Porträt der Woche 12. Dez 2023 Von Wolfgang Schmitz Lesezeit: ca. 3 Minuten

Sylvia Schattauer übernimmt Chefsessel der TU Clausthal im Namen der Nachhaltigkeit

Sylvia Schattauer schreibt Geschichte. Sie ist die erste vom Senat gewählte Frau an der Spitze der TU Clausthal. Die Wissenschaftlerin hat eine klare Mission.

Sylvia Schattauer ist als Expertin für Wasserstoff hoch angesehen. Mindestens für die kommenden sechs Jahre wird sie ihr Wissen in den Dienst der TU Clausthal stellen.
Foto: Fraunhofer IMWS

„Regional verwurzelt, global geschätzt.“ So heißt die altehrwürdige Technische Universität Clausthal ihre Leser auf der Internetseite willkommen. Die kleine Hochschule bekennt sich nicht nur zu ihrer geografischen Lage, sondern auch zu ihren Traditionen und Gebräuchen – von denen gottlob nicht alle dem Zeitgeist standhalten. Zwei Jahre vor ihrem 250. Geburtstag hat man sich an der Universität, die 77 Professoren und knapp 3500 Studierende zählt, darunter ein Großteil in den Ingenieurwissenschaften, zu einem historischen Schritt entschlossen: Erstmals wählte der Senat eine Frau zur Präsidentin der TU Clausthal. Und dann auch noch eine, die bislang wenig bis keine Berührung mit der TU hatte.

Hochschule: Der Ingenieur-Professor der etwas anderen Art

Es würde der Qualifikation und den Kompetenzen von Sylvia Schattauer allerdings hohnsprechen, die Wahl der studierten Elektrotechnikerin, Schwerpunkt Umwelttechnik/Regenerative Energien, und promovierten Experimentalphysikerin auf das Geschlecht zu reduzieren. Die Wissenschaftlerin ist in der Fachwelt als ausgewiesene Expertin für Wasserstoff hoch angesehen. Als kommissarische Institutsleiterin des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme Iwes sowie stellvertretende Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS bewies sie Management- und Führungskompetenzen.

Kreislaufwirtschaft liegt Sylvia Schattauer an der Spitze der TU Clausthal am Herzen

Von Frauenbonus kann also keine Rede sein. Sylvia Schattauer sieht in der Leitung einer Hochschule durch eine Frau keine Besonderheit mehr, da viele Universitäten in Fragen der Gleichberechtigung seit einigen Jahren große Fortschritte gemacht hätten. Wenn man in Clausthal und über die Stadtgrenzen hinaus von einer kleinen Revolution sprechen wolle, dann eher in Bezug auf ihre Vita. Denn üblicherweise werden an Hochschulen Rektorinnen und Präsidenten aus den eigenen Reihen rekrutiert. In Clausthal sprangen die Verantwortlichen über ihren Schatten und suchten über die Unimauern hinaus nach dem Profil, das den eigenen Ansprüchen am nächsten kommt. Und das besitzt offenbar Sylvia Schattauer. „Der Charme ist in der Tat, dass ich mich sowohl thematisch als auch managementseitig auf meine bisherigen Erfahrungen stützen kann“, erklärt die neue Präsidentin. Die TU Clausthal habe sich mit der Ausrichtung auf die vier Forschungsfelder nachhaltige Materialien und Prozesse, nachhaltige Energiesysteme, Rohstoffsicherung und Ressourceneffizienz sowie Digitalisierung für eine nachhaltige Gesellschaft gebündelt unter dem Leitthema „Circular Economy“ auf die Themen fokussiert, die ihr in ihrem bisherigen wissenschaftlichen Werdegang wichtig waren.

Generell gäbe es, so Schattauer, drei Motivationen für einen derartigen beruflichen Wechsel: Geld, Macht und Gestaltungsspielraum. „Die ersten beiden sind für mich wenig motivierend, die letzte dafür umso mehr.“ An der traditionsreichen Universität die Fäden in der Hand zu haben, um die Transformation mit eigenen Ideen voranzutreiben, sei „nach der aktiven Ansprache durch die Findungskommission einfach zu verlockend“ gewesen.

Wenn die Wissenschaft die Kreislaufwirtschaft zu einem zukunftstauglichen Modell ausbauen wolle, benötige die Uni Clausthal neben den bereits vorhandenen klugen Köpfen, die ihre Arbeit als Bereicherung betrachten, den Aufbau einer dienstleistungsorientierten Verwaltung, eine effiziente digitale Infrastruktur sowie eine Kultur des „Ermöglichens“. Als große Herausforderung für die nächsten Jahre betrachtet Sylvia Schattauer die bauliche Infrastruktur, die im Harz besonderen Witterungseinflüssen ausgesetzt ist, sowie die verbesserungswürdige Anbindung an den Bahnverkehr. „Als grüne Universität ist dies nicht nur unter dem ökologischen Aspekt zu betrachten, auch in Richtung Attraktivitätssteigerung für Studierende ist da noch Luft nach oben. Positiv zu vermerken ist aber, dass, wer einmal an der TU Clausthal angefangen hat, wohl nicht mehr weg möchte.“

Sylvia Schattauer versteht sich als Dienstleisterin für die TU Clausthal

„Kollegiale Führung, Transparenz und Verantwortungsübernahme sind mir persönlich wichtig“, sagt Schattauer, die sich als Dienstleisterin im Gesamtsystem Universität versteht. Dass sie über die notwendigen Soft Skills für diese Aufgabe verfügt, wird im persönlichen Gespräch schnell deutlich: Die neue Präsidentin gibt sich nicht hochherrschaftlich, sondern kooperativ-solidarisch, angenehm geerdet und authentisch.

Neue Präsidentin der TU Berlin ist Expertin für das Neue

Beim Blick über die Uni Clausthal hinaus bereiten ihr die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen Sorgen. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, dass die Bundesregierung 60 Mrd. € aus dem Klima- und Transformationsfonds streichen muss, „wird die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit nicht beschleunigen“. Allerdings sei Geld nicht alles. „Das eine sind die bürokratischen Fallstricke, das andere, die PS auf die Straße zu bringen. Es geht darum, Vorarbeit zu leisten, in den Dialog zu treten, das Agglomerat aus Wissenschaft und Anwendungsnähe in einen politischen Rahmen zu setzen und das ganze Paket schrittweise umzusetzen. Das sind die dringendsten Schritte, die notwendig sind und nicht in erster Linie das Geld.“

Dass das Leben nicht nur aus Arbeit bestehen sollte, weiß Sylvia Schattauer nicht erst, seitdem ihre vier Kinder auf der Welt sind. Am besten abschalten kann die Professorin im Grünen, sei es in Haus und Garten oder auf Reisen per Fahrrad, Kajak oder zu Fuß. Im Winter geht es mit den Skiern in die Berge, ganz weit weg von Wissenschaft und Management.

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