Budgets für Compliance stagnieren
Digitalisierung und neue Technologien stellen Firmen beim Kampf gegen Korruption vor immer größere Herausforderungen. Das Geld dafür wird allerdings nicht aufgestockt, zeigt eine Studie der Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells.
In einer von der internationalen Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells beauftragten Studie gaben fast zwei Drittel der befragten Complianceverantwortlichen an, dass beispielsweise Messenger-Apps wie WhatsApp mit ihrer Verschlüsselungstechnologie das Beobachten und Aufspüren von Korruption und Bestechung erschweren. Mehr als die Hälfte zeigten sich in der Erhebung darüber hinaus besorgt, dass Transaktionen mit Kryptowährungen zwar dokumentiert werden und verfolgbar sind, die Akteure dahinter aber oft anonym bleiben. Unwohl fühlt sich außerdem derselbe Anteil der Befragten dabei, dass Technologie zunehmend die Analyse durch Menschen ablöse. „Bestechung und Korruption sind sehr dynamisch und bewegen sich rasant. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, mit den Risiken der neuen Technologie Schritt zu halten“, sagte Crispin Rapinet, globaler Leiter der Praxisgruppe Investigations, White Collar & Fraud (interne Ermittlungen, Wirtschaftskriminalität und Betrug).
Für die Erhebung ließ die Sozietät weltweit 700 Complianceverantwortliche von Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern befragen, darunter 100 aus Deutschland. Im Fokus standen dabei die Bereiche Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT), Life Sciences und Pharma, Energie und Rohstoffe sowie der Transportsektor, einschließlich Luftfahrt und Automotive.
Mehrheit erwartet Gesetzesverschärfungen
Während fast 70 % der Befragten erwarten, dass sich die gesetzlichen Vorgaben für ihre Unternehmen in Zukunft weiter verschärfen, verringert sich offenbar die Zahl der Firmen drastisch, die ihre Compliancebudgets aufstocken. Hatten laut einer Erhebung aus dem Jahr 2016 fast 90 % der Unternehmen in den drei Jahren zuvor entsprechende Etats erhöht, seien es jetzt nur 41 % gewesen. 40 % der Befragten rechnen derzeit damit, dass die Mittel im nächsten Jahr aufgestockt werden. 2016 hatten diese Erwartung noch mehr als 80 % der Befragten geäußert. Einige Firmen würden sich auf schlechtere Zeiten einstellen und ihr Budget im Compliancebereich herunterschrauben. Es könne auch sein, dass manche Teams Opfer ihres eigenen Erfolges werden: Wenn der CEO keine Probleme im Compliancebereich vermerkt, mag er vermuten, dass dort weniger Mittel eingesetzt werden müssten.
Désirée Maier, Münchner Partnerin im Bereich Investigations, White Collar & Fraud: „Unternehmen müssen nicht nur Richtlinien erlassen, sondern sicherstellen, dass Mitarbeiter über die Regeln auch vollständig informiert und entsprechend geschult sind. Wenn es um die Unterweisung und Beaufsichtigung von Mitarbeitern geht, reicht es in aller Regel nicht aus, eine Richtlinie zu versenden oder in ein Intranet zu stellen: Ausreichende Schulungen der relevanten Mitarbeiter sind entscheidend und werden häufig von den Aufsichtsbehörden erwartet.“
Fehlende Unterstützung für IT-Fachkräfte
Viele IT-Fachkräfte beklagen, das sie nicht die Fortbildungsmöglichkeiten oder die Unterstützung erhalten, die notwendig wären, um digitale Innovationen umzusetzen, mit neuen Technologien und Arbeitspraktiken Schritt zu halten oder sich effektiv in Funktionen zu behaupten, die sich rasch weiterentwickeln. Das ergab eine Umfrage unter 200 IT-Fachkräften von Skillsoft, einem Anbieter für Bildungstechnologie. 81 % der Befragten gaben an, dass sie innerhalb der nächsten 18 Monate neue Fähigkeiten erlernen müssen, um ihre aktuelle Rolle weiterhin souverän und kompetent meistern zu können. 59 % befürchten jedoch, dass sie in ihrem derzeitigen Unternehmen nicht das Maß an Schulung oder Vorbereitung erhalten, das erforderlich wäre, um auch in Zukunft qualifiziert zu sein.