Schwimmen retten: KI, Robotik und neue Bäder als Ausweg
Technologie bringt das Rettungs- und Bäderwesen in Schwung. Angesichts von Bädersterben, Personalmangel und fehlender Schwimmkenntnis ein Segen.
Sommerzeit; Zeit fürs Freibad, fürs Schwimmen, einfach nur Abkühlen im Wasser. Sommer ist Schwimmzeit, beides positiv besetzt. Dazu passt, dass das deutsche Schwimm-Ass Florian Wellbrock diese Woche bei der Freiwasser-Weltmeisterschaft in Singapur von Titel zu Titel eilte. Doch das Thema ist ambivalent. Denn es gibt regelmäßig Meldungen über tödliche oder nur knapp glimpflich abgelaufene Badeunfälle.
Gleichzeitig steckt das deutsche Bäderwesen, ja, das Schwimmen selbst, in einer Krise. Anfang Juli legte die Deutsche Bäderallianz einen Masterplan vor: Mindestens 1 Mrd. € über zwölf Jahre bräuchte es in Deutschland. Aufgabe: Grundsanierung der deutschen Bäderlandschaft. „Hunderte Anlagen sind bereits geschlossen, die Hälfte der vorhandenen ist sanierungsbedürftig“, so die Allianz.
Woran lässt sich die Krise der Bäder und des Schwimmens festmachen?
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hatte gewarnt: Es könnte 2025 mehr tödliche Badeunfälle geben als noch 2024. Da waren es mit 411 schon 31 mehr gewesen als im Jahr 2023. Wobei die meisten Menschen nicht in Schwimmbädern ertrinken, sondern in Flüssen und Seen; eine Faktum, dass sich durch die Statistik der DLRG seit jahren hindurchzieht.
Gleichzeitig seien knapp 60 % der unter Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer, bemängelt die Organisation. Die DLRG leitet dies anhand der Angaben zu den abgelegten Schwimmabzeichen am Ende der Grundschulzeit her. Die Daten stammen aus 2022; alle paar Jahre lässt der Verein diese Zahlen ermitteln. Die Tendenz der Zahlen von 2010, 2017 und 2022: Es gibt immer weniger sichere Schwimmer, und auch immer mehr Nichtschwimmer.
Verbände sorgen sich um Bädersterben

Umso mehr alarmiert die Verbände, dass es offenbar immer weniger intakte Bäder gibt, um Schwimmen lernen zu können. Der Deutsche Schwimmverband verwies schon 2024 auf eine Studie, die das Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) in Auftrag gegeben hatte: Ihr zufolge seien viele der rund 4300 öffentlichen Schwimmbäder und rund 900 Schulschwimmbäder in Deutschland dringend sanierungsbedürftig. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen stünden zudem nach Erhebungen des Portals Bäderleben.de für fast 18 Mio. Menschen nur 726 für Schwimmsport geeignete öffentliche Bäder und 294 Schulbäder zur Verfügung.
Hinzu kommt der Generationswechsel beim Fachpersonal für die Bäderbetriebe: Es wird in Zukunft daher voraussichtlich weniger von Ihnen geben. Und in der Praxis konkurrieren die oft städtisch oder über eine kommunale Bädergesellschaft betriebenen Bäder für die Grundversorgung mit der privaten Konkurrenz.
Technik kann helfen – bei Bäderbau und Lebensrettung
Es ist eine gefährliche Scherenbewegung für das Bäderwesen: weniger Bäder, sinkendes Schwimmvermögen, klamme Kassen, weniger Fachpersonal. Technik kann in der Tat hier ein gutes Hilfsmittel sein: um schneller, zuverlässig und kalkulierbar Bäder hochzuziehen – Stichwort modulares Bauen. Und um Menschenleben zu retten durch künstliche Intelligenz (KI) und Robotik.
Erste KI-Lösungen sind im Einsatz. So gab in den Ostertagen im Vitus-Bad im westfälischen Everswinkel KI den entscheidenden Hinweis, damit das dortige Aufsichtspersonal ein Leben retten konnte. Erstmals in Deutschland. Robotersysteme sind zudem weltweit im Test, um die Rettungsschwimmer zu unterstützen.
Schwimmbäder schnell und effizient hochziehen durch modularen Bau
Und in Deutschland stehen und entstehen die ersten modular gebauten Bäder. Das, was die Deutsche Bäderallianz forderte und vorstellte geht genau in die Richtung eines seriellen Bauens: „Der Schwimmbadplan schlägt ein System von vier Bädertypen vor, die bedarfsgerecht verteilt in ausreichender Zahl vorhanden sein müssen, um eine gleichwertige Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten“, heißt es in der Mitteilung. Oberstes Ziel bei der Planung habe der Schwimmunterricht für die Kinder. Und da geht es auch darum, die Infrastrukur bezahlbar zu halten. Das kann modulares und serielles Bauen leisten.