Krieg im Nahen Osten 29. Nov 2023 Von Peter Steinmüller Lesezeit: ca. 9 Minuten

Golem aus Stahl: Wie Israel seinen Panzer Merkava entwickelte

Im Krieg gegen die Hamas spielt der Merkava eine wichtige Rolle. Bei der Konstruktion dieses Panzers stellten Israels Ingenieure den Schutz der Soldaten über alles.

Bei diesem Foto ist deutlich die ungewöhnliche Konstruktion des Merkava zu erkennen: Der Turm sitzt weit hinten, weil der Motor im Bug der Wanne untergebracht ist.
Foto: Joker Island/gemeinfrei

Es war ein Menetekel, dem noch viel Furchtbareres folgte. Eines der ersten Videos vom Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 zeigte einen brennenden Kampfpanzer vom Typ Merkava, umgeben von jubelnden Hamas-Terroristen. Der britische Sozialwissenschaftler Patrick Wright hat ihn in seiner Kulturgeschichte der Panzer („Tank“, 2002) mit dem Golem verglichen: So wie der vom Rabbi geschaffene tönerne Riese aus den mystischen Überlieferungen die osteuropäischen Juden vor den Pogromen ihrer christlichen Nachbarn schützte, sollte der selbstentwickelte Kampfpanzer Israels Bevölkerung vor den Angriffen der arabischen Nachbarn schützen. Das Einmalige an seiner Konstruktion: Die Ingenieure stellten bei der Entwicklung des Panzers das Überleben seiner Besatzung in den Mittelpunkt aller Überlegungen.

Sehen Sie hier Videoaufnahmen des brennenden Merkava am Morgen des 7. Oktober 2023:

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Wie kam es dazu, dass Israel den Merkava-Panzer entwickelte?

Um die Entscheidung zu verstehen, den Merkava zu entwickeln, muss man 50 Jahre zurückgehen, lange vor die Gefechte gegen die Hamas-Terroristen: In den ersten 20 Jahren seiner Existenz war Israel stets auf Panzerlieferungen westlicher Verbündeter angewiesen. Die lieferten gegen teures Geld (Frankreich) oder ausgemustertes Gerät (Großbritannien). Zudem waren diese Panzer für den Einsatz in Europa zugeschnitten. Bis zu 4 m tiefe Flüsse durchwaten zu können, wie es der Nato-Standard verlangte, war in der Wüstenlandschaft unnötig.

Die wichtigsten israelischen Kampfpanzer im ersten Jahrzehnt nach der Staatsgründung waren Sherman-Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg, nachgerüstet mit einer modernen französischen Kanone. Foto: Steinmüller

Im Jahr 1966 schlug das britische Verteidigungsministerium die Entwicklung eines gemeinsamen Kampfpanzers vor und schickte zwei Exemplare ihres Chieftains zur Erprobung nach Israel. Ähnlich wie später der Merkava war der Chieftain ein Monstrum mit starker Panzerung und großer Feuerkraft, aber schwachem Motor. Die Zusammenarbeit endete abrupt drei Jahre später, als Großbritannien ein Waffenembargo gegen Israel verhängte. Das bestärkte die Verantwortlichen in Militär und Politik, dass Israel beim Panzerbau nur sich selbst vertrauen konnte.

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Zum Verantwortlichen für das Projekt wurde Israel Tal bestimmt. Der General hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen legendären Ruf. Er hatte nicht nur die israelische Panzertruppe von einem verschlampten Haufen technischer Ignoranten (denen niedrige Ölstände und verstopfte Luftfilter egal waren) in eine disziplinierte Truppe verwandelt.

Er hatte auch die israelische Panzerdoktrin entwickelt, wonach tiefe Vorstöße in das feindliche Hinterland der Schlüssel waren, um die zahlenmäßig weit überlegenen arabischen Heere zu besiegen. Damit war Tal zu einem der Väter des Sieges im Sechstagekrieg geworden, als die israelische Armee in einem Dreifrontenkrieg Ägypten, Jordanien und Syrien eine verheerende Niederlage beibrachte. Aufgrund seiner Kriege habe Israel für die Panzerkonstruktion eine weltweit einmalige Materialsammlung, erklärte General Tal dem Buchautoren Wright: „Wir haben Daten zu Abertausenden von direkten Treffen von westlichen Panzerabwehrwaffen gegen sowjetische Panzer und von sowjetischen Waffen gegen westliche Panzer.“

Warum kostete der Merkava die israelische Armee so wenig?

Nicht nur technisch, auch organisatorisch gelang dem Ingenieur Israel Tal und seinen Mitstreitern Erstaunliches. Vom Entwicklungsbudget von 100 Mio. $ wurden nur 65 Mio. $ verbraucht. Zum Vergleich: Beim europäischen Kampfflugzeug Panavia Tornado, das zur gleichen Zeit entwickelt wurde, verzehnfachten sich die Stückkosten, die Indienststellung verzögerte sich um sieben Jahre. 1974 testete die israelische Armee die ersten Prototypen, im Mai 1979 wurde der „Streitwagen“ – so die deutsche Übersetzung von „Merkava“ – erstmals öffentlich vorgestellt, die Serienproduktion begann pünktlich zum vorgesehenen Zeitpunkt. Der Panzerexperte Richard Ogorkiewicz nannte dies „eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedenkt, dass Israel zuvor keine Fertigungsstätten für Panzer hatte. Es legte damit den Finger in die Wunden von Ländern mit etablierten Panzerfertigungen, wo diese Entwicklungen viel länger dauerten.“

Zur Kostenersparnis trug besonders eine Prämisse für die Entwicklung bei: Das devisenarme Land wollte möglichst wenig Komponenten gegen wertvolle US-Dollar im Ausland kaufen, stattdessen sollten einheimische Rohstoffe und Industriekapazitäten genutzt werden. Die Produktion übernahm der Staatskonzern IMI (Israel Military Industries), 200 Unternehmen lieferten zu.

An der Produktion des Merkava waren rund 200 einheimische Zulieferfirmen beteiligt. Hier ein Blick in die Fertigungshalle des Herstellers IMI im Jahr 1980. Foto: MILNER MOSHE/Government Press Office

Wie schützt der Merkava-Panzer seine Besatzung?

„Der Merkava wurde so in seinen Bauteilen und Konzepten ausgelegt, dass alles dem Schutz der Besatzung untergeordnet wurde“, erklärt Ralf Raths, Direktor des Deutschen Panzermuseums Munster, den Grundsatz bei der Konstruktion des Merkava. Traditionell bewegen sich Panzerkonstrukteure im Dreieck Panzerschutz – Mobilität – Feuerkraft. Beim Leopard 1 etwa wurde die Panzerung bewusst leicht gehalten, um die Mobilität zu verbessern, beim britischen Chieftain wurde genau umgekehrt verfahren. Tal und seine Konstrukteure zerlegten den Faktor „Schutz“ noch einmal in die Parameter „Schutz für die Besatzung“ und „Schutz für die technischen Systeme“. Die Überlegung dahinter: Die Besatzung konnte noch geschützt sein, wenn der Rest des Panzers komplett zerstört wurde. Das konnte aber nur gelingen, wenn das komplette Fahrzeug um die Besatzung in ihrem Kampfraum herum konstruiert wurde.

Warum sitzt beim Merkava der Motor vorne?

Die auffälligste Konsequenz aus diesen Überlegungen war der Einbau des Motors am Bug der Wanne. Alle Kampfpanzer des Kalten Krieges hatten ihren Motor im Heck. Die Vorteile lagen in der Gewichtsverteilung und dem kompakten Antriebsstrang. Im Merkava dagegen fängt der Motor die Wirkung von Geschossen auf, die die starke Frontpanzerung durchschlagen haben. Der Fahrer sitzt zudem mit im Kampfraum, nicht mehr getrennt von seinen Kameraden in seinem separaten Abteil. Im Fall einer Verwundung kann er einfacher von den anderen Soldaten versorgt werden, die sich nicht mehr dem feindlichen Feuer aussetzen müssen, um den Fahrer aus seiner Luke zu zerren.

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Ein Vorteil des Heckmotors entfällt aufgrund der modernen Nachtsichtgeräte, die auch feinste Temperaturunterschiede registrieren und somit Panzer leicht identifizieren können. Im Kalten Krieg erschwerte ein Heckmotor den grobschlächtigen Nachtsichtgeräten, Fahrzeuge anhand der Abwärme der Motoren zu erfassen.

Wozu besitzt der Merkava eine Heckklappe für seine Soldaten

Der Hauptgrund für den Einbau des Motors und des Getriebes im Bug war aber gar nicht der Schutz der Besatzung, sondern der Wunsch nach einem schnellen Beladen mit Munition. Bei der Abwehr des syrischen Angriffs auf den Golanhöhen während des Jom-Kippur-Krieges hatten Israels Panzersoldaten enorme Mengen an Munition benötigt, die nur sehr zeitraubend nachgeladen werden konnte.

Bei Kampfpanzern westlicher wie östlicher Bauweise werden die Granaten über enge Turmluken eingeführt. Gelagert werden sie üblicherweise an zwei Orten: Einem Bereitschaftslager im Turmheck in Griffweite des Ladeschützen und einem Bunker im Bug neben dem Fahrer. Im Leopard 2 A4 lagern 27 Granaten in der Wanne, 15 Stück im Turm. Um die Geschosse umzustapeln, muss der deutsche Panzer seine Stellung verlassen und den Turm auf 3-Uhr-Position drehen, bevor die Besatzung die Granaten mühselig im engen Kampfraum durchreichen kann. Der Merkava dagegen führt nur sechs seiner 62 Schuss im Heck mit, der große Rest lagert im Turmheck, beladen wird über eine Heckklappe. So muss der Panzer nicht Granate für Granate aufmunitioniert werden. Stattdessen werden zeitsparend feuerfeste Container im Heck fixiert. Der 60 l Trinkwassertank für die Besatzung schützt die Munition zusätzlich vor der Wirkung eindringender Geschosse.

Wie das Verlassen des Merkava über die Heckklappe funktioniert, bekommt hier der damalige Premierminister Jitzchak Rabin im Jahr 1986 gezeigt. Foto: HARNIK NATI/Government Press Office

Die Heckklappe der Besatzung erleichtert enorm das Verlassen ihres Fahrzeugs, falls dieses in Brand geschossen wird. Bei konventionellen Kampfpanzern müssen die Soldatinnen und Soldaten über die Turmluken absitzen und sich dabei an der höchsten Stelle des Fahrzeugs dem feindlichen Beschuss aussetzen – falls die Luken nicht durch die kinetische Energie des feindlichen Geschosses verklemmt wurden. Dann bleibt nur die Notausstiegsluke im Wannenboden. Dazu muss im Leopard 2 erst der Fahrersitz demontiert werden, bevor die Besatzungsmitglieder im engen Spalt zwischen Erde und Wannenboden durchrobben können.

Wie funktioniert die Panzerung des Merkava?

Als Israel Tal und seine Ingenieure den Merkava entwarfen, hatten sie keinen Zugriff auf den technischen Durchbruch, der in Großbritannien mit der sogenannten Chobham-Panzerung gelungen war. Bei dieser Verbundpanzerung sorgen mehrere Schichten aus Stahl, Keramik und Kevlar für eine besonders wirksame Panzerung. Bei Nato-Panzern gehört Verbundpanzerung seit damals zum Standard. Den israelischen Konstrukteuren dagegen stand nur der Panzerstahl aus heimischer Produktion zur Verfügung. Ihn nutzten sie für die damals ebenfalls innovative Schottpanzerung. Dabei werden mehrere Stahlplatten hintereinander montiert. Die Luft oder Flüssigkeit in den Hohlräumen soll den Geschossen einen Teil der Wirkung nehmen.

Wir lassen das Geschoss Selbstmord begehen.

Israel Tal
Schöpfer des Merkava

Beim Merkava dient dazu sogar der Dieseltreibstoff, dessen Tanks an den Wannenseiten zwischen den Panzerplatten montiert sind. Eindringende Geschosse erzeugen einen hydrostatischen Druck in der Flüssigkeit und werden dadurch abgebremst. „Wir lassen das Geschoss Selbstmord begehen“, erläuterte General Tal lapidar das dahinterstehende Prinzip.

Die obersten Panzerplatten sind nur mit Bolzen befestigt. Das erleichtert nicht nur Wartungs- und Reparaturarbeiten, sondern auch Upgrades: Bereits bei der Version Mk. 2 wurde so Verbundpanzerung installiert. Die Hälfte der Oberfläche des Merkava besteht aus austauschbaren Platten. Laut General Tal trugen bei der ersten Version des Panzers drei Viertel seines Gewichts zum Schutz der Besatzung bei, üblich war die Hälfte.

Im Jahr 2006 drangen israelische Truppen in den Libanon ein, um zwei Soldaten zu befreien. Das Foto zeigt einen Merkava an der israelischen Nordgrenze kurz vor dem Einmarsch. Foto: MILNER MOSHE/Government Press Office

Die Konstrukteure des Merkava legten den Kampfraum komplett „trocken“ an. Zu dieser Zeit sorgten Hydraulikmotoren für das Drehen der Panzertürme. Erfahrungen im Jom-Kippur-Krieg hatten gezeigt, dass bei einem Treffer die Hydraulikleitungen zerborsten und sich Öltröpfchen auf Uniformen und Haut der Soldaten verteilten, bevor Ölaerosole zur Explosion führten. Wer dieses Inferno überlebte, trug schwerste Brandwunden davon. Im Merkava erfolgt der Turmantrieb elektrohydraulisch, die hydraulischen Elemente sind außerhalb des Kampfraums montiert.

Die Wirksamkeit dieser innovativen Konstruktion zeigte sich im Libanonkrieg des Jahres 1982, als israelische Einheiten auf syrische trafen: Bei Panzern aus US- und britischer Produktion drangen knapp ein Drittel aller einschlagenden Geschosse in den Kampfraum ein, bei den Merkava waren es lediglich 13 %. Ein Viertel der Soldaten in den Importpanzern erlitt schwere Verbrennungen, im Merkava kein einziger.

Mit welcher Kanone ist der Merkava bewaffnet?

Für die Hauptbewaffnung wurde ein Lizenznachbau der britischen L7-Kanone vom Kaliber 105 mm verwendet. Aufgrund ihrer Qualitäten wie Präzision, Zuverlässigkeit und Durchschlagskraft stattete sie in den 1960ern die Kampfpanzer der bundesdeutschen, britischen und US-Armee ebenso wie die der israelischen Armee aus.

Israel Tal hatte die Panzertruppe bereits Mitte der 1960er-Jahre darauf getrimmt, aus vorbereiteten Stellungen auf Entfernungen von mehr als 3000 m präzise zu treffen, um so bereits zahlenmäßig überlegene Verbände zu dezimieren, bevor diese zurückschießen konnten. Im August 1965 hatte Tal selbst die Position des Ladeschützen auf einem Centurion-Panzer aus britischer Lieferung übernommen und auf diese Entfernung syrische Traktoren zerstört, die das Wasser des Jordan von israelischem Gebiet wegleiten sollten. Die optimale Kampfentfernung mit der gleichen Kanone betrug innerhalb der Nato lediglich 2500 m, beim sowjetischen T-54 weniger als 2000 m.

Die 105-mm-Kanone für den Merkava war das gleiche Modell, wie das, was bereits in den M60 Patton der israelischen Panzertruppe eingebaut war. Foto: Steinmüller

Im Jom-Kippur-Krieg hatten die israelischen Panzereinheiten feststellen müssen, dass die größte Gefahr auf der Sinai-Halbinsel nicht von ägyptischen Kampfpanzern, sondern von eingegrabenen Infanteristen mit Panzerfäusten und Lenkwaffen ausging. Zur Abwehr auf kürzeste Entfernung blieben den israelischen Kommandanten und Ladeschützen nur ihre Uzi-Maschinenpistolen. Beim Merkava erhielten sie deshalb nicht nur jeweils ein Maschinengewehr vor ihren Luken, sondern auch einen Mörser, um der Infanterie in ihren Stellungen mit Rauchgranaten die Sicht zu nehmen.

Wie beweglich ist der Merkava im Gelände?

Bei der Motorisierung griffen die Merkava-Ingenieure ebenfalls auf bewährte Komponenten zurück. Mit dem Dieselmotor AVDS-1790 aus US-Lieferungen und dem zugehörigen Getriebe hatte Israel bereits den britischen Centurion nachgerüstet. Er trieb auch die von den USA gelieferten M48- und M60-Kampfpanzer an. Mit seinen bescheidenen 660 kW musste der Motor die 63 t des Merkava bewegen. Entsprechend reichte es nur für eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Zum Vergleich: Im Leopard 2, der in der ersten Serienausführung 55 t wog, arbeitete ein 1100-kW-Motor, der den Panzer auf 70 km/h beschleunigen konnte. Das Leistungs-Gewicht-Verhältnis war beim Leopard 2 also doppelt so hoch.

Angesichts der geringen Höchstgeschwindigkeit konnte das Fahrwerk einfach gehalten werden: Die Laufrollen sind an Schwingarmen befestigt, schlichte Schraubenfedern sorgen für Dämpfung. Der Komfort für die Besatzung ist zwar ähnlich bescheiden wie die Technik, aber bei einem Minentreffer können die Komponenten mit wenig Aufwand ausgetauscht werden. Beim Leopard 2 dagegen entschieden sich die Konstrukteure für eine Torsionsfederung, wie sie schon im Zweiten Weltkrieg bei den Wehrmachtspanzern Tiger und Panther eingesetzt wurde. Die Drehstäbe der Federung sind zwar durch ihre Lage im Wannenboden gut geschützt. Aber zum einen ist eine Reparatur aufwendig, falls sie doch beschädigt werden. Zum anderen lassen sie weniger Platz für den Kampfraum der Besatzung.

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Nicht nur der größere Federweg des Torsionslaufwerks sorgt beim Leopard 2 für den höheren Fahrkomfort, sondern auch die Kette: Die Bolzen in den Kettengliedern sind mit Gummi beschichtet, die sich gegenüberliegenden Bolzen zweier Kettenglieder jeweils über Verbinder starr verbunden. So reibt kein Metall auf Metall, auch der Schmutz wird draußen gehalten. Zudem schonen Gummipolster auf den Kettengliedern den Straßenbelag sowie das Gehör und die Bandscheiben der Besatzungen.

Wer in Deutschland einen Merkava aus der Nähe sehen will, wird im Deutschen Panzermuseum in Munster fündig. Foto: Steinmüller

Der Merkava dagegen musste sich mit einer einfachen Scharnierkette begnügen. Die Kettenglieder werden von einfachen „trocken laufenden“ Bolzen zusammengehalten, auch auf Gummipolster wurde verzichtet. Im Sand des Negev und den Felsen der Golanhöhen sind stählerne Greifleisten statt Gummipolster sogar ein Vorteil. Verlegefahrten über große Entfernungen „auf Kette“, wie sie bei den Großmanövern der Nato im Kalten Krieg üblich waren, sind im kleinen Israel unnötig. Auf zivile Tieflader verstaute Merkava gehören stattdessen zum Straßenbild.

Wie wurde der Merkava-Panzer weiterentwickelt?

Der Merkava hat über die Jahrzehnte zahlreiche Weiterentwicklungen erlebt. Zu den wichtigsten gehört die Verwendung von Verbundpanzerung statt der einfachen Stahlplatten. Der leistungsschwache US-Motor wurde durch einen 1100 kW starken Turbodiesel von MTU Friedrichshafen ersetzt, der die Höchstgeschwindigkeit auf über 60 km/h verbesserte. Die Feuerkraft kommt nun aus einer in Israel entwickelten Kanone vom Kaliber 120 mm, wie es in den westlichen Staaten seit den 1970er-Jahren Standard ist. Damit konnten im Libanonkrieg 1982 syrische Panzer auf eine Entfernung von 4000 m zerstört werden.

Die Entwicklung der israelischen Panzertruppe demonstrierte diese Präsentation am Unabhängigkeitstag 1978 in Jerusalem: Der französische Hotchkiss-Panzer aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg (links) steht neben dem modernen Merkava-Panzer. Foto: SAAR YAACOV/Government Press Office

Seit 2011 werden die Merkava mit Abwehrsystem Trophy zum Schutz vor Panzerabwehrlenkwaffen und den Geschossen von Panzerfäusten ausgerüstet. Das in Israel entwickelte System besteht aus einem Rundumradar, das anfliegende Projektile identifiziert, und einer Abschussvorrichtung für eine Splitterwolke.

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Weil Lenkwaffen und Panzerfaustgranaten vergleichsweise langsam fliegen, kann der Feuerleitcomputer ihre Flugbahn berechnen, die Abschusseinheit auf die Geschosse ausrichten und im optimalen Moment auslösen. Das System arbeitet so zuverlässig, dass die USA, Großbritannien und die Bundeswehr es auch an ihren Panzern montieren lassen. Im Falle des bei den Massakern am 7. Oktober 2023 zerstörten Merkava war das Trophysystem nicht aktiviert, sondern mit einer Plane abgedeckt. Der stählerne Golem, der das jüdische Volk schützen sollte, war blind gewesen.

Gedenktafel für die Gefallenen des israelischen Panzerkorps in der Gedenkstätte des Korps in Latrun. Seit 1948 wird der Name jedes Gefallenen hier eingraviert. Foto: Steinmüller
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