Ifo-Geschäftsklimaindex stürzt ab

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich deutlich abgekühlt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli auf 88,6 Punkte gefallen, nach 92,2 Punkten (saisonbereinigt korrigiert) im Juni. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2020. Die Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten erheblich schlechtere Geschäfte. Zudem waren sie weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Hohe Energiepreise und drohende Gasknappheit belasten die Konjunktur. Deutschland steht an der Schwelle zur Rezession.
Chemie
In der energieintensiven chemischen Industrie herrschten im Angesicht steigender Energiepreise und der befürchteten Gasengpässe große Zukunftssorgen. Vielerorts wurde eine sinkende Produktion antizipiert. Allerdings waren – trotz abflauender Nachfrage und rasch fallender Auftragsbestände – immer noch vielerorts zufriedene Stimmen hinsichtlich der aktuellen Geschäftssituation zu vernehmen. Die Auslastung der Anlagen lag mit 81,5 % nur leicht unter dem langfristigen Mittel von 82,4 %. Die zuletzt hochdynamische Preisentwicklung verlor deutlich an Tempo, allerdings wurde immer noch sehr weitverbreitet von Preiserhöhungen berichtet.
Metallerzeugung und -bearbeitung
Im Bereich Metallerzeugung und -bearbeitung nahm die Zufriedenheit mit der Geschäftslage am aktuellen Rand deutlich ab. Bei hohen Preisen zeigte die Nachfrage erste Anzeichen von Schwäche. Die Orderbücher waren mit einer Reichweite von 4,1 Monaten (3,7 Monate im Vorquartal) jedoch prall gefüllt. Die Auslastung der Anlagen war mit 88,8 % überdies immer noch sehr hoch (89,5 % im Vorquartal). Für das kommende halbe Jahr rechneten dagegen viele Unternehmen mit Geschäftsrückgängen. Die explodierenden Energiepreise und befürchteten Versorgungsengpässe beim Gas belasten die Geschäftserwartungen bereits seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine erheblich.
Hochbau
Im Hochbau verschlechterte sich die Geschäftslage im Juli deutlich. Die drastisch gestiegenen Materialkosten mussten an die Kunden weitergegeben werden und so verteuerten sich die Baupreise immer weiter. Gleichzeitig belasteten die Zinsanstiege und die Unsicherheit über künftige Fördermöglichkeiten im Wohnungsbau die Kalkulation der potenziellen Bauherren. Infolge waren ungewöhnlich viele Auftragsstornierungen zu beobachten. Die Betriebe blickten sorgenvoll auf die kommenden Monate.
Auto
Architektur
DV-Geräte, elektronische und optische Erzeugnisse
Elektro
Gummi/Kunststoff
Maschinenbau
Tiefbau
Das Ifo Institut fragt monatlich bei 9000 Unternehmen in Deutschland wichtige Daten ab. So ermitteln die Münchner Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nach Branchen gesplittet die aktuelle Geschäftslage und die Erwartungen für die nächsten sechs Monate in den Unternehmen. Beispiel: Wenn 40 % der Befragten ihre derzeitige wirtschaftliche Lage positiv beurteilen, 60 % dagegen negativ, ergibt das eine Geschäftslage von -20 %.