Historischer Umsatzeinbruch bei Speicherchips
Seit 1976 sind die Weltmarktumsätze von Halbleiterschaltungen im Juni jedes Jahr gewachsen, auch in schlimmsten Krisenzeiten – bis jetzt. Besonders Speicherhersteller rechnen nun mit einer harten Landung der Konjunktur von Chips.

Nach einer starken Nachfrage im vergangenen Jahr sorgen Kaufzurückhaltung und Sorgen vor erneuten Lieferengpässen zu einem Rückgang der Umsätze. Auf dem Foto ist ein Siliziumwafer des spanischen Nano Science Research Centers zu sehen. Mehrere Chips finden darauf Platz, die später als einzelne Chips herausgesägt werden müssen.
Foto: imago images/agefotostock/Javier Larrea
Das sei ein historischer Sonderfall, resümiert der renommierte Technologieexperte Bill McClean vom US-Marktforscher IC Insights Anfang September. Normalerweise steigen die Chipumsätze im Juni eines jeden Jahres an. So war es auch 2022 erwartet worden. Die OEMs (Original Equipment Manufacturers), also die industriellen Hauptabnehmer, tätigen dann ihre Einkäufe. Nur so sind sie mit vollen Lagern für die Ausrüstung ihrer neuen Systeme zum Ende der Urlaubsperiode und für die Weihnachtssaison vorbereitet. Dieses Jahr jedoch war das anders: Die Juni-Umsätze der Chipbranche sanken weltweit abrupt. Insbesondere die Anbieter von Speicherbausteinen waren von diesem Rückgang betroffen.
Selbst in der schlimmsten Chipdepression legten die Umsätze bisher zu
Zur Einordnung der Tragweite der Entwicklung: Seit 1984 wachsen in der Chipbranche die Ergebnisse des zweiten Quartals im Mittel um 4,2 % im Jahresvergleich und die Ergebnisse des dritten Quartals um 6,1 %. Während die Marktdaten des zweiten Quartals 2022 insgesamt zufriedenstellend waren, könnte der Juni-Rückgang der Chipumsätze ein erstes Anzeichen für eine drastische Wende der Halbleiterkonjunktur sein. Nicht umsonst spricht McClean von einem Sonderfall: Wenn man die offiziellen Zahlen der Branchenverbände SIA (Semiconductor Industry Association) und WSTS (World Semiconductor Trade Statistics) und anderer Marktbeobachter bis ins Jahr 1976 hinein analysiert, legten selbst in der bisher schlimmsten Chipdepression im Jahr 1985 die Juni-Umsätze weltweit immerhin noch um 1 % gegenüber dem Vorjahresmonat zu.
Kaufzurückhaltung und Sorge um Lieferengpässe bremsen die Umsätze bei Chips weltweit
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