AUTOMOBIL 30. Aug 2019 Manfred Schulze Lesezeit: ca. 3 Minuten

VW-Werk in Zwickau unter Spannung

Der Volkswagen-Konzern startet in Sachsen im November die Serienfertigung seiner Zukunftsmodelle - und baut dafür eine komplette Fabrik inklusive der Zuliefererketten um.

Neue Roboter halten Einzug im VW-Werk in Zwickau. Dort soll Europas leistungsfähigste E-Autofabrik entstehen. Auch die Logistik wird dafür umgeplant.
Foto: Volkswagen AG

Der Volkswagen-Konzern baut seine Fahrzeugflotte derzeit konsequent auf batteriegespeisten Elektroantrieb um. Als erstes soll dazu bei laufendem Betrieb das Werk im sächsischen Zwickau komplett für neue Modelle umgerüstet werden – für 1,2 Mrd €. Inzwischen laufen die ersten Vorserienfahrzeuge der Baureihe ID.3 vom Band, bislang jedoch hinter verschlossenen Türen.

Es ist ein gigantisches Projekt, was sich die Wolfsburger für die kommenden Jahre vorgenommen haben: Innerhalb von nur neun Jahren soll die heute überwiegend von Otto- und Dieselmotoren angetriebene Fahrzeugflotte komplett auf Batteriestrom umgestellt werden. 70 neue Modelle, die ausschließlich elektrisch angetrieben werden, sollen dann in den Verkaufsräumen Kunden locken, dazu kommen noch einmal rund 30 Hybride, bei denen auch noch ein „Verbrenner“ mit an Bord ist.

Doch um das zu schaffen, müssen nicht nur die neuen Fahrzeuge entwickelt und völlig neue Zuliefererketten aufgebaut werden. In den 44 Mrd. €, die das Programm konzernweit kosten soll, ist auch die Umrüstung der Fertigungslinien in ausgewählten Werken der Volkswagen-Gruppe enthalten.

Der Testlauf dafür findet im Werk Zwickau seit Mitte vergangenen Jahresstatt, das als „Keimzelle für das Ausrollen der Elektromobilität“ genutzt wird, wie Reinhard de Vries, Geschäftsführer Technik & Logistik Volkswagen Sachsen, ankündigt.

Bereits im Sommer während der Werksferien wurde in der Halle 5 die Fertigungstechnik komplett erneuert. Nach der Vorserie, derzeit werden täglich sechs ID.3 montiert, folgt im Herbst die Nullserie. Und bereits im November soll die Serienproduktion anlaufen.

Im kommenden Jahr soll in Zwickau Schluss mit den bisherigen Fahrzeugvarianten von Golf und Co. sein, weil dann die zweite Linie umgerüstet wird. Bis Ende 2021, so der Plan von VW Sachsen, soll auch die technische Erweiterung der Logistik soweit vorangekommen sein, dass am Ende die heutige Kapazität von 1350 auf 1500 Fahrzeuge pro Tag angehoben werden kann.

Bislang rollten jährlich maximal 300 000 Golf und Passat von den zwei Fertigungslinien, an denen 8000 Menschen beschäftigt sind. Dazu kommt noch ein breites Netz von Zulieferern, die Bauteile und komplette Module, aber auch Motoren und Getriebe fertigen und Just in Sequence, also passgenau ans Band liefern.

Vor allem letztere wird es hart treffen, denn neben den bei Gelegenheiten wie einem Modellwechsel üblichen Neuausschreibungen fallen nun zahlreiche Teile weg, wie Tank, Abgasstrang, Katalysator sowie große Getriebe, Einspritzsysteme und Verbrennungsmotoren. Letztere kommen bislang meist aus dem benachbarten Chemnitz, wo die Jahreskapazität bei 680 000 Einheiten liegt. „Chemnitz kann aber weiter produzieren, weil im Werksverbund noch über längere Zeit auch diese Motoren nachgefragt werden“, sagt de Vries. Ob auch hier eine Zukunft mit Strom denkbar ist, lässt er offen. Zunächst kommt die neue Antriebstechnik per Bahn vom VW-Motorenwerk Kassel.

Ebenfalls über die Schiene soll die andere wichtige Komponente transportiert werden: Die Batterien gelangen auf Spezialwaggons aus Braunschweig nach Sachsen. „Die Aufbauten pro Waggon können 80 Batterien aufnehmen, die gesamte Beladung ist ebenso wie die Prozesse im Werk bis zur Montage voll automatisiert“, berichtet Ronny Wolf, Logistikleiter in Zwickau.

Vom rund 2,5 km entfernten Lager werden die Akkus mittels eines ebenfalls batteriegespeisten Elektro-Lkw bugsiert, dessen Auflieger ebenso wie die Hallen mit Rollböden ausgestattet ist. „Das ermöglicht schon heute bei unserem Wareneingang am Logistikzentrum eine kurze Entladezeit von nur 15 min“, sagt Wolf.

Die Elektrotransporter entstehen beim Spezialausrüster Framo auf der Basis einer MAN-Zugmaschine, die elektrisch bis zu 80 km/h schnell ist. Diese Technologie hatte VW seit Mitte 2017 im Forschungsprojekt e-JIT parallel mit Porsche in Leipzig getestet. „Wir werden jetzt die kurzen Stopps an den Hallen für eine Teilladung der Batterie nutzen, das ist eine wesentliche Erkenntnis aus dem Test, um die Verfügbarkeit der Fahrzeuge zu erhöhen“, sagt der Logistikchef. Die zunächst drei Trucks werden jetzt auf rein kommerzieller Basis betrieben, die Schnellladeinfrastruktur an den Hallentoren ist Teil des unternehmerischen Investments.

Dass VW trotz des Wegfalls zahlreicher Komponenten für den Verbrennungsantrieb nun sogar die Logistikfläche durch eine gleichartige zweite Halle mit 13 000 m² verdoppelt und zudem in ein neues Presswerk investiert, hat laut dem Manager de Vries seinen Grund in einer Kapazitätserhöhung des Werkes um zunächst rund 10 % und in einer deutlich steigenden Variabilität. Wurden bislang mit Passat und Golf nur zwei Hauptmodelle in Zwickau gebaut, sollen es künftig sechs sein – drunter auch jeweils zwei von den Konzerntöchtern Seat und Audi.

„Wir werden auch künftig unsere Logistikhallen nur für den schnellen Umschlag und nicht als Lager nutzen, aber es werden deutlich mehr Teile“, sagt de Vries. Durch das neue Presswerk, auf dem künftig sämtliche konturbestimmenden Blechteile laufen sollen, werden andererseits erhebliche Transportmengen eingespart – und damit CO2-Emissionen. Bisher kommen die Teile nicht nur aus dem vogtländischen Treuen, sondern auch weither von europäischen Lieferanten.

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