IW-Konjunkturampel 18. Mrz 2024 Von Michael Grömling Lesezeit: ca. 2 Minuten

Aktuelle Streiks belasten die stagnierende Konjunktur

Die Streiks führen zu Verunsicherungen bei Unternehmen wie Konsumenten gleichermaßen, argumentiert das IW in seiner Konjunkturampel.

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Es geht kein Zug nach irgendwo: Die Streiks bei der Bahn belasten nicht nur die Nerven der Reisenden, sondern auch die auf Infrastrukturleistungen angewiesene Industrie.
Foto: IMAGO/Rene Traut

Die Perspektiven für die Weltwirtschaft haben sich aufgehellt. Dazu tragen wesentlich die deutlich nach oben korrigierten Wachstumserwartungen für die USA bei. Während im Februar für die US-Wirtschaft erst ein Plus von knapp 1,5 % für das laufende Jahr erwartet wurde, gehen die Prognostiker derzeit von einem Zuwachs beim realen Bruttoinlandsprodukt von mehr als 2 % aus.

US-Wirtschaft profitiert von Investitionsprogrammen

Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Zum einen hat das Jahr 2023 für die USA merklich besser abgeschlossen als zunächst erwartet. Die Konsumenten gingen trotz gestiegener Zinsen shoppen. Der Staat stimuliert die Konjunktur trotz hoher Schulden mit Ausgaben- und Investitionsprogrammen. Zum anderen verstärken sich aufgrund der rückläufigen Inflation die Hoffnungen auf Zinssenkungen. Dies hebt Konsum- wie Investitionslaune.

Die USA sind aus dem Konjunkturtal heraus. Konsum- und Investitionslaune sind gleichermaßen gestiegen. Ganz anders sieht es in Deutschland aus. ­Voraussichtlich wird die heimische Wirtschaft  im Jahr 2024 stagnieren. Grafik: IW

Dagegen bleiben die Konjunkturerwartungen für Europa bescheiden. Gerade einmal gut 0,5 % Wachstum werden für den westeuropäischen Wirtschaftsraum in diesem Jahr erwartet. Für Deutschland erwarten die Prognosen im Durchschnitt eine Stagnation, für Großbritannien wird nur ein Zuwachs von 0,2 % erwartet. Auch Osteuropa bleibt mit seinem erwarteten Wachstum von rund 2,5 % deutlich unter dem gewohnten Niveau. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist für Europa auch eine große wirtschaftliche Belastung, besonders für den deutschen Außenhandel. Die Exporte weisen seit geraumer Zeit keine Bewegung auf. Allenfalls Großaufträge im Flugzeugbau sorgen für Lichtblicke. Werden diese herausgerechnet, sind die Auftragseingänge aus dem Ausland in den vergangenen beiden Jahren um rund ein Fünftel weggesackt

Streiks im Verkehrsgewerbe belasten Geschäftstätigkeit der Unternehmen

Umso mehr kommt es für die deutsche Wirtschaft darauf an, dass sie nicht durch hausgemachte Querschläger zusätzlich belastet wird. In den letzten Wochen haben die Streiks in den für eine vernetzte Wirtschaft notwendigen Verkehrsinfrastrukturen die Geschäftstätigkeit der Unternehmen branchenübergreifend gestört. Und dies in einer Situation, in der die globale Logistik durch geopolitische Brennpunkte ehedem belastet ist.

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Wegen der Angriffe durch Huthi-­Rebellen im Roten Meer müssen Containerschiffe seit einiger Zeit einen Umweg fahren, was zu Verzögerungen und Abfertigungsstaus im Seeverkehr führt. Waren, die via Schiene schnell zu und von den Häfen transportiert werden müssen, können aufgrund der Streiks nicht zeitgerecht transportiert werden. Der Logistiksektor kann zwar grundsätzlich flexibel reagieren, kommt hier aber an seine Grenzen.

Materialengpässe haben Konjunkturerholung abgeschwächt

Das Ausmaß der Störungen hängt von der gesamtwirtschaftlichen Lage und vom allgemeinen Funktionieren der Lieferketten ab. So haben die Material­engpässe im Jahr 2021 das Wiederanlaufen des Wirtschafts­lebens und das Tempo der Konjunkturerholung empfindlich abgeschwächt. Neben den angebotsseitigen Produktionsproblemen in der Industrie, am Bau und bei den personennahen Dienstleistern hemmen weitreichende Infrastrukturblockaden die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Die Verunsicherungen steigen, das Investitionstempo wird verzögert und es kommt zu Konsumausfällen. Die positiven Auswirkungen der nachlassenden Inflation werden somit ein Stück weit einkassiert – wie auch die Chancen auf die längst fällige Erholung.

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