LANDTECHNIK 25. Juni 2019 Martin Ciupek Lesezeit: ca. 2 Minuten

Pflanzenschutz der Zukunft

Einzeln angesteuerte Düsen helfen, Pestizide gezielt auszubringen. Künftig könnten sogar Maschinen zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden, die ganz ohne Chemie auskommen.

Einfach sprühen war gestern: Bei Hightech-Feldspritzen, wie diesem Modell der Firma Lemken, werden die einzelnen Ventile elektrisch geschaltet und wahlweise von einem Terminal im Traktor oder an der Einspülschleuse gesteuert. In Verbindung mit GPS-Daten können Teilflächen wahlweise behandelt oder ausgespart werden.
Foto: Lemken

Chemie auf Lebensmitteln – da zucken viele Verbraucher spontan zusammen. Landwirte und Landtechnikexperten gehen dagegen sehr pragmatisch mit dem Thema um. Für sie gilt es mit Pflanzenschutz möglichst viele Pflanzen durchzubringen und Erträge zu sichern. Dabei muss nicht zwangsweise Chemie im Spiel sein, wie auf einer Tagung der Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik (VDI-MEG) Ende November in Köln deutlich wurde.

Für Doris Ahlers vom Ausschuss für Pflanzenschutz der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) gilt es, stets die Gesundheitsrisiken abzuwägen. Sowohl für den Menschen als auch für die Pflanzen könnten laut der Expertin z. B. Pilzgifte höhere Risiken bergen als Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Fungizide würden die Pilzbelastung von Nahrungsmitteln erheblich reduzieren. „Weltweit gehen jedes Jahr 20 % bis 40 % der Ernten durch konkurrierende Unkräuter, Schädlinge und Pflanzenkrankheiten verloren. Ohne Schutzmittel fiele die Zahl doppelt so hoch aus“, sagt Ahlers.

Das ist auch der Tenor einer aktuellen Mitgliederbefragung in der VDI-MEG. „Eine befriedigende Qualität und Quantität der landwirtschaftlichen Produktion ist zukünftig nur mit modernem und damit auch chemischem Pflanzenschutz möglich“, berichtet Peter Pickel, Vorsitzender des Fachbereichs. Das bescheinigten mehr als 70 % der Befragten. Zwei Drittel zeigten sich zudem davon überzeugt, dass bei korrekter Anwendung der moderne Pflanzenschutz für Mensch und Umwelt unschädlich sei.

Laut Pickel werden chemische Maßnahmen für Pflanzenschutz von der Gesellschaft eher akzeptiert, wenn sie unter Einsatz moderner Technik erfolgen. Ein Beispiel dafür sind Feldspritzen, deren Düsen individuell geregelt werden können. Damit lassen sich gezielt Düsen über Fahrwegen oder unbepflanzten Bereichen aussparen.

„Teilflächenspezifischer Pflanzenschutz ist das Gebot der Stunde und darin liegt auch die Zukunft“, versichert Jens Karl Wegener, Institutsleiter für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz am Julius-Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Bereits jetzt seien technische Geräte in der Lage, Anwender dabei zu unterstützen. „So können sie je nach Kultur 20 % bis 60 % Pflanzenschutzmittel einsparen“, erklärt Wegener.

Langfristig sehen die Mitglieder der VDI-Gesellschaft für Agrartechnik laut der aktuellen Befragung gute Chancen, auf den Herbiziteinsatz verzichten zu können. Fast 80 % der Umfrageteilnehmer gehen demnach davon aus, dass es bei bestimmten Kulturen künftig möglich sein wird, Unkräuter sensorisch zu erkennen und ökonomisch bekämpfen zu können. Bei der Unkrautbekämpfung erwarten die Experten mehrheitlich (66 %) den Einsatz mechanischer Verfahren. Aber auch thermische Verfahren könnten Bedeutung erlangen. Sogar 85 % rechnen damit, dass Pilzkrankheiten zuverlässig von Sensoren erkannt werden können, wodurch eine gezielte Bekämpfung möglich werde.

Zwar gehen nur 9 % der befragten Landtechnikexperten davon aus, dass der chemische Pflanzenschutz künftig verboten werden könnte. Allerdings rechnet jeder Dritte damit, dass chemischer Pflanzenschutz künftig in eine Sackgasse führen wird und betrachtet ihn daher als Auslaufmodell.

Inwiefern in den kommenden 10 Jahren autonome Feldroboter die Aufgaben im Pflanzenschutz übernehmen, lässt die Umfrage offen. Deutlich wird für VDI-MEG-Vorstand Pickel allerdings, dass die digitale Vernetzung bei allen Bestrebungen in der Landtechnik an Bedeutung gewinnt. Die Brache habe sich in fast 30 Jahren mit seinem Isobus ein gemeinsames System aufgebaut. Nun stelle sich die Frage, wie der Isobus zukunftsfähig gemacht werden könne. „Wir brauchen eine physikalische Infrastruktur, um immer größere Datenmengen in kurzer Zeit zu übertragen“, verdeutlichte Pickel. Darüber hinaus müsse die Systemarchitektur ausfallsicher sein.

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