Autojournalist Alexander Bloch und das Prinzip Hoffnung
Ab sofort begeistert der studierte Ingenieur auch als VDI-Markenbotschafter für Technikthemen.
Foto: Julian Huke Photography
Manche Momente im Leben bleiben. Die Übergabe seiner Urkunde als VDI-Markenbotschafter war für Alexander Bloch so einer. Dabei musste er an jenen Professor der Theoretischen Elektrotechnik denken, der bei einem falsch gesetzten Vorzeichen trotz richtigen Lösungsweges erbarmungslos null Punkte vergab. Bei einer Klausur hatte der Prof ihn unvermittelt gefragt, ob er schon einmal von seinem Namensvetter Ernst Bloch und dessen Prinzip Hoffnung gehört habe.
Alexander Bloch ist stolz, Ingenieur zu sein: „Es ist eine große Ehre, als Repräsentant so vieler großartiger Ingenieurinnen und Ingenieure in Deutschland zu stehen“, sagt er. Und man glaubt es ihm sofort: Wer erlebt, wie der Autojournalist begeistert über das Zusammenspiel von Technik, Emotion und Ingenieurskunst spricht, merkt schnell, dass hier einer seine Leidenschaft lebt.

Ingenieure gelten oft als Nerds. Bloch bekennt sich dazu: „Wir Ingenieure haben immer irgendwelche Formeln im Kopf und am liebsten noch ein Whiteboard, um alles herunterzuschreiben.“ Ein Nerd, der Technik nicht nur versteht, sondern sie erklären will – auf YouTube, im Fernsehen, in Fachartikeln. Hunderttausende folgen ihm, weil er die Technik greifbar macht.
„Das Auto ist kein Smartphone“
Die Transformation der Autoindustrie sieht er als großes Dilemma. Die Branche müsse einerseits am Verbrenner festhalten, weil er noch Gewinne bringt. Andererseits zwinge die Zukunft sie, radikal auf Software, Elektromobilität und digitale Strukturen zu setzen. Fahrzeuge gelten längst als Software-defined Vehicle. Doch er mahnt: „Das Auto ist kein Smartphone.“ Natürlich werde Software immer wichtiger, aber sie müsse vor allem im Sinne des Users entwickelt sein und diesen auf keinen Fall mit ständigen Problemen nerven.
Maschinenbauer oder lieber IT-Entwickler als Zukunftsberuf? Für Bloch ist das nicht die richtige Frage. „Denn ein Auto bleibt immer noch ein Stück wunderbarer Maschinenbau“, sagt er. Komfort, Sicherheit, Effizienz: Das alles entstehe nur, wenn die Software mit der jahrzehntelang gewachsenen Ingenieurskunst zusammenwirkt. Seiner Nichte, die Ingenieurin werden will, rät er deshalb: „Denk wie ein Ingenieur!“ Entscheidend sei nicht die Disziplin, sondern die Fähigkeit, Zahlen, Daten und Fakten zu analysieren und daraus Neues zu entwickeln. KI sei dabei kein Feind, sondern ein Helfer. „Ich schimpfe ja auch nicht auf den Thermomix, weil er mir das Mixen per Hand abnimmt“, witzelt er.
Heute diktiert China den Markt
Bloch spart nicht mit Kritik: deutsche Hersteller hätten lange arrogant auf China herabgeblickt, als dort die eigene Industrie heranwuchs. Heute sei China nicht mehr Absatzmarkt, sondern schärfster Konkurrent – und in manchen Bereichen schlicht schneller. Vor allem bei Batterien haben die Deutschen das Heft aus der Hand gegeben. „Wir waren mal ein Gigant. Heute diktiert China den Markt.“ Bloch fordert von der Branche Demut: weg von der Haltung „Wir bauen, ihr kauft“, hin zu konsequenter Marktorientierung. Kooperationen, auch mit Konkurrenten, hält er für unausweichlich. Und trotzdem: Chancen gibt es genug. „Wer Software und Batterien im Griff hat, wird die Zukunft bestimmen“, sagt er.
Seine Leidenschaft gilt Antrieben (und auch Reifen, „viel mehr als schwarzer Gummi“). Er ist davon überzeugt, dass Deutschland mit die besten Elektromotoren der Welt baut. Nur müsse vieles besser erzählt werden. Er nennt das Beispiel von Teslas großer Ankündigung einer Trockenbeschichtung von Batteriekathoden im Jahr 2021. Alle Welt schaute Richtung USA: dabei arbeitete VW zu diesem Zeitpunkt bereits an derselben Technologie. Immerhin ein Zeichen dafür, dass die deutsche Zellforschung keineswegs tot ist.
Die deutschen Hersteller müssen richtig Gas geben – oder Strom
Auch beim Design sieht er Lichtblicke. Autos müssten wieder Emotionen wecken – Nostalgie und Attraktivität statt nur nüchterner Effizienz. Der ID.7 von VW etwa habe ihn in den letzten Jahren positiv überrascht: „Ich dachte nach dem ersten ID.3, die deutschen Hersteller kriegen bei der Elektromobilität die Kurve nicht mehr. Doch – sie kriegen sie.“
Die neuen Modelle, die er im Vorfeld der IAA sehen durfte, bekräftigen es: „Da passiert was. Da will man nicht ein bisschen alte Technik in einem hässlichen Kleid verkaufen, sondern die Deutschen haben verstanden, dass sie jetzt richtig Gas – oder Strom – geben müssen.“ Für ihn ist das ein Signal, dass deutsche Hersteller noch nicht abgeschrieben sind.
Wie jener Student, der trotz Professor und Vorzeichenproblemen durchgehalten hat: überzeugt davon, dass man Fehler machen darf, wenn man daraus lernt. Vielleicht ein Leitfaden für die deutsche Autoindustrie. Das Prinzip Hoffnung eben.