Werkstoffe 27. Dez. 2023 Von André Weikard Lesezeit: ca. 2 Minuten

Tödliche Küchenplatten – Australien verbietet Quarzkomposit

Kritiker sehen in Quarzkomposit das "Asbest des 21. Jahrhunderts". Kommt ein Verbot auch in Deutschland?

Die Auswahl an Quarzkomposit ist groß. Noch. Denn Australien hat möglicherweise erst den Anfang gemacht bei einem weltweiten Bann des Materials.
Foto: IMAGO / Pond5 Images

Australien hat Kunststein, hierzulande häufig als Quarzkomposit oder Steinkomposit beworben, verboten. Es ist ein radikaler Schritt, um den Arbeitsschutz in der verarbeitenden Industrie zu gewährleisten. Denn Kunststein ist ein Milliarden-Business. Brancheninsider schätzten den weltweiten Umsatz zuletzt auf 20 Mrd. €.

Quarzkomposit auch in deutschen Küchen beliebt

Auch in Deutschland ist das Material beliebt, vor allem für dekorative Arbeitsplatten in Küchen. Das hat seine Gründe. Denn Quarzkomposit sieht aus wie Naturstein, der in dieser Größe und mit der gewünschten Marmorierung schwer zu finden und entsprechend teuer ist. Wer seine Küche mit dem günstigeren Imitat schmücken will, wird bei fast jedem Küchenanbieter fündig, angeführt vom Möbelhändler Ikea.

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Jeder vierte Steinmetz betroffen von schweren Lungenleiden

Einmal verbaut geht auch keine Gesundheitsgefahr mehr vom robusten und pflegeleichten Quarzkomposit aus. Ganz anders sieht das bei der Herstellung und Verarbeitung aus. Denn der Staub, der beim Schneiden, Schleifen und Polieren der Platten entsteht, ist durchsetzt mit quarzhaltigem Feinstaub, dem sogenannten Siliciumdioxid. Einmal in der Lunge verursacht er eine unheilbare Silikose, im Volksmund auch als Staublunge bekannt. Die australischen Arbeitsschutzbehörden haben ermittelt, dass in der Vergangenheit beinahe jeder vierte Steinmetz an dieser oder ähnlichen schweren Lungenleiden erkrankte. Vertreter der Zunft haben das Material bereits als das „Asbest des 21. Jahrhunderts“ gebrandmarkt.

Fast 300 Fälle von berufsbedingter Silikose in Deutschland 2022

Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung ist ein Verbot von Kunststein in Deutschland bislang nicht geplant. Das Bundesarbeitsministerium teilte mit: „Aus deutscher und europäischer Arbeitsschutzsicht sind Verbote nur sehr selten angezeigt.“ Stattdessen setze man auf verbesserte Arbeitsschutzmaßnahmen für den Gefahrenstoff. Würden diese Regeln eingehalten, sei ein „sicheres Arbeiten mit dem Stoff möglich“. 295 Fälle von Silikose wurden für das Jahr 2022 von der Gesetzlichen Unfallversicherung als Berufskrankheit erfasst. Der Wert liegt zwar deutlich niedriger als in der Vergangenheit. Damals fand in Deutschland aber auch noch Bergbau in weit größerem Umfang statt, der ähnliche Erkrankungen zur Folge haben kann.

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Todesfälle auch unter jungen Steinmetzen

In Australien und den USA haben Todesfälle auch unter jungen Steinmetzen, einige von ihnen unter 30 Jahren alt, die Diskussion um ein Verbot geprägt. Die Regierung hat nun jede Form der Herstellung und Weiterverarbeitung von Quarzkomposit ab der Jahresmitte 2024 untersagt. Bislang ist Australien das einzige Land weltweit, das in dieser Konsequenz gegen die Gefahren von Kunststein vorgeht.

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