Europas größte Anlage für chemisches Recycling aus gemischten Kunststoffabfällen entsteht in Böhlen bei Leipzig
Bisher galten nicht sortenreine Kunststoffe in der Recyclingwirtschaft als Problem und wurden meist verbrannt – doch allmählich etablieren sich chemische Verfahren.

Am Dow-Standort in Böhlen südlich von Leipzig entsteht Europas größte Anlage für chemisches Recycling.
Foto: Dow
Für nicht sortenreine Kunststoffe bleibt beim Stand der Technik statt Recycling bislang meist nur eine thermische Verwertung übrig. Das soll sich ändern. Der Londoner Recyclingspezialist Mura Technologies hat mit dem US-Konzern Dow Chemical eine Vereinbarung getroffen, im Werk Böhlen bei Leipzig eine Anlage zum chemischen Recycling solcher Mischabfälle zu errichten.
„Wir haben mit Hydrothermal Plastic Recycling Solutions ein patentiertes und großtechnisch einsatzreifes Verfahren“, versichert Oliver Borek, Chief Commercial Officer bei Mura Technology. Dabei werden die Mischkunststoffe mit überkritisch erhitztem Wasser bei Temperaturen von bis zu 500 °C und einem Druck von bis zu 225 bar in einem röhrenförmigen Reaktor wieder zu Ölen fraktioniert, in dem die langen Kohlenstoffketten aufgespalten werden. So werden vor allem die Mittelfraktionen als synthetische Öle gewonnen. Sie können problemlos mit dem in Böhlen und dem über Pipelines angeschlossenen Dow-Werk in Schkopau mit Naphtha verschnitten und für neue Kunststoffe genutzt werden.
Kunststoffe aus Haushalten und Industrie werden chemisch recycelt
Das Verfahren ist nach Unternehmensangaben hoch effektiv: Bis auf etwa 10 % schwere Anteile, die sich für die Nutzung etwa in Bitumen eignen, fallen nur etwa 15 % Massenanteile als gasförmige Kohlenstoffverbindungen an, die Dow im auf dem Werksgelände stehenden Cracker nutzen will. Der Rest sind synthetische Öle, die ohne weitere Reaktion direkt wieder in den Kreislauf gelangen können.
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