BMW Eisenach beweist Exzellenz im Werkzeugbau
Erfolgreich in Krisenzeiten. Wie das gehen kann, zeigen Unternehmen im Wettbewerb „Excellence in Production“. Der Werkzeugbau des Jahres 2025 befindet sich in Eisenach.
Foto: Martin Ciupek
Der Krönungssaal im Rathaus ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Anspannung ist hoch. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die anwesenden Unternehmen aus dem Werkzeug- und Formenbau durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten ihrer Abnehmerbranchen vor großen Herausforderungen stehen. Sie warten auch auf die Bekanntgabe der Gewinner im Wettbewerb „Excellence in Production“, der seit über 20 Jahren vom Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen organisiert wird.
Das war die Atmosphäre am frühen Abend des 12. November 2025. Zunächst wurden dabei die Sieger der einzelnen Kategorien gekürt, die jeweils in Betriebe unter und ab 50 Mitarbeitende sowie interne und externe Dienstleitung unterteilt sind. Gegen 22.30 Uhr war es dann endlich soweit: Als Gesamtsieger erschien das Logo der BMW Fahrzeugtechnik GmbH am Standort Eisenach (Krauthausen) auf der großen Leinwand.
Werkzeugbau der BMW Fahrzeugtechnik befähigt Produktion mit eigener Innovationskraft
Selten war die Entscheidung so knapp wie in diesem Jahr. Nur wenige Bewertungspunkte trennten nach den Vorortbesuchen durch die Auditoren des WZL den Gesamtsieger in seiner Kategorie „Interner Werkzeugbau mit über 50 Mitarbeitenden“ von den anderen Teilnehmenden. Schon in seiner Begrüßungsrede hatte WZL-Direktor Günther Schuh auf das hohe Niveau in dem Wettbewerb hingewiesen. In der wirtschaftlichen Situation, in der sich die Branche aktuell befinde, seien alle Nominierten Vorbilder in Sachen Innovationsfähigkeit und Resilienz.
Ausschlaggebend für den Gesamtsieg im Wettbewerb „Excellence in Production 2025“ war laut Jury die ganzheitliche strategische Aufstellung, hohe Prozessreife und außerordentliche Innovationskraft des Werkzeugbaus der BMW Fahrzeugtechnik GmbH am Standort Eisenach. Der BMW-Werkzeugbau überzeuge durch eine klare Fokussierung auf designrelevante und hochkomplexe Außenhautumfänge und beliefere neben dem internen BMW-Netzwerk auch die Zuliefererkette von BMW mit hochpräzisen Presswerkzeugen.
Darüber hinaus hob die Jury hervor, dass der Standort dazu konsequent auf Digitalisierung, Automatisierung und Simulationstechnik zur Werkzeugoptimierung setzt. Das reiche vom robotergestützten Laserauftragsschweißen mit integrierter optischer Maßkontrolle, über den gezielten Einsatz additiver Fertigung für ausgewählte Komponenten, bis hin zu umfangreichen Werkzeug- und Prozesssimulationen. Im Fokus stünden dabei neben der Werkzeugqualität auch die Mitarbeitenden.
Dazu gehöre ein

umfangreiches Ausbildungsprogramm für Fachkräfte mit gezielten Kooperationen mit Partnerbetrieben. Auch fanden die Auditoren des WZL im Betrieb beispielhafte Arbeitsbedingungen vor. Demnach erleichtern den Mitarbeitenden beispielsweise Werkzeugwender an den Einarbeitungspressen die Werkzeugabstimmung. Beispielsweise werde damit der Arbeitsanteil in Zwangslagen reduziert, wie das Arbeiten über Kopf. In Summe präsentierte sich der BMW-Werkzeugbau am Standort Eisenach als hochmodernes, datengetriebenes und nachhaltig geführtes Kompetenzzentrum, das mit klaren Strukturen, Innovationsgeist und einer gelebten Teamkultur Maßstäbe für den Werkzeugbau der Zukunft setzt.
Im internen Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende überzeugt Roto Frank Austria
Werkzeuge für Drehkipp-/Dreh-/Kippfenster, Mehrfachverriegelungssysteme für Eingangstüren Fensterladen-Komfortbeschlägeund ähnliches gehören zum Portfolio des Siegers in der Kategorie „Interner Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende“. Der Werkzeugbau der Roto Frank Austria GmbH aus Kalsdorf bei Graz überzeugte die Jury vor allem als Vordenker im Bereich der Nachhaltigkeit im Werkzeugbau. Denn das Unternehmen verfügt über ein systematisches ReUse-Konzept für Werkzeugkomponenten. Das betrachtet die ökologischen und ökonomischen Vorteile der Wiederverwendung von Werkzeugkomponenten. Damit sei Roto Frank Austria in der Lage die finanziellen Einsparpotenziale eine Wiederverwendung auf Komponenten- oder Baugruppenbasis zu beziffern. In Kombination mit der Verwendung eines digitalen Werkzeugbuchs sei die Transparenz entlang des gesamten Werkzeug-Lebenszyklus sehr hoch – von der Herstellung über den Einsatz bis zur Wiederverwendung einzelner Komponenten.
Rico Elastomere ist bester Großbetrieb im externe Werkzeugbau
Laut Jury beeindruckte der Werkzeugbau der Rico Elastomere Projecting GmbH als hochspezialisierter Anbieter für die Fertigung von hochproduktiven und zuverlässigen Elastomer- und Spritzgießwerkzeugen. Besonders hervorgehoben wird dabei das fortschrittliche Technikum mit einer äußerst umfangreichen Maschinenausstattung, welche die Erprobung und Reifmachung von Werkzeugen für den Einsatz in einer hochautomatisierten Serienproduktion unter realen Produktionsbedingungen ermöglicht.
Neben der technologischen Exzellenz lege das Unternehmen zudem großen Wert auf die Ausbildung eigener Fachkräfte. In einer modern ausgestatteten Ausbildungswerkstatt werden aktuell rund 30 Auszubildende mit einem einzigartigen Ausbildungskonzept in verschiedenen technischen Berufen ausgebildet.
Die Firma Rico ist international bekannt als einer der führenden Hersteller im Werkzeugbau und Silikon-Spritzguss für die Branchen Health Care, Food, Industrial, Consumer & Appliances, Sanitary sowie Mobility. Das Unternehmen bedient dabei bei Bedarf die gesamte Prozesskette, von der Entwicklung bis zur Serienfertigung.
Formotion: Kleinstes Unternehmen im Wettbewerb gewinnt in Kategorie „externer Werkzeugbau“
Groß raus kam 2025 das kleinste Unternehmen im Wettbewerb. Die Formotion GmbH aus Wilnsdorf bei Siegen gewann in der Kategorie „externer Werkzeugbau mit unter 50 Mitarbeitenden“.Das Unternehmen zeichnet sich laut Jury als hochspezialisierter Anbieter für die Bearbeitung von Aluminiumwerkzeugen und -formen für Anwendungen im Thermoformen sowie in der Verarbeitung von PUR- und PE-Schäumen aus.
Besonders hebt das Jury-Urteil dabei den einzigartig hohen Digitalisierungsgrad in den indirekten Prozessen in Relation zur Unternehmensgröße von nur sieben Mitarbeitenden hervor. Der reiche von einem intelligenten C-Teile-Management mit automatisierter Nachbestellung über ein automatisiertes Kühlschmierstoff-Management bis hin zu einer vollständig digitalen Auftragsplanung und -steuerung. Dazu erfolge die gesamte Fertigung papierlos. Ebenso werde eine intelligente Reststückverwertung zur Erhöhung der Materialeffizienz verwendet.
Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb
Nach über 20 Jahren Erfahrung im Benchmarking von Werkzeug- und Formenbau-Beitrieben im deutschsprachigen Bereich kommt WZL-Direktor Schuh zum Ergebnis, dass die Leistungsfähigkeit der Unternehmen kontinuierlich zugenommen hat. Betriebe nutzten den Wettbewerb zur systematischen Verbesserung ihrer Prozesse.
Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich bereits ab 1. Dezember 2025. Ab dann können Unternehmen in der ersten Phase des Wettbewerbs den ersten Teil des Fragebogens mit einer geringen Anzahl zentraler Fragen ausfüllen. Danach erhalten sie auf dieser Basis eine erste Auswertung ausgewählter Kennzahlen. Wer dabei überzeugt, darf seine Leistungsfähigkeit vor Ort unter Beweis stellen. Im November 2026 wird dann der Nachfolger von BMW als Werkzeugbau des Jahres gekürt.