Automatisierung in Lager und Produktion 01. Sep 2023 Von Martin Ciupek Lesezeit: ca. 3 Minuten

Junge Roboterhersteller: Zwischen drohender Insolvenz und Übernahme

Wie unterschiedlich die Entwicklungen einstiger Robotik-Start-ups verlaufen kann, zeigt sich in diesen Tagen. Während Franka Emika Ende voriger Woche eine vorläufige Insolvenzverwaltung bekam, kann sich Magazino über einen neuen Haupteigentümer freuen.

Steht vor einer großen Herausforderung: Franka Emika Geschäftsführer Patrick Pfaff möchte zusammen mit dem Insolvenzverwalter klare Signale an die Investoren senden.
Foto: Franka Emika GmbH

Einen regelrechten Boom an Start-ups verzeichnet die Robotikbranche nun bereits seit über 10 Jahren. Zu den jungen Unternehmen dieser Zeit gehören auch der 2016 gegründete Hersteller feinfühliger Knickarmroboter, Franka Emika, und der 2014 gegründete Logistikspezialist Magazino, beide mit Sitz in München. Während andere junge Roboterunternehmen in den vergangenen Monaten immer wieder erfolgreiche Investitionsrunden verkündeten, kam jetzt von Franka Emika die Meldung, dass das zuständige Amtsgericht München am 25.08.2023 die vorläufige Insolvenzverwaltung des Roboterherstellers angeordnet hat. Nach Unternehmensangaben hatte die Geschäftsführung das zuvor beantragt.

Differenzen auf Gesellschafterebene: Sanierungsexperte übernimmt Investorengespräche

Jetzt wird auch klar, warum Franka Emika trotz positiver Entwicklungen der Branche und guter Auftragslage in Schwierigkeiten geraten ist. „Die mit potenziellen Investoren laufenden Gespräche waren zuletzt aufgrund von Differenzen auf Ebene der Gesellschafter der Franka Emika GmbH nicht zum Abschluss gebracht worden, was auch die künftige Finanzierung des Unternehmens beeinträchtigt hatte“, heißt es in einem Statement des Unternehmens. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde deshalb Sanierungsexperten Matthias Hofmann von der Kanzlei Pohlmann Hofmann bestellt. Er übernimmt die bereits laufenden Investorengespräche und soll zugleich die Ansprache zusätzlicher Investoren forcieren.

In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über Franka Emika: Robotereinsatz nach dem Apple-Modell

Die über 100 Mitarbeitenden von Franka Emika wurden bereits von der Geschäftsführung und dem vorläufigen Insolvenzverwalter über den aktuellen Stand informiert. Die Löhne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind demnach bis einschließlich Oktober 2023 über das Insolvenzgeld gesichert. Kunden, Partner sowie weitere Stakeholder werden derzeit in Kenntnis gesetzt.

Insolvenzverfahren bei Franka Emika: Zuversicht bei den Verantwortlichen

Die Verantwortlichen zeigen sich derweil zuversichtlich. Zur Suche nach Investoren sagt Hofmann: „Franka Emika hat in den vergangenen Jahren eine großartige Technologie entwickelt und auf den Markt gebracht. Gerade angesichts des Fachkräftemangels sind die Einsatzbereiche für Leichtbauroboter sehr vielfältig.“ Der Roboterhersteller habe daher viel Potenzial, was das Unternehmen für Investoren äußerst attraktiv mache. „Die bereits existierende Basis an interessierten Investoren bestätigt dies“, so der Verwalter.

Auch Franka Emika Geschäftsführer Patrick Pfaff verweist auf gute Voraussetzungen: „Unsere Auftragsbücher sind voll und wir freuen uns, mit Unterstützung unserer Lieferanten und des Insolvenzverwalters jetzt unsere Kunden wieder gut bedienen zu können.“ Zwischenzeitlich kämmen über die Hälfte der Aufträge aus der Industrie – darunter seien namhafte Unternehmen wie Deepmind und ein OEM-Kunde aus den USA sowie Firmen aus dem deutschen Mittelstand. „Mit einem neuen Investor an der Seite und mit der Unterstützung unserer Geschäftspartner können wir unseren Vorjahresumsatz kurzfristig verdoppeln und einen positiven Cashflow erreichen“, zeigt sich Pfaff überzeugt.

Roboter für die Logistik: Magazino gehört jetzt Jungheinrich

Ganz anders verlief die Entwicklung bei Magazino. Deren Roboter sind mobile Plattformen, die in Lagern Kommissionieraungsaufgaben übernehmen und in Produktionsunternehmen für Materialnachschub sorgen. Bereits vorige Woche verkündete der Hamburger Intralogistik-Pionier Jungheinrich, dass er den Robotik-Spezialisten mit heute 130 Beschäftigten vollständig übernimmt. Zuvor war das als Gabelstaplerhersteller bekannte Unternehmen mit 21,7 % beteiligt. Alle Anteile der Gründer sowie der bisherigen Mitgesellschafter – zu denen Cellcom, Fiege Logistik und Körber gehörten – wurden nun übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Ein Logistikroboter vom Münchener Hersteller Magazino liefert Material an einen Produktionsarbeitsplatz. Foto: MAGAZINO

Magazino soll nun als eigenständige Gesellschaft innerhalb Jungheinrichs weiterwachsen. Die Firma soll dabei vor allem auch vom weltweite Vertriebs- und Servicenetz des Konzerns profitieren. Das Unternehmen wird dabei von den beiden Co-Foundern Frederik Brantner und Lukas Zanger sowie Moritz Tenorth geführt. Für Jungheinrich ist die vollständige Übernahme ein weiterer strategischer Schritt zur Stärkung seiner Automatisierungskompetenz. Denn das System und die Roboter von Magazino sind bereits in den Lagern verschiedener Industriekunden, Online-Händler und Logistikdienstleister im Einsatz. Die Steuerungssoftware für Roboter in komplexen Logistik-Umgebungen ist zudem im vollautomatisierten Niederhubfahrzeug EAEa von Jungheinrich integriert. Dieses wurde im Rahmen der diesjährigen Intralogistik-Fachmesse Logimat erstmals vorgestellt.

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Sind das Anzeichen für eine Konsolidierung des Robotikmarktes? Branchenkenner und Start-up-Berater Helmut Schmid sagt dazu: „Da der Markt der Robotik nach wie vor sehr groß ist und unglaublich viel Potenzial für alle Marktteilnehmer bietet, lässt sich dies aus meiner Sicht nicht so einfach auf eine Konsolidierung zurückführen.“ Der ehemalige Geschäftsführer der Universal Robots Germany GmbH sagt: „Technologie alleine war noch nie erfolgreich.“ Er glaubt – und dies gelte für alle neuen Marktteilnehmer und Start-ups –, dass eher die Bestätigung durch kaufende und zahlende Kunden die treibende Rolle spiele. Dafür müsse das Produkt zum Markt passen. Für eine schnelle Skalierung brauche es zudem einen Marktzugang über einen Vertriebskanal und das das Marketing.

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