Management 11. Okt 2023 Von Claudia Burger Lesezeit: ca. 3 Minuten

Post-Chef Tobias Meyer: „DHL allein benötigt 40 Kernkraftwerke“

Tobias Meyer, Chef der DHL Group (vormals Deutsche Post), verteidigte gestern vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens sowie die Reform des Postgesetzes und nahm auch zum Angriffskrieg in Israel Stellung.

Deutsche Post AG Tobias Meyer
Tobias Meyer ist Wirtschaftsingenieur und promovierter Maschinenbauer. Er hat die Deutsche Post im Juli in DHL Group umgetauft. Das spiegele die Umsatzaufteilung im Unternehmen wider.
Foto: Deutsche Post AG

Der Angriff der Hamas auf Israel beschäftigt auch den Chef der Deutschen Post, die seit Juli in DHL Group umbenannt wurde. Tobias Meyer, der in Maschinenbau promoviert hat, berichtete gestern auf einer Veranstaltung der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf, dass die rund 1000 Mitarbeitenden von DHL in Israel wohlauf seien. Es gebe keine Überlegungen, das Geschäft in Israel aufzugeben. Noch im Juni sei er vor Ort gewesen und habe gedacht, dass es die friedlichste Zeit sei, jetzt sei die Hoffnung auf eine friedliche Lösung weiter geschrumpft. Daran könne man sehen, wie schnell sich Dinge ändern.

China ist für DHL ein interessanter Markt, Mexiko stark gewachsen

Auch der Konzern habe sich enorm verändert. Mehr als 90 % des Gewinns in diesem Jahr wurden laut Meyer außerhalb Deutschlands erzielt. Breite globale Präsenz wolle DHL auch weiter aufrechterhalten. Das Geschäft habe sich im zweiten Quartal in nicht so entwickelt wie erhofft. Vor allem in Europa und den USA. Meyer hofft auf eine gutes Weihnachtsgeschäft. Die Dellen im Geschäft seien aber keine strukturellen Probleme, sondern konjunkturelle. Es sei wichtig, sich vor Augen zu halten, dass die globalen Wertschöpfungsketten einen enormen Beitrag zum Wohlstand leisten, dass man dadurch Skaleneffekte erzielen könne und dass der globale Handel ein ganz wesentlicher Faktor sei, um eben die Preise von Waren und Dienstleistungen erschwinglich zu halten und der Inflation entgegenzuwirken. „Ich würde auch hinzufügen, dass insbesondere China – und die Leistungsfähigkeit von China in der Herstellung von Waren – ganz wesentlich sein wird, um auch beim Thema erneuerbare Energien und generell der Energiewende voranzukommen“, betonte Meyer. Als Logistikunternehmen sei der Produktionsstandort China daher sehr interessant. Vor allem in Mexiko habe sich das Geschäft aber im vergangenen Jahr auch sehr gut entwickelt.

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70 % der Emissionen stammen aus dem Flugverkehr – und da sind keine Innovationen in Sicht

Dass sich das Unternehmen im Vergleich zu anderen Firmen auf ein spätes Datum für die Nullemission festgelegt hat, nämlich 2050, sei realistisch. Schließlich generiere der Konzern 70 % der Emissionen durch Luftverkehr und dort sei auf lange Sicht keine Innovation sichtbar. Insgesamt habe das Unternehmen im vergangenen Jahr 38 Mio t CO2 generiert. Würde man den Primärenergiebedarf umrechnen, seien allein für DHL „40 Kernkraftwerke“ nötig, so Meyer. Er habe den Eindruck, dass erst jetzt manche realisieren, was die Energiewende bedeutet und verlangt. „Die Größe der Herausforderung ist, glaube ich, in der breiteren Gesellschaft noch nicht so richtig angekommen“, so der promovierte Ingenieur. DHL investiere bis 2030 zusätzlich 7 Mrd. € in den nachhaltigen Umbau.

Rasant verändert habe sich der Einsatz von Robotik und KI, mittlerweile setze das Unternehmen rund 15 000 Roboter ein. Vor einem Jahr seien es noch rund 3000 gewesen. DHL würde keine Basistechnologie entwickeln, habe aber vier Entwicklungszentren weltweit, wo die Erprobung und Anpassung an Kundenwünsche erfolgen. Eines davon befindet sich in Troisdorf. Die Digitalisierung sieht Meyer nicht als Bedrohung für Arbeitsplätze. Ihm hätten Arbeitnehmende zurückgespielt, dass die kollaborative Tätigkeit mit den Robotern hilfreich sei.

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Meyer will keine Gewinne aus dem Ausland in die Postzustellung stecken

Im Hinblick auf die gescheiteret Portoerhöhung rief der Konzernchef die Politik auf, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das Zustellgeschäft finanzierbar ist. Andere Länder wie die Schweiz hätten ihre Postgesetze bereits an die rückläufigen Mengen angepasst. Er erwarte mit Zuversicht den Referentenentwurf aus dem Ministerium. „Klar ist aber: Wir können das nicht mit den Gewinnen aus dem Ausland finanzieren“, betonte Meyer, der privat leidenschaftlicher Segelflieger ist.

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