Windenergie 25. Apr 2023 Von Volker Stephan Lesezeit: ca. 5 Minuten

Strom für Chile oder Wasserstoff für Porsche?

Windparks sind in Chile kaum wirtschaftlich, die Betreiber träumen vom Wasserstoff. Was die Frage aufmacht, welcher Anteil der Produktion dem heimischen Verbrauch vorbehalten bleibt.

Export oder Verbrauch vor Ort? Wasserstoff, produziert mit chilenischer Wind- und Solarenergie, ist in Europa begehrt. Aber auch der heimische Transportsektor hätte das Gas bitter nötig. Das Bild zeigt das Verteilnetz im chilenischen Pucon und den Vulkan Villarrica.
Foto: Volker Stephan

Blaubeeren nach China, Haselnüsse gen Italien – und bald auch Wasserstoff für die Industrie in Deutschland? Wer die Tore des Fundo „Agua Buena“ passiert, vermutet nicht, dass die schier endlose Obst- und Getreidefarm in der Mitte Chiles auch den Energiehunger in Übersee stillen könnte. Doch die Idee ist weniger abwegig, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Denn neben Büschen, Bäumen und Sträuchern sprießen auch Dutzende Windenergieanlagen in die Höhe. 77 Vestas-Turbinen bilden den größten Windpark Südamerikas. Der Strom, den sie produzieren, versorgt die Ballungszentren im Norden des lang gestreckten Andenstaates.

Noch. Denn während Kirschen und Blaubeeren saftiger werden und der Weizen allmählich seine grüne Farbe verliert, reifen bei Pedro Nickelsen senior und Lutz Kindermann neue Ideen. Wasserstoff-Ideen. Nickelsen ist mit seinem gleichnamigen Sohn Eigentümer des 5000 ha großen Anwesens in Collipulli, Lutz Kindermann Geschäftsführer Projektentwicklung des Windkraftprojektierers WPD in Chile. Die Bremer haben den Windpark ab 2019 errichtet und betreiben ihn seit der Fertigstellung vor zwei Jahren.

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Der größte Windpark Südamerikas: Pedro Nickelsen jun. (li.) und Pedro Nickelsen sen. (re.) besitzen das Land. Lutz Kindermann leitet das Chile-Geschäft beim Bremer Windkraftprojektierer WPD. Foto: Volker Stephan

Um den Wind überhaupt ernten zu können, mussten die Stengel zunächst ihren rechten Platz auf dem Areal finden. Denn sie sind nicht die einzige raumgreifende Konstruktion auf Nickelsens Plantage. Mobile Sprenkleranlagen bewässern die Felder und benötigen gehörig Platz zum Rangieren. Da gerät das Manövrieren rund um die V136-Turbinen schon mal zur Zentimeterarbeit.

Indigene Proteste: Ein Viertel der Belegschaft ist mit Nachbarschaftspflege betraut

Der Windpark zwischen Kirschen und Korn kommt auf eine Kapazität von 273 MW. Mehr schafft aktuell keine Windfarm auf dem Kontinent. „Wir betreiben aber mehr als Megawatt“, sagt Lutz Kindermann. Die Devise laute: „Windparks bauen und Positives tun.“ Für die Umgebung, für die Menschen hier. Schließlich steht der Park zwar in „einer Oase, die Arbeitsplätze bietet“, aber auch in einer der ärmsten Gegenden Chiles, in der Provinz Malleco. Die hier stark vertretenen Mapuche, eine indigene Bevölkerungsgruppe, zählt sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen nicht zu den Gewinnern. Ihre Sorge, nicht angemessen an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt zu werden, äußert sich immer wieder in Protest. Die Arbeit von WPD beschränkt sich daher nicht nur auf die Betriebsführung der Windfarm. Das Unternehmen hat zwölf der 50 Mitarbeitenden eigens damit betraut, Projekte im Umweltschutz, in der Sozialarbeit und der Beziehungspflege mit den Nachbarn umzusetzen.

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