Industrieautomatisierung 04. Jun 2024 Von Martin Ciupek Lesezeit: ca. 3 Minuten

ABB ersetzt bisherige Robotersteuerung IRC5 durch neue Plattform

Technische Weiterentwicklungen führen nun bei ABB zu einer Veränderung bei der Steuerung von Robotern. Eine neue Plattform soll Anwendern den Einsatz durch KI und Sensorunterstützung erleichtern.

Die bisherige Robotersteuerung von ABB hat bald ausgedient. Eine neue Plattform soll Unternehmen künftig dabei unterstützen, ihre Prozesse schneller, präziser und nachhaltiger zu automatisieren.
Foto: ABB

Automatisierungskonzern ABB hat einen großen Entwicklungsschritt verkündet. Künftig soll der Einsatz der Roboter durch die neue Plattform OmniCore deutlich leichter und auch energieeffizienter werden. Dazu werden verstärkt die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz sowie Cloud- und Edge-Computing mit einbezogen.

Für das Traditionsunternehmen ist OmniCore die jüngste Entwicklung in der inzwischen 50-jährigen Innovationsgeschichte von ABB Robotics (ehemals ASEA): 1974 brachte das schwedische Unternehmen den weltweit ersten Roboter mit Mikroprozessor auf den Markt, 1998 wurde die Software RobotStudio eingeführt.

Zuletzt übernahm ABB 2024 das Unternehmen Sevensense, um mobile ABB-Roboter mit branchenführender, KI-gestützter Navigationstechnologie auszustatten. Der Schritt ist auch deshalb für das Unternehmen wichtig, weil beispielsweise mit der Alphabet-Tochter Intrinsic auch Techkonzerne immer stärker in die Robotik vordringen und klassischen Herstellern im Bereich der Software Konkurrenz machen.

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170 Mio. $ hat ABB in seine neue Plattform für Roboter investiert

Das lässt sich ABB auch einiges kosten: Mit seiner OmniCore-Plattform hat der Konzern nach eigenen Angaben mehr als 170 Mio. $ in die Robotik der nächsten Generation investiert und sieht darin einen großen Schritt in Richtung einer modularen und zukunftssicheren Steuerungsarchitektur auf einer zentralen skalierbaren Plattform. Sie ermöglicht demnach die vollständige Integration von KI-, Sensor-, Cloud- und Edge-Computing-Systemen, um hochmoderne und autonome Roboteranwendungen zu entwickeln. Außerdem vereint sie die verschiedenen Robotertypen im Konzern – vom kompakten Cobot bis hin zu den großen Industrierobotern und autonomen mobilen Robotern (AMR).

Sami Atiya, Leiter des Geschäftsbereichs Robotik & Fertigungsautomation bei ABB, sagt dazu: „Automatisierung ist eine strategische Notwendigkeit für unsere Kunden, die mehr Flexibilität, Einfachheit und Effizienz benötigen, um auf globale Megatrends wie Arbeitskräftemangel, Unsicherheit und die Notwendigkeit nachhaltigen Wirtschaftens zu reagieren.“ Durch ihre Mechatronik, KI- und Bildverarbeitungssysteme seien die ABB-Roboter heute zugänglicher, leistungsfähiger, flexibler und mobiler als je zuvor. Immer häufiger müssten die Roboter dabei nahtlos zusammenarbeiten, um mehr Aufgaben an mehr Orten erledigen zu können. Atiya geht davon aus, dass gerade der Einsatz von generativer KI die Anwendung von Robotern weiter erleichtern wird, weil Menschen damit künftig auch intuitiv mit den Maschinen kommunizieren könnten.

Roboter arbeiten mit neuer Plattform schneller und benötigen weniger Energie

Laut ABB erreicht die Bewegungssteuerung dabei eine Bahngenauigkeit der Roboter von unter 0,6 mm – sogar dann, wenn mehrere Roboter bei hohen Geschwindigkeiten von bis zu 1600 mm/s arbeiten. Das eröffne Automatisierungsmöglichkeiten in Bereichen wie Lichtbogenschweißen, Handydisplay-Montage, Kleben und Laserschneiden. Im Vergleich zur bisherigen ABB-Steuerung ermöglicht OmniCore einen bis zu 25 % schnelleren Roboterbetrieb und einen um 20 % geringeren Energieverbrauch.

Die Plattform basiert dazu auf einer skalierbaren, modularen Steuerungsarchitektur, die ein breites Spektrum an Funktionen für die Entwicklung der meisten denkbaren Anwendungen bietet – sowohl in bestehenden als auch in neuen Segmenten wie der Biotechnologie, dem Bauwesen oder vielen anderen Branchen. Über 1000 Hard- und Softwarefunktionen stünden Kunden zur Verfügung, um ihre Betriebsabläufe einfach planen, ausführen und optimieren und Anlagen unkomplizierter warten zu können. Dazu zählen ABB-Softwarefunktionen wie Absolute Accuracy, die die Präzision der Roboter über ihre Lebensdauer überwacht und Abweichungen kompensiert. Eine weitere Lösung ist „PickMaster Twin“, bei dem Kameras Greif- und Packprozesse überwachen und diese zusammen mit digitalen Zwillingen der Anlage optimieren.

Marc Segura, Leiter der Division Robotics bei ABB, hebt hervor: „Ein einzigartiges Merkmal von OmniCore ist die Fähigkeit, Bewegungen, Sensoren und Anwendungsgeräte über ein einziges integriertes System zu steuern.“ Damit öffne OmniCore nun die Tür zum gesamten Hard- und Softwareportfolio von ABB Robotics, in beliebiger Kombination und auf einer einzigen Steuerungsplattform. Im Bezug auf die industrielle Wertschöpfung sagt er: „In der Automobilindustrie ermöglicht OmniCore eine Steigerung der Produktionsleistung von robotergestützten Pressenlinien von zwölf auf 15 Hübe pro Minute und damit die Herstellung von 900 Teilen pro Stunde, was den Herstellern einen enormen Wettbewerbsvorteil verschafft.“

Wann läuft die bisherige ABB-Steuerung IRC5 aus?

Die bisherige Robotersteuerung IRC5 soll nur noch bis Juni 2026 verkauft werden. Ab dann gebe es aber noch für weitere zehn Jahre Serviceunterstützung für die verkauften Steuerungen.

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