der Bauingenieure weiblich. Im Durchschnitt liegt der Frauenanteil bei Bauingenieuren, welche in Unternehmen tätig sind, bei 29 %. Frauen präferieren laut Hauptverband allerdings öffentliche Arbeitgeber. Dort ist der Anteil bei 47 %. Das Gehaltsniveau von hoch qualifizierten Frauen liegt laut Studie allerdings nur bei 83 % (Experte) bzw. 86 % (Spezialist) des Niveaus ihrer männlichen Kollegen.