Gaskrise 03. Aug 2022 Von Manfred Schulze Lesezeit: ca. 5 Minuten

Nord Stream 1: Warum eine Turbine von Siemens nichts mit den versiegenden Gaslieferungen zu tun hat

Der russische Energiekonzern Gazprom schiebt seit Wochen das Argument ins Feld, es könne nicht so viel gas fließen, weil eine Turbine von Siemens fehlt. Doch was ist da dran? Bundeskanzler Olaf Scholz wollte es wissen und nahm am 3. August die Turbine in Augenschein.

Dreht Gazprom den Gashahn zu? Die dürftigen Erklärungen des Energiekonzerns zur Drosselung der Pipelinekapazitäten geben Anlass zu Spekulationen.
Foto: imago images/ITAR-TASS / Vladimir Smirnov

Durch drei Pipelines fließt Gas von Russland nach Deutschland: Nord Stream 1, Yamal und Druschba. Doch der Gasfluss ist seit vielen Monaten tendenziell immer weiter gesunken – was die Versorgungslage vor allem für den kommenden Winter unsicher macht und schon jetzt den Preis für den Energieträger und chemischen Grundstoff bis auf das Zehnfache des Vorkrisen-Niveaus getrieben hat. Angeblich sei eine notwendige Wartung von Turbinen und die verzögerte Rückführung aus Kanada an die Verdichterstation das Problem, argumentiert der russische Energiekonzern Gazprom. Doch das erweist sich immer mehr als vorgeschoben.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat heute, am 3. August, Russland indirekt vorgeworfen, Vorwände für die ausbleibenden Gaslieferungen zu nutzen. Die Turbine sei jederzeit einsetzbar und könne geliefert werden, sagte der SPD-Politiker bei einem Besuch des Standortes von Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr nach Angaben der Deutschen Presseagentur (dpa). Dort ist die Maschine auf dem Weg von Kanada nach Russland zwischengelagert. Dem Gastransport durch Nord Stream 1 stehe dann nichts mehr im Wege, so Scholz. „Alle vorgebrachten technischen Gründe sind nicht auf einer Faktenbasis nachvollziehbar“.

Probleme mit einer Gasturbine bei Nord Stream 1 scheinen vorgeschoben

Gazprom, der russische Monopolist für Förderung, Handel und Transport von Erdgas, verweist für Nord Stream 1 bei den immer weiter reduzierten Gasmengen in Richtung Westen derzeit vor allem auf Probleme mit der Gasturbine. Ein solches Aggregat sei in Montreal bei Siemens Energy zur Wartung gewesen und anschließend zunächst durch das Embargo des Westens zurückgehalten worden.

Nachdem ein Aus- und Umweg über Deutschland gefunden wurde – das Aggregat lagert jetzt in Mülheim an der Ruhr (s. o.) –, hätten Papiere gefehlt, zudem seien drei von vier Problemen nicht beseitigt gewesen, moniert das mehrheitlich im russischen Staatsbesitz befindliche Unternehmen. Welche Probleme das sein sollen, welche Größe die Turbine hat und wie viele Aggregate überhaupt die Kompressoren antreiben, erklärt Gazprom allerdings nicht. Und auch Siemens schweigt beharrlich zu solchen technischen Details.

Siemens Energy ist einer der führenden Hersteller von Hochleistungskompressoren zum Betrieb der Pipelines

Verdichterstation Portovaya im Nordwesten Russlands, nahe der finnischen Grenze: Hier wird das Erdgas in die Pipeline Nord Stream 1 eingespeist und auf die Reise nach Deutschland geschickt. Das Bild entstand 2012, kurz vor der offiziellen Eröffnung der Anlage. Foto: imago images/xinhua

Rein technisch gesehen sind Ferngasleitungen deutlich effizienter als der Transport mit Schiffen. Denn das Erdgas muss zuvor nicht mit hohem Energieaufwand verflüssigt und am Entladungsterminal regasifiziert werden, was ebenfalls Verluste an nutzbarer Energie mit sich bringt. Zum Betrieb der Pipelines muss allerdings ein hoher Druck von Hochleistungskompressoren aufgebaut werden, die wiederum ihre Energie über gasbetriebene Turbinen erhalten.

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