Siemens und Teradyne unterstützen gemeinsam Standard für die einfache Integration von Robotern
Roboterprogramme einfach in eine Industriesteuerung schreiben, das soll durch eine Schnittstelle gelingen. Mehrere Unternehmen arbeiten unter dem Dach der Profibus Nutzerorganisation daran.
Immer mehr Unternehmen erkennen die Notwendigkeit Roboter einzusetzen, um beispielsweise dem Fachkräftemangel zu begegnen oder Maschinen besser auszulasten. Gleichzeitig gibt es immer mehr einfache Roboter, die auch für kleinere Firmen geeignet sind. Eine große Herausforderung bleibt für die Betriebe aber weiterhin die Einbindung der Maschinenarme und mobilen Transportsysteme in bereits automatisierten Prozessen. Das soll sich ändern. Vorige Woche auf der Branchenmesse SPS in Nürnberg hat beispielsweise Dassault Systèmes dazu eine Partnerschaft mit dem Deutschen Robotik Verband verkündet. Diese Woche zog die internationale Nutzerorganisation Profibus & Profinet International (PI) auf der Veranstaltung „Get together for Robotics“ gewichtigen Playern aus der Automatisierungstechnik und der Robotik nach.
SRCI: Datenschnittstelle senkt Aufwand für die Integration von Robotern
Bereits vor rund zwei Jahren hatte die PI die Arbeiten an der einheitlichen Datenschnittstelle SRCI (Standard Robot Command Interface) gestartet. Über diese Schnittstelle können laut der Nutzerorganisation Roboterprogramme vollständig in der SPS (Speicherprogrammierbare Steuerung) geschrieben werden, indem die Funktionen aufgerufen und die erforderlichen Roboterzustandsinformationen an die SPS rückgemeldet werden. Xaver Schmidt, Vorstandsvorsitzender von PI, sagte bei der Veranstaltung in Erlangen: „Wir haben mit dem SRCI ein drängendes Problem in der Branche gelöst.“ Die Schnittstelle sei die Basis für einen einfacheren Einsatz von Robotern und damit einer flexibleren Produktion.
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Auch wenn das in der Praxis noch nicht überall reibungslos funktioniert. Gerade für Bestandsanlagen, die per Profibus oder über die Ethernetvariante des Bussystems (Profinet) vernetzt sind, könnte das ein großer Schritt zur einfacheren Integration von Robotern sein. Laut PI zeigten erste Praxiserfahrungen mit der neuen Schnittstelle, dass wesentlich weniger Detailkenntnisse über den jeweiligen Roboterhersteller, die Handhabung und den Funktionsumfang des Roboterhandbediengeräts nötig waren. Kosten und Zeitaufwand für die Integration sanken demnach deutlich. Bei der Standardisierung werde zudem unter anderem mit PLCopen (Motion Control) und der VDMA OPC Robotics Initiative zusammengearbeitet. Damit soll eine organisationsübergreifende internationale Harmonisierung in der Roboterprogrammierung vorangetrieben werden.
Teradyne will die SRCI-Schnittstelle ab 2024 anbieten
Zu den Unterstützern des SRCI-Standards gehören unter anderem Siemens und Teradyne Robotics – die Muttergesellschaft des dänischen Herstellers Universal Robots und MiR (Mobile Industrial Robots). Ujjwal Kumar, Group President von Teradyne Robotics, sagte dazu: „Wir sind fest davon überzeugt, dass die einfachere Nutzung von Robotern die Marktakzeptanz beschleunigen und sicherstellen wird.“ Damit könne künftig eine weitreichende Automatisierung umgesetzt werden. „Wir sind fest entschlossen, SRCI zu unterstützen und diese Schnittstelle Anfang 2024 auf den Markt zu bringen“, hob er hervor.
Auch Rainer Brehm, CEO Factory Automation bei der Siemens AG, positionierte sich deutlich: „Wir haben bei unseren Kunden beobachtet, dass die skill-basierte und einfach zu bedienende Robotik sowie deren nahtlose Integration in die SPS eine zunehmend wichtigere Rolle bei der Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem Industriemarkt spielen werden. Deshalb haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, auf Basis des Standard Robot Command Interfaces und KI-Technologie an Lösungen zu arbeiten, welche die Entwicklungs- und Betriebskosten im Umgang mit Industrierobotern für unsere Kunden signifikant reduzieren.“
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