Erneuerbare Energien in Deutschland 04. Feb 2025 Von Stephan W. Eder Lesezeit: ca. 3 Minuten

Ausbau von Offshore-Windkraft in Deutschland ab 2035 auf Messers Schneide

Offshore-Windkraft läuft in Deutschland planmäßig hoch. Die langfristige Perspektive für den weiteren Ausbau aber erscheint unsicher.

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Offshore-Windpark Nordsee Ost (Betreiber RWE) nördlich von Helgoland. Offshore-Windkraft läuft in Deutschland planmäßig hoch. Die langfristige Perspektive für den Ausbau aber erscheint unsicher.
Foto: mauritius images / Wolfgang Diederich

Für die deutsche Offshore-Windbranche lief das vergangene Jahr 2024 deutlich besser als noch 2023. Damals beklagte sie Probleme mit Netzanbindung und Lieferketten, ganze 27 Windkraftanlagen auf See mit 257 MW Nennleistung waren in Betrieb gegangen. „2024 wurden nach Angabe der Branche 73 Offshore-Windenergieanlagen mit 742 MW in Betrieb genommen, sie haben also erstmals ins Stromnetz eingespeist“, so Merle Heyken, Projektmanagerin Markets & Politics bei der Deutschen WindGuard. Das Beratungsunternehmen hat die Zahlen aufbereitet. Zusätzlich seien 2024 zum Jahresende 66 Fundamente installiert und 81 Anlagen errichtet worden, die noch keinen Strom eingespeist haben.

Dennoch, so die Branche in einer gemeinsamen Pressemeldung, stehe der Ausbau der Offshore-Windkraft „vor entscheidenden Weichenstellungen“, so die Branchenverbände BWE, BWO, VDMA Power Systems, WAB, WindEnergy Network und die Stiftung Offshore-Windenergie in einer gemeinsamen Mitteilung. „Die neue Bundesregierung hat alle Möglichkeiten, um die Rahmenbedingungen so zu verstetigen und zu verbessern, dass die Investitionssicherheit gewährleistet ist und gleichzeitig die Klimaziele erreicht werden“, heißt es weiter.

Ausbaupfad für Offshore-Windkraft ist bis 2035 gesichert

Das 30-GW-Ausbauziel für 2030 „könnte zum Jahresende 2031 mit einem Jahr Verzögerung erreicht werden“, leitet Heyken aus dem derzeitigen Ausbaustand, den bezuschlagten Projekten und den vorgesehenen Ausschreibungen ab. Zum Stichtag Jahresende 2024 waren 1639 Anlagen auf See mit 9,2 GW in Betrieb. Für die kommenden drei Jahre 2025 bis 2027 erwartet sie ein Zubauniveau wie 2024, danach sehr viel höhere Zubauraten. „Das Ziel von 40 GW für 2035 könnte schon 2034 erreicht werden, also ein Jahr früher“, so Heyken. Danach aber, für einen höheren Ausbau von 50 GW im Jahr 2035 oder das Ausbauziel von 70 GW im Jahr 2045, müssten weitere Festlegungen erfolgen.

Zu den notwendigen Rahmenbedingungen, die eine neue Bundesregierung zu setzen hätte „gehören unter anderem ein verlässlich gesetzter Ausbaupfad – wie gesetzlich vereinbart auf mindestens 70 GW bis 2045 – mit attraktiven Flächen sowie eine Reform des Ausschreibungsdesigns für Offshore-Windprojekte“, so die Verbändemitteilung. Es gelte, ausreichend Offshore-Windenergie-Flächen zu sichern und eine verlässliche Ausbauperspektive zu bieten. Und die Bundespolitik müsste sich zusammen mit den betroffenen Bundesländern darum kümmern, die Voraussetzung für eine funktionierende Lieferkette sicherzustellen, also modernisierte und ausgebaute deutsche Seehäfen. „Ein erneuter Systembruch in der Entwicklung dieser Schlüsseltechnologie muss unbedingt vermieden werden“, heißt es.

Offshore-Windkraft: Aktuelles Design für Ausschreibungen passt nicht zu den Anforderungen

„Aktuell sehen wir viel Dynamik, viel Bewegung im Markt“, so Andreas Mummert, Leiter Politik bei der Stiftung Offshore- Windenergie. Es gebe „bedenkliche Entwicklungen“, denen es unbedingt zu begegnen gelte. Laut Branchenmitteilung passt die bisherige Praxis bei den Offshore-Windenergie-Ausschreibungen in Deutschland nicht zum notwendigen Ausbau.

Das liege vor allem daran, so Mummert, dass das deutsche Ausschreibungsdesign „auf staatliche Erlösmaximierung“ ausgelegt sei. Das begünstige im Endeffekt finanzstarke Bieter und beeinflusse die Realisierungswahrscheinlichkeiten von Projekten. Wenn die Branche an diesem Punkt beklagt, dass dieses Ausschreibungsdesign zu enormem finanziellen Druck auf die Lieferkette führt, dann auch wegen der Angst, die das mit Blick auf die chinesischen Wettbewerber auslöst. „Die chinesischen Hersteller können Konditionen, die europäische Hersteller nicht anbieten können. Das hätte sich vermeiden lassen“, beklagte Mummert Versäumnisse durch deutsche und europäische Rahmenbedingungen.

Dabei sind die deutschen Ziele ehrgeizig, die Branche fühlt sich verpflichtet, liefern zu können. „Wir werden auf unsere globale Lieferkette zurückgreifen, wollen wir diese Ziele erreichen“, betonte Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore (BWO). Das beinhaltet dann eben auch chinesische Zulieferer und Lieferanten.

Sicherheit der Energieinfrastruktur offshore in den Blick nehmen

BWO-Geschäftsführer Thimm mahnte, dass die Versorgungssicherheit in Europa inzwischen nicht mehr selbstverständlich sei: „Wir müssen etwas dafür tun“, mahnte er mit Blick auf die Berichte über die russische Schattenflotte und Sabotageakte vor alle im Ostseeraum. Die Bundesregierung müsse zeitnah Maßnahmen ergreifen, um die physische Sicherheit der Offshore-Windenergieanlagen und der damit verbundenen Netzanbindung zu gewährleisten.

Darüber hinaus mahnten die Verbände, sei es essenziell, „die Cybersicherheit der Anlagen mit politischen Maßnahmen sicherzustellen, etwa durch eine effektive Umsetzung der NIS2 oder des Cyber Resilience Act der EU“. Hier sprechen sich die Anlagenhersteller über ihren Verband VDMA Power Systems seit Längerem dafür aus, mit starken Anforderungen zu agieren, um notfalls – wie bei der Mobilfunktechnik 5G – chinesische Anbieter aus Sicherheitsgründen ausschließen zu können.

Sicherheit ist indes, so Thimm, auch für die Investoren extrem wichtig: „Wenn Sie 5 Mrd. € bis 7 Mrd. € in einen Offshorewindpark investieren, dann wollen Sie sicher sein, dass Ihr Investment, die kritische Infrastruktur, bestmöglichst beschützt wird.“ Sprich: Wenn es das Gefühl der Sicherheit nicht gibt, dürfte es teurer werden, Offshore-Infrastruktur auszubauen und zu betreiben.

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