Energiewirtschaft 10. Feb 2025 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

RWE-Chef Krebber: „Thema Kernenergie entscheidet sich rein kommerziell“

Kernkraft ist Thema im Wahlkampf, für die Energiewirtschaft scheint es aber nicht wirklich wichtig zu sein, wie das Führungstreffen Energie in Essen zeigt.

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Kernkraft ist Thema im Wahlkampf, für die Energiewirtschaft scheint es aber nicht wirklich wichtig zu sein, wie das Führungstreffen Energie in Essen zeigt.
Foto: PantherMedia / wlad74

Kernenergie in Deutschland? Das sei „keine realistische Option der kurzfristigen Behebung der zu hohen Energiekosten“, sagte Nordrhein-Westfalens Wirtschafts-, Energie- und Klimaministerin Mona Neubauer (Grüne) heute zum Auftakt des Führungstreffens Energie der Süddeutschen Zeitung in Essen, einen Tag, bevor morgen der wichtigste Branchentreff der Energiewirtschaft, die E-World, in Essen seine Tore öffnet. Sprich: Um heute oder morgen Strompreise zu senken oder über ein Stromband gesichert Strom bereitzustellen, kommt die Kernkraft zu spät, sollte eine neue Bundesregierung sie als Stromerzeugungstechnik in Deutschland wieder erlauben.

Klar warb Astrid Hamker, Präsidentin des Wirtschaftsrats der CDU, für die Technik: „Die Kernkraft ist eine grundlastfähige Energieversorgung, die klimaneutral ist.“ Und schließlich importierten wir „ja munter aus Frankreich und Tschechien aus Kernkraftwerken“, und das aus Anlagen, deren Sicherheitsstandard nicht dem der deutschen Anlagen entspreche.

Die Energiewirtschaft sieht Kernenergie sachlich: Sie ist zu teuer

Im Endeffekt aber, so RWE-Chef Markus Krebber, „entscheidet sich das Thema Kernenergie rein kommerziell“. Christan Guhl, Senior Director bei Capgemini Invent, erklärt, warum: „Angenommen, es wäre in Deutschland wieder erlaubt, Kernkraftwerke zu bauen. Dann reden wir beim Bau neuer Kernkraftwerke von einem Planungshorizont – bis ein Kraftwerk wirklich ans Netz geht – von im besten Fall 15 Jahren.“

Mit Blick auf die kritische Entwicklung in Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern, wo Kraftwerke kurz vor Fertigstellung seien, rede man, so Guhl, von Gestehungskosten bei neuen Kernkraftwerken von 15 Cent/kWh bis 30 Cent/kWh. „Damit würde dieser Strom sich am hintersten Ende der Merit Order einreihen müssen.“ Guhl weiter: „Ein neues Kernkraftwerk in Deutschland zu bauen, wäre also zeitlich eine Herausforderung, und es ist wirtschaftlich auf jeden Fall eine Herausforderung.“

RWE-CEO Krebber lehnt Investitionen in Kernkraftwerke ab

Eine Herausforderung, die inzwischen auch anderenorts gesehen wird. RWE-CEO Krebber verwies auf den jüngsten Bericht des französischen Rechnungshofs, der eindeutig empfohlen habe, die französische Regierung möge doch bitte nicht neu in Kernkraft investieren. Es sei zu teuer. Auf die Nachfrage, ob es sinnvoll sei, dass deutsche Unternehmen in Frankreich in Kernkraft investierten, sagte Krebber: „Deutschland sollte kein Interesse haben, sich an dem Kernkraftwerksausbau in Frankreich zu beteiligen. Das ist Harakiri.“

Capgemini-Experte und Wirtschaftsingenieur Guhl erläutert, warum ein heute begonnener Kernkraftwerksbau in Deutschland am Ende finanziell nicht gut ausgehen könnte. „Kernkraftwerke liefern dem Strommarkt ein Band. Ein Band ist etwas, was wir künftig eigentlich gar nicht mehr brauchen, wenn wir ernsthaft die erneuerbaren Energien weiter ausbauen.“

Strom aus Kernenergie: Bei Fertigstellung nicht mehr wettbewerbsfähig

Das Szenario für den Strommarkt im Jahr 2040, wenn ein solches Kraftwerk einsatzbereit wäre, ist ein anderes als heute: Es gäbe einen Sommerberg an Photovoltaik haben, fluktuierend Wind über das ganze Jahr hinweg. Wir brauchen flexible Kraftwerke, die die Täler ausfüllen. „Wenn ein Kraftwerk in diesen Strommarkt hinein ein Stromband liefert, dann ist ein Gutteil dieses Bandes zu sehr, sehr vielen Seiten nicht wettbewerbsfähig. Trotzdem muss der Strom auf den Markt, das heißt, dieser Strom wird quasi verschenkt werden müssen. Der Kernkraftwerksbetreiber wird nur Geld bekommen für einen Bruchteil des Bandes. Das treibt die Kosten je Kilowattstunde noch weiter nach oben.“

Die Gretchenfrage für den Betreiber eines Kernkraftwerks würde sein, ob er mit dem Strompreis dann ab 2040 – in einer ganz anderen Energiewelt als heute – vor oder nach dem Betreiber eines Gaskraftwerks liegt, der dieses Gaskraftwerk mit grünem Wasserstoff betreibt, oder hinter einer Groß-Brennstoffzelle, die Kavernenwasserstoff verstromt. „Die Frage ist also, ob diese Kraftwerke in der Merit Order dann nicht vor dem Kernkraftwerk stehen“, so Guhl. „Und ich glaube, sie werden davor stehen. Und damit ist die Kernkraft am Ende zu teuer.“

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