Korn Ferry Gehaltsreport 2020 09. Okt 2020 Von Claudia Burger Lesezeit: ca. 3 Minuten

Chemieindustrie zahlt am meisten

Am besten zahlt in Deutschland im Median die Chemieindustrie, gefolgt von Pharma und Gesundheit. 123 000 € beträgt im Median das Zielgehalt deutscher Führungskräfte im mittleren Management.


Foto: panthermedia.net / Karsten Ehlers

Im Median kommen Mittelmanager auf ein Zielgehalt von 125 500 € (Fix: 110 500 €) in der Chemieindustrie sowie auf 124 000 € (Fix: 104 500 €) in der Pharma- und Gesundheitsbranche. Experten in Chemieunternehmen erhalten eine Zielvergütung von 86 500 € (Fix: 78 000 €). Die Pharmaindustrie zahlt 87 000 € Zielgehalt (Fix: 70 500 €). Das ergibt die Gehaltsstudie des Beratungsunternehmens Korn Ferry für das Jahr 2020. Für diese Untersuchung wurden 220 000 Datensätze von 503 Unternehmen in Deutschland ausgewertet. Die Auswertung umfasst laut Korn Ferry rund 50 % der Konzerne im Deutschen Aktienindex Dax sowie große Teile von MDax und SDax. Insgesamt sei rund die Hälfte der 100 größten deutschen Unternehmen in diese Untersuchung mit einbezogen worden. Weitere Gehälter für das mittlere Management: 118 000 € (Fix: 101 000 €) ist das Median-Zielgehalt für Abteilungsleiter in der Konsumgüterbranche, 117 000 € (Fix: 104 000 €) in der Automobilindustrie sowie 116 500 € (Fix: 99 000 €) im Bereich von Maschinenbau und sonstiger Industrie. Damit liegt das Zielgehalt bei den Bestbezahlten im Median rund 8 % über denjenigen, die in dieser Auswertung das niedrigste Median-Zielgehalt erhalten.

Signifikante Unterschiede in den Branchen

„Wegen 8 % wechselt niemand die Branche“, sagt Christine Seibel, Vergütungsexpertin bei Korn Ferry. „Aber die Unterschiede sind dennoch signifikant. In fast allen Funktionen – ob Vertrieb, Finanzen, Personal oder Produktion – zahlen Chemie und Pharma in Deutschland überdurchschnittlich. Durch die Coronakrise könnte sich der Abstand vor allem zur Pharma- und Gesundheitsbranche mittelfristig sogar noch vergrößern. Aktuell können wir aber anhand der vorliegenden Datenlage noch nicht erkennen, dass Corona hier grundsätzlich unterschiedliche Entwicklungen in Gang gesetzt hat. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in stärker betroffenen Branchen müssen aber damit rechnen, im nächsten Jahr vielleicht eine Nullrunde bei der Gehaltserhöhung mitzumachen, sofern sie nicht befördert werden.“

Vertriebler erhalten am meisten

Betrachtet man die unterschiedlichen Jobfamilien, so würden mittlere Führungskräfte im Vertrieb im Zielgehalt am besten vergütet. Sie kommen laut Studie auf einen Median-Wert von 134 000 € (Fix: 112 000 €). Die Nachwuchskräfte kommen auf insgesamt 78 000 € (Fix: 66 000 €), liegen damit allerdings hinter IT (Zielgehalt: 80 000 €, Fix: 68 000 €) und Finance & Accounting (Zielgehalt: 78 000 €, Fix: 66 000 €). Christine Seibel sagt: „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Vertriebsverantwortung liegen seit jeher weit vorn in der Vergütung, weil ihr unmittelbarer Ergebnisbeitrag in vielen Fällen sehr gut messbar ist – anders als in klassischen Stabs- oder Managementfunktionen. Dafür müssen sie lernen, mit Verkaufsdruck umzugehen. Sie werden am schnellsten ausgetauscht, wenn der Erfolg ausbleibt. In den vergangenen Jahren hat die Nachfrage vor allem nach technisch versierten Verkaufsprofis deutlich zugenommen. Hier liegt die Personalnachfrage deutlich über dem Angebot. Auch das ist ein Grund, warum die Bezahlung auf hohem Niveau liegt. Junge IT-Experten werden aktuell besonders gut vergütet, weil hier händeringend Nachwuchs gesucht wird – auch wenn sich das Gehalt bei fortlaufender Karriere im mittleren Management dann wieder angleicht.“

Gehälter in Konzernen und bei großen Mittelständlern

Bei über 130 000 € rangieren die mittleren Manager im Personal (Zielgehalt: 131 500 €, Fix: 110 500 €), Ingenieure (Zielgehalt: 131 000 €, Fix: 110 000 €), Marketing sowie Finance & Accounting (jeweils Zielgehalt: 130 000 €, Fix: 110 000 €). „Zwei Dinge können auf den ersten Blick verwundern“, sagt Christine Seibel. „Zum einen sind die Unterschiede gar nicht so hoch, wie man per se von unterschiedlichen Ausbildungen und Laufbahnen erwarten würde. Das hängt damit zusammen, dass vor allem Konzerne und große mittelständische Unternehmen deutlich ausgewogener und angepasster vergüten, als das mancher vermutet. Moderne Vergütungssysteme schaffen keine Situationen, in der in einer Abteilungsleiterrunde eine Zwei- oder gar Mehrklassengesellschaft entsteht. Es stimmt: Wer sich im Studium auf Marketing spezialisiert und zunächst seine Karriere in einer Agentur beginnt, hat auch hinsichtlich des Gehalts einen steinigeren Weg vor sich als derjenige, der unmittelbar nach dem Studium in der Finance-Abteilung eines Konzerns begonnen hat.“ Für diejenigen aber, die dann später in die größeren Unternehmen wechseln, gleiche sich dieser Malus wieder aus. „Zum anderen könnte man fragen, warum IT nicht trotzdem weiter vorne in diesem Ranking rangiert. Gerade auch, weil die Nachwuchskräfte so gefragt sind. Die Antwort: IT ist deutlich breiter als die raren Digital-Talente, die heute gesucht werden und die in der Tat mit höheren Gehältern rechnen können. IT umfasst vielfach die Betreuung vorhandener Systemarchitekturen, Wartung und viele andere Funktionen, für die es auch ein adäquates Angebot an Kandidatinnen und Kandidaten gibt. Dies führt schlussendlich zu einem Median, der in unserer Stichprobe nur auf Platz sieben von neun gelandet ist. Man kann IT und Digital nicht gleichsetzen.“

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