Infrastruktur 18. Apr 2024 Von Heinz Wraneschitz Lesezeit: ca. 2 Minuten

Bundesnetzagentur: überlastetes Stromnetz in Oranienburg ein „Einzelfall“

Eine verschleppte Planung der Stadtwerke hat dazu geführt, dass Wärmepumpen nicht ans Netz gehen können. Dabei haben die Bürger darauf sogar einen Rechtsanspruch.

20-kV-Verteilnetz wird repariert
Der Verteilnetzausbau ist überall notwendig (hier im Landkreis Fürth), in Oranienburg wurde er offensichtlich versäumt.
Foto: Heinz Wraneschitz

„Massive Netz-Überlastung droht: Erste Stadt schlägt Strom-Alarm!“ Mit dieser Horrormeldung, ergänzt um ein düsteres Bild mit vielen Windrädern und einer verdunkelten Sonne schreckte dieser Tage die „Bild-Zeitung“ nicht nur ihre Online-Leserschaft auf: Auch andere Medien sprangen auf die Schlagzeile an und titelten etwa: „Die erste deutsche Stadt ruft den Wärmepumpen-Notstand aus!“

Bundesnetzagentur: Oranienburg ist „Einzelfall“

Doch was steckt tatsächlich hinter der Entscheidung der Stadtwerke von Oranienburg bei Berlin, die laut Bild „keine neuen Wärmepumpen und E-Auto-Ladesäulen mehr ans Stromnetz anschließen“ wollen? Nach Auskunft der Bundesnetzagentur ist der angebliche Anschlussstopp ein „Einzelfall“, den die Bundesbehörde nun untersucht. Es scheint, als hätten die dortigen Stadtwerke schlichtweg die Innovationsbereitschaft ihrer Anschlussnehmenden in Wind- und Sonnenkraftwerke unterschätzt. Denn dass „Neuanmeldungen oder Leistungserhöhungen von Hausanschlüssen nicht mehr genehmigt werden, weil Überlastung droht“, dafür hat das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) eine ganz einfache Begründung: „In Oranienburg wurde zu spät damit begonnen, den Netzausbau zu planen“, so Frank Borchardt, Senior Projektmanager Metering und Digitalisierung bei VDE FNN.

Netzbetreiber sind verpflichtet, Wallboxen und Wärmepumpen anzuschließen

„Über das bestehende Umspannwerk kann jetzt nicht mehr genügend Leistung zur Verfügung gestellt werden und der Bau eines neuen Werks dauert“, schätzt der Experte die Lage in Oranienburg ein. Trotzdem seien seit 1. Januar Netzbetreiber verpflichtet, alle Wallboxen und Wärmepumpen anzuschließen. „Um die Vielzahl der neuen Anlagen an das vorhandene Netz zu bekommen, müssen neue Anschlüsse von Kundinnen und Kunden jetzt steuerbar gemacht werden“, so VDE-FNN-Fachmann in einer offiziellen Erklärung.

Bundesnetzagentur weist die Schuld den Stadtwerken Oranienburg zu

Inzwischen relativieren auch ARD-Tagesschau und andere Medien die mehrfach unkommentiert übernommene Meldung rund um Wärmepumpen und E-Auto-Ladestationen. Dazu noch einmal die Bundesnetzagentur: „Der verhängte Anschlussstopp geht auf ein erfreuliches starkes Wachstum der Stadt Oranienburg in Kombination mit einer um Jahre verspäteten Planung der Stadtwerke Oranienburg zurück. Die Problematik ist damit der individuellen Situation vor Ort geschuldet.“

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